Wall Street behauptet Gewinne Dax findet keine Richtung
15.04.2015, 22:27 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Kalt lässt die EZB-Sitzung heute den Dax - wirklich Neues hatte Mario Draghi nicht zu berichten. Zwar können starke Auto- und Rohstoff-Werte den Leitindex zwischenzeitlich stützen. Am Ende sind die leichten Gewinne des Tages jedoch wieder dahin.
Am Ende nahezu unbewegt verabschiedete sich der Dax aus dem Handelstag. Dabei sah es den Tag über nach leichten Gewinnen aus - erst gegen Ende stolperte der Index und alles war wieder dahin.
Kräftige Käufe in auto- und rohstoffnahe Aktien gaben dem Kurs jedoch Unterstützung. "Neben den Autos ist alles gesucht, was irgendwie mit Rohstoffen zusammenhängt", sagte ein Händler. Bei den Autowerten und Zulieferern handele es sich um Rückkäufe nach den jüngsten Gewinnmitnahmen, so ein Händler. Auslöser für die Nachfrage bei Rohstoffwerten sei die sich immer deutlicher abzeichnende Bodenbildung beim Ölpreis. Dies könne auch für eine Erholung anderer Rohstoffpreise sorgen, so die Argumentation. Das WTI-Rohöl war wieder über die 54-Dollar-Marke gesprungen.
Die Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) brachte wie von Volkswirten erwartet keine spektakulären Beschlüsse: Die Währungshüter beließen den Leitzins auf dem Rekord-Tiefstand von 0,05 Prozent und wollen ihre Anleihekäufe wie geplant bis September 2016 fortsetzen. Eine kurzzeitige Unterbrechung der Pressekonferenz wegen einer Störung durch eine politische Aktivistin sorgte nur für eine Schrecksekunde.
Der Euro erholte sich wieder etwas, nachdem er zuvor erneut unter die Marke von 1,06 Dollar gerutscht war. Am Nachmittag notiert er bei 1,0603 Dollar. Spekulationen auf eine spätere Zinswende in den USA haben nach erneut schwächer als erwartet ausgefallenen US-Konjunkturdaten dem Dollar zugesetzt. Die US-Unternehmen haben ihre Produktion im März so kräftig gedrosselt wie seit über zweieinhalb Jahren nicht mehr. Auch der Empire-State-Index für das Verarbeitende Gewerbe fiel schwächer aus als gedacht.
Auf die Stimmung drückten zu Beginn des Handelstages neue Wirtschaftsdaten aus China. Das Wachstum war wie erwartet auf 7 Prozent zurückgegangen. Die Industrieproduktion und die Einzelhandelsumsätze waren zuletzt aber deutlich langsamer gewachsen als erwartet.
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Der Dax schloss am Ende nahezu unverändert auf 12.231 Punkten. Beim MDax zeigte sich ein Aufschlag von 0,6 Prozent auf 21.571 Zähler. Um 0,2 Prozent fiel der TecDax, der Euro-Stoxx-50 konnte 0,5 Prozent zulegen auf 3803 Punkte.
Stark zeigten sich im Dax auto- und rohstoffnahe Aktien: Spitzenreiter im Leitindex waren am Ende ThyssenKrupp mit einem Plus von 1,4 Prozent. Continental notierten mit einem Aufschlag von 1,0 Prozent. Auch die Aktien von Düngemittel-Produzent K+S legten um 0,8 Prozent zu.
Leicht positiv für den TecDax-Konzern Drillisch werteten Händler den Kauf des Mobilfunk-Vermittlers The Phone House. Der Distributor bringe einen Umsatz von rund 350 Millionen Euro jährlich ein und habe zuletzt rund 1 Million Kunden pro Jahr angeworben. "Gut ist vor allem, dass Drillisch den Kaufpreis in eigenen Aktien und mit künftigem CashFlow von Phone House bezahlen", sagte ein Händler. Damit werde das Thema "Aktien als Akquisitionswährung" angesichts der hohen Kursniveaus sinnvoll umgesetzt. Die Aktie verlor am Ende jedoch 1,2 Prozent.
Die Aktie von Borussia Dortmund büßte nach der Meldung, dass Trainer Jürgen Klopp um seine Vertragsauflösung gebeten hat, um 1,0 Prozent ein. Im laufenden Jahr hat das Papier mehr als 7 Prozent an Wert verloren - der SDax hat im selben Zeitraum um mehr als 20 Prozent zugelegt.
USA: Wall Street entspannt sich beim Thema Zinswende
Trotz oder gerade wegen schwacher Konjunkturdaten haben die US-Börsen leichte Aufschläge verzeichnet. Die Zinswende in den USA scheint angesichts neuer negativer Konjunktursignale noch eine Weile auf sich warten lassen. So hat die Geschäftsaktivität im Großraum New York, gemessen am Empire State Index, im April überraschend ins Minus gedreht und die Marktprognose um Längen verfehlt. Damit nicht genug: Die US-Industrieproduktion ist im März stärker gesunken als erwartet.
Am Aktienmarkt spielen die Anleger in dieser Gemengelage offenbar die Zinskarte, denn mit den Kursen geht es aufwärts. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte legte 0,4 Prozent auf 18.112 Punkte zu. Der breiter gefasste S&P-500 stieg 0,5 Prozent auf 2106 Zähler. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq rückte um 0,7 Prozent auf 5011 Punkte vor.
Die Aktien von Google legten um 0,2 Prozent zu und blieben damit nur zeitweise belastet vom formalen Kartellverfahren der EU gegen den Internetkonzern.
Asien: Schwache China-Daten drücken Kurse
Die Konjunkturdaten aus China haben den Anlegern in Fernost die Kauflaune verdorben. In Schanghai büßte der Index zunächst mehr als ein Prozent ein, bevor er im Handelsverlauf einen Großteil der Verluste wieder wettmachte.
Der Aktienmarkt in Hongkong hielt sich leicht im Plus, weil Anleger mit weiterhin hohen Kapitalzuflüssen von Investoren aus Zentralchina rechneten. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans notierte knapp 0,5 Prozent niedriger.
In Tokio ging der Leitindex Nikkei 0,2 Prozent schwächer mit 19.869 Zählern aus dem Handel. Börsianern zufolge haben Anleger nach den jüngsten Kursgewinnen etwa bei Pharmaunternehmen Kasse gemacht. Gleichzeitig seien viele Investoren aber zuversichtlich, dass die japanischen Unternehmen angesichts eines schwachen Yens und der niedrigen Ölpreise starke Quartalszahlen präsentieren werden.
Quelle: ntv.de, kst/bdk/rts/DJ