Die 7000 waren gestern Dax geht baden
16.11.2012, 18:00 Uhr
Gut, wenn man im Wasser daheim ist ...
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Am deutschen Aktienmarkt geht es weiter abwärts: Nach einem mutigen Auftakt rutscht der Leitindex unter die Marke von 7000 Punkte - und schließt dann auf Tagestief. Nur zwei Werte weisen im Leitindex Dax Gewinne auf. Unter die Räder kommen die Bankenwerte und Henkel.
Der deutsche Aktienmarkt hat sich am Freitag wegen Konjunktur- und Schuldensorgen mit erneuten Verlusten in das Wochenende verabschiedet. Die Unsicherheiten in der Eurozone und den USA drückten den Leitindex erstmals seit Anfang September sogar wieder unter die Marke von 7000 Punkten.
Der Dax verabschiedete sich 1,3 Prozent schwächer mit 6951 Punkten ins Wochenende - und damit auf Tagestief. Der MDax sackte 1,0 Prozent auf 10.958 Zähler ab. Der TecDax verbilligte sich um einen halben Prozent auf 791 Stellen.
Marktmeinungen gehen auseinander
"Die Lage ist unverändert schlecht", hieß es aus vom Parkett. "Wir haben einen Konflikt im Nahen Osten, dann die Haushaltsprobleme in den USA und die Euro-Schuldenkrise ist auch noch nicht beendet." Ein weiterer Börsianer wies darauf hin, dass durch den Fall des Dax unter die 7000er-Marke weitere Verkäufe ausgelöst worden seien. "Die Schleusentore sind geöffnet."
Bei weitem nicht alle Marktteilnehmer wollten dem Sturz durch die 7000er-Marke größere Bedeutung beimessen. "Das ist eine runde Zahl mit rein psychologischer Bedeutung", sagte ein Händler. Vom Markt viel genauer beäugt würden dagegen die Unterstützungsmarken aus der großen Seitwärtsbewegung vom August. Sie starten bei rund 6980 und reichen bis hinunter in den Bereich um 6880 Punkte. "Zudem hatten wir klar eine Bären-Flagge im Intraday-Chart zwischen 7100 und 7200 gemacht", ergänzte ein technisch orientierter Chartanalyst. Das Abwärtspotenzial dieser Kursmarkierung betrage rund 300 Punkte und deute eine Erschöpfung der Abwärtsbewegung ab 6900 Zählern an.
Banken und Henkel abgestraft
Im deutschen Aktienmarkt gehörten die Bankenwerte zu den Top-Verlierern. Die Papiere der Deutschen Bank verloren 3,8 Prozent. Commerzbank sackten 4,9 Prozent ab. Auch Allianz büßten mit 2,4 Prozent überdurchschnittlich ein.
Unter Angabedruck gerieten auch die Papiere von Henkel. Sie brachen nach der um 4,7 Prozent ein und waren damit Top-Verlierer im Leitindex. Börsianer monierten, das organische Umsatzwachstum habe ebenso etwas enttäuscht wie Aussagen des Konsumgüterherstellers zur Unternehmensstrategie. Zusammen mit dem schwachen Klebstoff-Geschäft laste dies auf der Aktie, hieß es.
Auch nach einer mit Spannung erwarteten Analystenkonferenz zeigte sich beim Henkel-Kurs keine Erholung. "Bei Analysten überwiegt auch nach der Konferenz klar die Enttäuschung über die nicht genannten Margenerwartungen", sagte ein Händler. Zudem habe Henkel Rückgriff auf zuviele Adjustierungen bei den Kennziffern genommen, so dass "eine gewisse Beliebigkeit" in den Daten liege. Die Schätzungen eines Hauses seien daher kaum mit denen eines anderen zu vergleichen, da sie sich möglicherweise auf unterschiedliche Basisdaten stützten.
Zwei Gewinner
Auf der Gewinnerseite standen mit Deutsche Post (+0,2 Prozent) undi SAP lediglich zwei Werte. SAP verkündete, auf dem Weg zu den Zielen für 2015 schon weiter zu sein als geplant. "Das sind starke Aussagen", sagte ein Händler: "Wer seine Ziele früher erreicht, kann sie zum genannten Datum bereits übertroffen haben - darauf spekuliert die Börse." Software werde von immer mehr Investoren als unverzichtbar für die Komplexität der modernen Gesellschaft erkannt. "Und da setzt sich SAP immer mehr an die Spitze", meinte der Händler. Im Dax spiegele sich dies bereits wider: SAP sei hier mittlerweile der am stärksten gewichtete Wert noch vor Siemens. Die Aktien des Softwarekonzerns verteuerten sich um 0,3 Prozent.
Für Bayer wird's teurer
Ein Minus von 0,2 Prozent verzeichneten die Aktien von Bayer, weil dem Unternehmen ein womöglich kostspieliger Bieterkampf in den USA droht. Der britische Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser will - ebenso wie Bayer - den US-Vitaminhersteller Schiff Nutrition übernehmen und bietet deutlich mehr Geld als Bayer.
Die Briten wollen den führenden US-Anbieter von Vitaminen und Nahrungsergänzungsmitteln Schiff Nutrition für 1,4 Mrd. US-Dollar übernehmen. Reckitt Benckiser bietet 42 Dollar pro Anteil in bar und damit einen Aufschlag von 23 Prozent auf den Schlusskurs vom Donnerstag. Das Bayer-Gebot liegt bei 34 Dollar in Aktien. Nach Bekanntwerden des neuen Angebots kletterte die Aktie der Schiff Nutrition am Vorabend um 30 Prozent auf 44 Dollar und damit über den Gebotspreis.
Telekom kann Minus nicht trotzen
Als sehr positiv für die Deutsche Telekom bezeichneten Händler die Aussichten auf einen Börsengang des britischen Mobilfunkers EE. Das Joint Venture mit France Telekom könnte ein attraktives Investment für Anleger sein. "Wir reden hier nicht über einen kleinen Anbieter wie O2 in Deutschland, sondern den Marktführer", sagte ein Händler. Zudem sei EE bereits in den schnellen 4G-Netzen aktiv.
Gerade nach den schwachen Zahlen von Vodafone und deren Umsatzproblemen in Südeuropa dürfte ein hohes Interesse bestehen, in der Branche zwischen verschiedenen Aktien diversifizieren zu können. Zudem wäre EE als britisches "Pure Play" interessant. EE arbeitet in England unter den Marken "EE", "Orange" und "T-Mobile". Wie France Telecom verlauten ließ, könnte der Börsengang in spätestens einem Jahr erfolgen. Die Telekom-Aktien gaben 2,3 Prozent ab.
Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts