Kräftige Verluste Dax gerät ins Straucheln
29.03.2012, 17:35 Uhr
(Foto: Reuters)
Der deutsche Aktienmarkt weitet angesichts von durchwachsenen Konjunkturdaten aus der Eurozone und den USA seine Verluste aus und entfernt sich deutlich von 7000-Punkte-Marke. Die Investoren seien sehr optimistisch gewesen, dafür würden sie jetzt umso negativer überrascht, sagt ein Analyst.
Am deutschen Aktienmarkt haben nach einem verlustreichen Vortag erneut die Minuszeichen dominiert. Der Dax verlor 1,7 Prozent auf 6875 Punkte, während der MDax 1,3 Prozent auf 10.553 Zähler nachgab. Der TecDax büßte 1,5 Prozent auf 782 Punkte ein.
Angesichts schwacher Vorgaben aus Übersee waren die Indizes bereits bereits mit Verlusten in den Tag gestartet: In den USA war das Verbrauchervertrauen zurückgegangen, und auch die Auftragseingänge langlebiger Güter stiegen nicht so stark wie erwartet. "Das dämpft derzeit ordentlich die Stimmung", sagte ein Händler.
Am späten Vormittag sorgten die Angaben der EU-Kommission zu Wirtschaftsstimmung und Geschäftsklimaindex der Eurozone dafür, dass sich die Verluste ausweiteten. "Das Industrievertrauen ist wirklich enttäuschend ausgefallen", meinte ein Volkswirt. Besser sehe es beim Verbrauchervertrauen aus, das die Erwartungen übertroffen habe. Es überwiege aber insgesamt der negativen Eindruck.
Außerdem habe Enttäuschung über die eher schwach verlaufene italienische Anleiheauktion den Markt weiter in die Tiefe gedrückt, sagten Beobachter. Aus den USA kamen dann am Nachmittag leicht enttäuschende Arbeitsmarktdaten. "Wir erleben gerade zwar keine richtige Korrektur, aber zumindest einen kleinen Rücksetzer, nachdem der Dax seit Jahresbeginn bereits 20 Prozent hinzugewonnen hat", betonte Jochen Intelmann, Chefvolkswirt bei der Hamburger Sparkasse.
"Der Kessel der chinesischen Wachstumslokomotive verliert Dampf und die jüngsten US-Konjunkturdaten waren zwar meist besser als in den Vergleichszeiträumen, blieben aber hinter den Erwartungen zurück", ergänzte ein Börsianer. "Dies zeigt, dass bereits viel Hoffnung eingepreist war."
Zudem warnte die Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalen Währungsfonds davor, dass die griechische Schuldenkrise immer noch "aus dem Ruder laufen" könne. Neben Griechenland rücke Spanien mit seinen Haushaltproblemen in den Vordergrund, sagte Aktienhändlerin Anita Paluch von Gekko Global Markets. Ministerpräsident Mariano Rajoy will sein milliardenschweres Sparpaket am Freitag vorstellen.
"Angesichts dieser Rahmenbedingungen halten wir uns aber noch recht gut", meinte ein Börsianer. "Der Aufwärtstrend ist immer noch intakt." Trotz seiner jüngsten Verluste stehe der Dax vor seinem besten ersten Quartal seit 1998. Der EuroStoxx50 steuere auf seinen besten Jahresauftakt seit immerhin sechs Jahren zu.
Dunkle Wolken über SMA Solar
Im Dax tendierten Autowerte schwach, wobei Daimler mehr als drei Prozent nachgeben. "Die Aktien leiden unter den trüberen Konjunkturaussichten in China", sagte ein Händler. Darüber hinaus drohen nach Aussagen der Rating-Agentur Standard & Poor's europäischen Fahrzeug-Herstellern wegen des schrumpfenden Heimatmarktes Herabstufungen der Kreditwürdigkeit.
Im MDax verharrten Hochtief in der Verlustzone, die Papiere rutschten 2,1 Prozent ab. Deutschlands größter Baukonzern hatte wegen Schwierigkeiten seiner australischen Tochter Leighton seine Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr 2012 gesenkt. Hintergrund sind Verzögerungen bei zwei wichtigen Bauprojekten und gestiegene Kosten. Leighton hatte seine Aktien für zwei Tage vom Handel aussetzen lassen. Hochtief-Papiere waren in der Zeit bereits um mehr als acht Prozent eingebrochen. "Von daher sollte das Abwärtspotenzial für die Aktien im Tagesverlauf begrenzt sein", sagte ein Börsianer. Allerdings seien Anleger durch die Probleme bei Leighton nachhaltig verunsichert, Langzeit-Investoren dürften so schnell nicht wieder bei den Aktien zugreifen.
Vossloh-Titel verbilligten sich nach Zahlen um 0,9 Prozent. Die Aktien des Arzneimittelkonzerns Stada legten nach Bekanntgabe der endgültigen Zahlen und bestätigter Prognose 4,5 Prozent zu.
Im TecDax standen SMA Solar unter Druck. Nachdem das Management einen Gewinneinbruch und die Kürzung der Dividende bekanntgegeben hatte, verbilligte sich die Aktie um 7,1 Prozent. "Die Krise in der Solarindustrie trifft jeden - auch SMA Solar", meint ein Händler.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/DJ