Ifo verdrängt Irland Dax gönnt sich Pluszeit
24.11.2010, 18:00 Uhr
Der Markt gönnt sich ein wenig Vergnügen.
(Foto: dpa)
Nachdem der deutlich besser als erwartet ausgefallene Ifo-Index zunächst wenig Wirkung zeigte, besinnen sich die Anleger eines besseren und lassen den Dax deutlich ins Plus steigen. SAP müssen nach der Milliardenstrafe in den USA Abschläge hinnehmen, aber der Markt hat die Nachricht schon gut verarbeitet.
Anleger setzen weiter auf solides Wirtschaftswachstum in Deutschland und haben sich deshalb weniger Sorgen über die Schuldenkrise in anderen europäischen Ländern gemacht. Der Dax reagierte mit einem Kursanstieg von 1,7 Prozent auf 6823 Punkte auf den höchsten Stand des Ifo-Index seit der Wiedervereinigung. Gefragt waren insbesondere Aktien von Industrie- und Autokonzernen. Der MDax legte 1,9 Prozent auf 9356 Zähler zu, der TecDax gewann 1,1 Prozent auf 786 Punkte.
"Der starke Ifo war genau die gute Nachricht, die die Anleger brauchten, um die Angst vor einer Zuspitzung der Schuldenkrise in Europa ein wenig abzuschütteln", sagte ein Händler. "Jetzt wird das Interesse in Deutschland wieder stärker auf Thema Konjunktur gelenkt, und die gibt ja auch viel Anlass zur Hoffnung." Der Dax entwickelte sich in der Folge deutlich besser als andere europäische Märkte. Der EuroStoxx für die Euro-Zone legte nur 0,6 Prozent zu.
Händlern zufolge nahmen auch internationale Anleger die Veröffentlichung des wichtigsten Konjunkturindikators für die größte europäische Volkswirtschaft zum Anlass, deutsche Aktien zu kaufen, wobei sich US-Investoren am Tag vor Thanksgiving zurückhielten. "Aktienanleger gehen nach Deutschland, wo die wirtschaftliche Welt wohl noch in Ordnung ist", sagte ein Händler.
Nichtsdestotrotz wurden die jüngsten Entwicklungen in Irland mit Erleichterung aufgenommen. Nach Angaben des französischen Regierungssprechers werden EU und IWF Irland wohl mit 85 Mrd. Euro unter die Arme greifen. Die Inselrepublik kündigte ein 15-Milliarden Euro schweres Sparpaket an und will die Mehrwertsteuer erhöhen. Finanzwerte, die zunächst unter Druck standen, erholten sich daraufhin, der europäische Stoxx-Branchenindex notierte 0,6 Prozent höher.
Besonders Autowerte legten kräftig zu. Die Aktien von Daimler und BMW fuhren mit einem Plus von 5 beziehungsweise 4,6 Prozent dem Gesamtmarkt davon. VW-Titel legten 4,4 Prozent zu, holten damit aber nur einen Teil ihrer Vortagesverluste auf.
K+S kletterten um weitere 4,2 Prozent nach oben. Am Vortag hatten die Aktien schon zugelegt, was Händler auch mit guten Wachstumschancen nach der Übernahme von Potash One begründeten.
Gute Branchennachrichten kamen von Porsche. Der Sportwagenbauer hat Umsatz und Ergebnis im ersten Quartal seines Rumpfgeschäftsjahres gesteigert. Die in keinem großen Index notierten Porsche-Aktien kletterten um 6,2 Prozent. In der zweiten und dritten Reihe legten die Aktien von Autozulieferern wie Continental, Leoni und ElringKlinger zwischen 2,9 und 5,9 Prozent zu.
An der Dax-Spitze standen MAN-Aktien mit einem Kursplus von 5 Prozent. Der Lkw- und Maschinenbauer zieht die Lohnerhöhung für Mitarbeiter in Deutschland vor. Auch andere Industriewerte standen hoch in der Anlegergunst: Die Aktien von BASF, ThyssenKrupp und Siemens legten zwischen 1,9 und 3,5 Prozent zu.
Größter Dax-Verlierer waren die Titel von SAP mit einem Abschlag von 0,9 Prozent. Ein US-Gericht hatte das Walldorfer Softwarehaus dazu verurteilt, seinem Konkurrenten Oracle rund eine Milliarde Euro Schadensersatz zu zahlen - ein Vielfaches von dem, was SAP selbst erwartet hatte. "Letzten Endes sollte das Ende dieses drei Jahre dauernden Verfahrens positiv gesehen werden", erklärte Commerzbank-Analyst Thomas Becker. Viele Börsianer schätzten die Folgen für den Softwarekonzern als eher moderat ein. Die Strafe werde in der Bilanz längerfristig kaum Spuren hinterlassen, erklärte ein Händler. "Schließlich ist das nur eine Einmalbelastung, und SAP hat ja eine gesunde Bilanz", fasste ein anderer zusammen.
Auf Talfahrt blieben die Aktien der Deutschen Post, die 0,4 Prozent verloren. Bereits am Montag hatten Anleger die Prognose des Logistikkonzerns mit Enttäuschung aufgenommen und Post-Titel verkauft.
Quelle: ntv.de, sla/rts/DJ