270 Punkte weg Dax kracht nach unten
22.09.2011, 17:39 Uhr
Zahlen lügen nicht. Der Donnerstaghandel ist ein verlustreicher.
(Foto: AP)
Der deutsche Aktienmarkt verzeichnet massive Abschläge. Grund ist die negative Konjunktureinschätzung der Fed hinsichtlich der Vereinigten Staaten. Auch unbefriedigende Daten aus China treiben in Frankfurt den Ausverkauf an. Dazu kommen noch wenig erbauliche Wirtschaftsnews aus Deutschland und Europa. Der Dax verliert dadurch mehr als 250 Punkte.
Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag massive Abschläge verzeichnet. Die pessimistischen Töne der US-Notenbank Federal Reserve hinsichtlich der Konjunkturentwicklung in den Vereinigten Staaten versetzten den Anlegern einen herben Schlag. Dazu kam noch ein enttäuschender chinesischer Einkaufsmanagerindex. Aber auch die Geschäftsaktivität in der deutschen Privatwirtschaft stagnierte im September. So ziehen auch in Deutschland und in Europa dunkle Konjunkturwolken auf. Seitens der US-Börsen kam ebenfalls starker Gegenwind; sie verzeichneten zur Handelseröffnung herbe Verluste.
Der Dax fiel um 5,0 Prozent und schloss bei 5164 Punkten. Damit verlor der deutsche Leitindex 270 Punkte. Der MDax sackte um 5,7 Prozent auf 8230 Zähler ab. Der TecDax verzeichnete ein Minus von 4,7 Prozent und wies 655 Punkte auf.
"Was wir sehen, ist eine breit gestreute Auflösung von Risikopositionen nach dem Kommentar der Fed", merkte ein Börsianer an. "Es war der negative Ausblick, der die Märkte bis in die Knochen erschüttert hat." Daneben hat die Fed wie erwartet eine angekündigt, sie verkauft kurzlaufende und kauft für das Geld langlaufende Anleihen, um die Zinsen für langlaufende Anleihen zu drücken.
Enttäuscht wurden Erwartungen, die Fed werde über die "Operation Twist" hinaus weitere Maßnahmen ergreifen. "Angesichts der grassierenden Unsicherheit an den Märkten hatten sich viele von US-Notenbankpräsident Ben Bernanke klammheimlich eine Art Zaubertrick erhofft. Aber das Kaninchen ist im Hut geblieben und es ist nur die erwartete Laufzeitenverlängerung des Anleiheportfolios geworden", sagt ein Händler. Bis 2012 will die US-Notenbank 400 Milliarden Dollar aus Schuldtiteln mit Restlaufzeiten von weniger als drei Jahren in Staatsanleihen mit Restlaufzeiten von sechs bis dreißig Jahren umschichten. Somit soll das Renditeniveau am langen Ende gedrückt und die Wirtschaft über eine verstärkte Kreditvergabe stimuliert werden.
Die Fed-Aussagen waren allerdings nicht das Einzige, was den Börsianer die Stimmung vermieste. Belastend wirkten nach Einschätzung von Analysten auch Konjunkturdaten aus China. Dem HSBC-Einkaufsmanagerindex zufolge ist die chinesische Industrie im September geschrumpft.
Die Schuldenkrise machen auch der mehr und mehr zu schaffen. "Deutschland fällt damit als Wachstumsmotor für die Euro-Zone so gut wie aus", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson zu der Umfrage seines Instituts unter rund 4000 Unternehmen in der Währungsunion. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft sank auf 50,8 Punkte von 51,3 im August. Das Barometer fiel damit auf den niedrigsten Stand seit Juli 2009 und hielt sich nur knapp über der Marke von 50 Zählern, ab der Wachstum signalisiert wird.
Auch aus dem Finanzsektor kamen keine ermutigenden Nachrichten. Neben dem Fed-Kommentar belastete hier noch eine - Bank of America, Wells Fargo und Citigroup - durch die Ratingagentur Moody's. Auch italienische Banken bekamen ihr Fett weg: Nach der Herunterstufung der Bonität Italiens verpasste die Ratingagentur Standard & Poor's einigen Finanzinstituten des Landes ebenfalls eine schlechtere Note, darunter Mediobanca und Intesa Sanpaolo.
Am deutschen Markt geraten vor allem konjunkturabhängige Aktien und Bankenwerte unter Druck. Deutsche Bank sackten um 8,4 Prozent ab; Commerzbank verbilligten sich um 6,4 Prozent. Daimler rauschten um 7,5 Prozent nach unten; Volkswagen gaben um 6,6 Prozent nach. BMW verloren 5,5 Prozent.
Metro stürzten um 8,1 Prozent ab. Zeitungsberichten zufolge soll die Führungskrise beim Handelsriesen auch nach dem Vertrauensvotum des Großaktionärs Haniel für Konzernchef Eckhard Cordes weiter schwelen. Der 60-jährige Manager solle nur eine Vertragsverlängerung von maximal zwei Jahren erhalten. Außerdem habe er den Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat in Aussicht gestellt, den geplanten Verkauf der Warenhauskette Real abzusagen, um deren Unterstützung in dem Gremium für eine Vertragsverlängerung zu erhalten.
Lufthansa gaben nach zwei Tagen mit kräftigen Verlusten weitere 5,5 Prozent ab. Die Airline will nach der Gewinnwarnung nun die Kapazitäten kürzen.
Im MDax verloren Stada nach der Gewinnwarnung vom Mittwoch weitere 9,5 Prozent. "Die Glaubwürdigkeit des Managements ist mit dieser zweiten Abschreibung schwer angeschlagen", kommentierten die Analysten des Bankhauses Exane BNP Paribas. Dies gelte insbesondere deswegen, weil der Fokus auf Osteuropa Kernstrategie des Unternehmens sei. Stada müsse nun versuchen, das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen. Die Analysten des Brokerhauses Equinet wiesen darauf hin, dass Stada rund 600 Millionen Euro bis zum Jahresende refinanzieren müsse. Auch Aareal Bank standen mit einem Minus von 11,9 Prozent stark unter Druck.
Quelle: ntv.de, wne/rts/DJ