Kursgewinne in den USA machen Laune Dax macht Wochenverluste wett
22.08.2013, 17:37 Uhr
Ein runder Handelstag.
(Foto: REUTERS)
Die Anleger am deutschen Aktienmarkt legen am Nachmittag noch mal ein Brikett drauf. Lichtblicke an der chinesischen und europäischen Konjunkturfront stimmen hoffnungsfroh. Auch die Kurse an den New Yorker Börsen reagieren.
Der gute Start der US-Börsen hat den deutschen Aktienmarkt am Nachmittag weiter ins Plus getrieben. Überraschend gute Konjunkturdaten aus China und der Eurozone hatten die deutschen Standardwerte zuvor bereits mit einem Prozent im Plus notieren lassen. Die Unsicherheit über den weiteren Kurs der US-Notenbank Fed trat in den Hintergrund. Mit der US-Eröffnung machten die deutschen Standardwerte noch mal einen Satz.
Zuletzt notierte der Leitindex Dax 1,4 Prozent höher bei 8397 Zählern. Der MDax machte 1,0 Prozent gut auf 14.747 Punkte, der TecDax schaffte ein Plus von 1,8 Prozent auf 1039 Zähler.
"Die dunklen Wolken verziehen sich etwas," erklärten Börsianer. Die Geschäfte der chinesischen Industrie laufen derzeit so gut wie seit vier Monaten nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex der Großbank HSBC kletterte um 2,4 auf 50,1 Punkte und damit auf den höchsten Stand seit vier Monaten. Die Daten hatten am Morgen bereits in Japan die Enttäuschung der Anleger über das Sitzungsprotokoll der Fed gemildert. Hinzu kamen dann noch starke Wirtschaftsdaten aus Deutschland.
Einkaufsmanager im Blick
"Die Wirtschaft nimmt Fahrt auf", kommentierte ein Händler die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes aus Deutschland. Sowohl das verarbeitende Gewerbe wie auch der Dienstleistungsindex fielen oberhalb der Markterwartung aus. Zuvor hatten die Daten aus Frankreich allerdings enttäuscht. "Insgesamt ist das Szenario einer konjunkturellen Erholung in Europa aber nicht zu verwerfen", so Marktstratege Ralf Umlauf von der Helaba.
Die Einkaufsmangerindizes gelten allgemein als verlässlicher Indikator für die künftige Konjunkturentwicklung. In der vergangenen Woche überraschten bereits BIP-Zahlen aus Europa positiv. Morgen könnte hier nachgelegt werden. Es stehen revidierte Zahlen zum Wirtschaftswachstum in Deutschland und Großbritannien auf der Agenda. Freitagnachmittag steht mit den Juli-Verkäufen neuer US-Eigenheime auch noch ein Highlight aus den USA an.
Wann greifen die USA in die geldpolitischen Zügel?
Nicht nur der US-Immobilienmarkt signalisiert eine Gesundung der US-Wirtschaft. Er entwickelt sich seit Monaten ausgesprochen robust. Beim letzten Update für den Monat Juni wurden mit 497.000 Einheiten deutlich mehr US-Eigenheime verkauft. Damit wurde sowohl der Vormonatswert als auch der prognostizierte Erwartungswert deutlich übertroffen.
Das Fed-Protokoll brachte hinsichtlich einer bevorstehenden Drosselung der ultalockeren Geldpolitik keine konkreten Erkenntnisse. Wann und in welchem Ausmaß die amerikanische Notenbank damit beginnen wird, ihre Wertpapierkäufe zu reduzieren, bleibt offen. Analysten sehen sich dennoch in ihrer Einschätzung bestätigt, dass die US-Notenbank vermutlich ab September die Käufe drosseln wird.
Die Drosselung scheint an den Aktienmärkten mittlerweile weitestgehend eingepreist zu sein. Sollten die steigenden Marktzinsen von einer stärkeren Wirtschaft in den USA begleitet werden, dürften sich die negativen Auswirkungen der weniger großzügigen Liquiditätsversorgung durch die Fed ohnehin im Rahmen halten.
Zu den größten Gewinnern im Dax zählten die Aktien der Lufthansa. Die Titel legten um 2,4 Prozent zu, nachdem die RBC das Kursziel auf 17 (16,50) Euro angehoben hatte. Ebenfalls gefragt waren konjunktursensible Titel wie ThyssenKrupp, die sich um knapp 3,6 Prozent verteuerten.
Deutschen Post legten nach einer Empfehlung 1,5 Prozent zu. Die Citigroup hatte zuvor das Kursziel auf 24 (20) Euro angehoben.
Salzgitter verteuerten sich um knapp 3,8 Prozent. Auf der Suche nach Lösungen für den kriselnden Stahlhersteller deutet sich im Aufsichtsrat ein handfester Konflikt zwischen Kapital- und Arbeitnehmerseite an. Dabei wird der verlustreiche Standort Peine offensichtlich immer stärker Spielball gegensätzlicher Interessen. Der Standort ist in seiner Existenz bedroht. Salzgitter plant, wie vergangene Woche angekündigt, mehr als 1500 Jobs abzubauen. Das Stahlträgerwerk in Peine soll es besonders hart treffen.
Im TecDax gewannen Drillisch nach einer Kaufempfehlung durch die Berenberg Bank 8,3 Prozent zu.
RTL und die Charttechnik
Im SDax ragten RTL mit einem Plus von 3,1 Prozent heraus - der Konzern hat im ersten Halbjahr trotz weiter schwieriger Werbemärkte seinen Nettogewinn um mehr als die Hälfte gesteigert. "Die Sonderdividende stützt die Stimmung", sagt ein Händler. Im September will das Unternehmen 2,50 Euro Zwischendividende ausschütten. Allerdings spricht RTL auch von schwachen Werbemärkten und einer "geringen Visibilität auf das vierte Quartal".
Aus technischer Sicht hat sich um 70 Euro eine Widerstandszone herausgebildet. Gestützt werden könnte der Kurs nun auch zunehmend von der Spekulation um eine Aufnahme in den MDax zum Wechseltermin in den Indizes am Abend des 20.
Ströer konnte die Anleger trotz roter Zahlen im ersten Halbjahr überzeugen. Die Aktien schossen in der Spitze um 5,8 Prozent in die Höhe, notierten gegen Ende aber nur noch mit 3,0 Prozent im Plus. Die Zahlen für das erste Halbjahr sind etwas besser ausgefallen als vom Markt erwartet. Der Umsatz kletterte vor allem wegen der anziehenden Geschäfte im wichtigsten Markt Deutschland und im Kernmarkt Türkei um 8,1 Prozent auf 289 Mio. Euro. Der operative Gewinn (Ebitda) legte um 16,2 Prozent auf 47,4 Mio. Euro zu. Unter dem Strich weitete sich der Fehlbetrag wegen höherer Kosten allerdings auf 1,4 Mio. Euro aus.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ