Marktberichte

Kursrutsch nach US-Arbeitsmarktdaten Dax dick im Minus

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(Foto: REUTERS)

Der Mai macht seinem Ruf als schwacher Börsenmonat schon nach drei Handelstagen alle Ehre. Nach trüben Konjunktursignalen, erst aus Europa und dann den USA, fallen die Kurse auf breiter Front ins Minus. Binnen drei Handelstagen rutscht der Leitindex Dax damit rund 200 Punkte nach unten.

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Anhänger der Börsenregel "Sell in May and go away" konnten sich zum Ausklang der Handelswoche einmal mehr bestätigend auf die Schulter klopfen. Der deutsche Aktienmarkt beendete den Freitagshandel deutlich unter der Dax-Marke von 6600 Punkten. Schuld am Kursrutsch waren zumindest diesmal jedoch handfeste konjunkturelle Gründe, denn sowohl in Europa als auch den USA fielen wichtige Wachstumsindikatoren schwächer aus als befürchtet.

Der Dax beendete den Freitagshandel mit einem Kursminus von 2,0 Prozent bei 6561,47 Zählern. Damit rutschte der Leitindex seit Monatsanfang um 3 Prozent nach unten. Für den MDax ging es um 2,4 Prozent auf 10.588,95 Zähler runter. Der TecDax schloss 1,8 Prozent im Minus bei 781,53 Punkten.

Der mit Spannung erwartete US-Arbeitsmarktbericht für April sorgte trotz positiver Aspekte beim genaueren Hinsehen unter dem Strich für Enttäuschung. Börsianer hatten darauf spekuliert, dass 167.000 neue Stellen geschaffen worden sind, tatsächlich waren es jedoch lediglich 115.000. Damit steht der US-Wirtschaft, die stark vom Konsum seiner Bürger lebt, ein schwieriges Frühjahr bevor. Gedämpft wurde der Job-Schock jedoch von nachträglich nach oben korrigierten Zahlen für die Vormonate. Sowohl im März als auch im Februar waren zunächst schwächere Beschäftigungszahlen gemeldet worden als nun nachträglich korrigiert. Zusammen entstanden in den beiden Vormonaten 53.000 mehr Arbeitsplätze als zunächst gedacht.

Mit negativen Überraschungen bremste jedoch auch Europas Wirtschaft die Kurse: Die Stimmung der Einkaufsmanager im April trübte sich stärker ein hat als zunächst ermittelt. "Der Rückgang im Dienstleistungssektor zeigt stagnierendes Wachstum. Die vom EZB-Präsidenten am Vortag in Aussicht gestellte graduelle Erholung muss erst noch einsetzen", kommentiert Händlerin Anita Paluch. Für die gesamte Eurozone sank der der Einkaufsmanagerindex des nicht-verarbeitenden Gewerbes von 49,2 auf 46,9 Punkte und entfernt sich damit deutlich von der Wachstumsschwelle von 50 Indexpunkten. Erwartet haben Volkswirte im Schnitt einen Rückgang auf 47,9 Zähler.

Konjunkturtitel abgestraft

Unter Druck standen nach den Arbeitsmarktzahlen all jene Unternehmen, deren Erfolg vom Wohl und Wehe der Konjunkturentwicklung abhängt. Für den Lkw-Bauer MAN ging es um 4,9 Prozent abwärts, HeidelbergCement bauten mitsamt ihrer Dividendenausschüttung ein kräftiges Kursminus von insgesamt 6,2 Prozent auf. Die Autobauer BMW, Daimler und Volkswagen gaben mit Verlusten zwischen 3,5 und 3,8 Prozent überdurchschnittlich nach.

Trotz eines Gewinnzuwachses zum Jahresauftakt fanden sich auch Linde auf der Verliererseite wieder. Die Aktien des Industriegase-Konzerns verbilligten sich um 1,2 Prozent. Börsianer bezeichneten die Zahlen zum ersten Quartal als solide, bezweifelten aber, dass die Aktien mittelfristig noch weiteres Aufwärtspotenzial haben. Ein Händler verwies auf einen Kommentar der WestLB. Die Analysten hatten die Aktien auf "Neutral" von "Add" heruntergestuft. Mit dem aktuellen Kursniveau sei das frühere Ziel von 135 Euro fast erreicht, hieß es in der Kurzstudie.

Auf der dünnen Gewinnerseite standen Munich Re, die sich um 0,4 Prozent verteuerten. Mit ihrem Ergebniszuwachs zum Jahresauftakt bestätigte der US-Versicherer AIG den Branchentrend: So haben vor allem die Rückversicherer wieder ordentlich Geld verdient. Bei der Swiss Re war es gut eine Mrd. Dollar, beim Branchenprimus Munich Re blieben im Auftaktquartal unter dem Strich mehr als 750 Mio. Euro hängen. Das Unternehmen will am Dienstag die Details zu seinen Quartalszahlen vorlegen.

Kurszuwächse im Dax verbuchten daneben nur die Deutsche Telekom. Die T-Aktie verbuchte gegen den Gesamtmarkttrend ein Plus von 0,2 Prozent.

Negative Analystenkommentare drückten dagegen den Kurs der Metro 2,7 Prozent nach unten. Der Handelskonzern hatte bereits am Donnerstag mit seinen Zahlen zum ersten Quartal für lange Gesichter gesorgt, nun geht das Minus mit gesenkten Ertragserwartungen der Bankenanalysten in eine zweite Runde.

Neben HeidelbergCement wurden auch die Aktien von Eon ex Dividende notiert. Für den Energieriese ging es um 7,5 Prozent oder 1,29 Euro abwärts. Ein Großteil des Kursabschlags entfiel jedoch auf die Dividendenausschüttung von 1,00 Euro.

Unter den Nebenwerten standen ebenfalls vor allem Maschinenbauer und Industriewerte weit oben. Unter den schwächsten Titeln sackten Rheinmetall um 5,4 Prozent ab, Leoni verloren 4,8 Prozent und ElringKlinger 4,7 Prozent. Hannover Rück verloren mit 6,4 Prozent am stärksten, doch das Kursminus muss um die Dividendenausschüttung von 2,10 Euro bereinigt werden.

Papiere von Wacker Chemie verloren 6,0 Prozent. Dafür sorgte ein Umsatz- und Gewinnrückgang des Unternehmens im ersten Quartal. "Die Erwartungen an Wacker waren nicht besonders hoch, da das Unternehmen ja auch stark von der krisengeplagten Solarindustrie abhängt - insofern ist es eine gute Nachricht, dass der Umsatzrückgang nicht ganz so stark ausgefallen ist wie erwartet", sagte ein Händler. Positiv stimmte laut Börsianern auch der Ausblick. Wacker-Chef Rudolf Staudigl rechnet damit, dass die Talsohle durchschritten ist, auch wenn das gesamtwirtschaftliche Umfeld seiner Einschätzung nach besonders im ersten Halbjahr weiter herausfordernd bleibt.

Der deutliche Umsatz- und Ergebniseinbruch bei Centrotherm im ersten Quartal brachte die Aktien des Solarindustrie-Zulieferers ins Wanken. Die Papiere rutschten um 17,8 Prozent auf ein neues Rekordtief ab und waren damit schwächster Wert im TecDax. "Die Zahlen sind richtig schlecht, eine große Überraschung ist das angesichts der Krise im Solarsektor allerdings nicht", sagte ein Händler. Den Ausblick bezeichnete er als wenig ermutigend. Das Unternehmen hatte erklärt, es gehe für das erste Halbjahr von keiner Verbesserung der aktuellen Situation aus.

Quelle: ntv.de, nne/rts

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