Marktberichte

Nach der neuen Note für Rom Dax robust erwartet

Sorgenvolle Blicke gab es bereits zum Wochenstart.

Sorgenvolle Blicke gab es bereits zum Wochenstart.

(Foto: dapd)

Die Herabstufung Italiens durch die Ratingagentur S&P dürfte im europäischen Aktienhandel für ein hektisches Erwachen sorgen: Nach den Kursverlusten vom Vortag rechnen Beobachter zum Auftakt am Dienstag mit anhaltender Unsicherheit am deutschen Aktienmarkt. Händler richten ihre Aufmerksamkeit zudem auf die anstehenden Entscheidungen der US-Notenbank Fed.

Die Furcht vor einer Verschärfung der europäischen Schuldenkrise dürfte den deutschen Aktienmarkt zum Handelsstart am Dienstag belasten. Nach dem ersten Schreck stellten sich die Beobachter in Banken und Brokerhäusern auf eine zwar schwache Eröffnung im Dax ein, rechneten aber mit einer deutlichen Erholung im Verlauf. Eine gute Stunde vor Handelsbeginn zeichnete sich zumindest in der Dax-Indikation bei Lang & Schwarz ein Minus von lediglich 0,1 Prozent zum Auftakt ab.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

"Die Abstufung Italiens dürfte für eine kurze Schreckreaktion sorgen", sagte ein Händler. Mit ihr sei bereits in den Vorwochen mit Blick auf den Konkurrenten Moody´s gerechnet worden, so dass sich die Überraschung in Grenzen halten sollte. Der Euro hatte danach 1 Cent abgegeben, jedoch die Unterstützung bei 1,36 Dollar bestätigt. Auch die Märkte in Asien hatten nur kurz reagiert und notieren wieder im Plus. Zudem sei der Verkaufsdruck vom Vortag ausgelaufen. "Der ging nur auf die Abwicklung des September-Verfalls an den Terminbörsen zurück und hatte nichts mit der Nachrichtenlage zu tun", so ein Händler.

Zum Wochenauftakt hatten bereits die stagnierenden Verhandlungen zur Lösung der griechischen Finanzprobleme ausgereicht, um den Leitindex Dax 2,8 Prozent niedriger bei 5415 Zählern schließen zu lassen. Neue Negativschlagzeilen brauen sich nun vor allem rund um Italien zusammen: Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) stufte die Bonität des hoch verschuldeten Landes herab.

Die Analysten veränderten damit unerwartet schnell auch ihre Einschätzung zur Kreditwürdigkeit Italiens. Die Bonitätsnote werde um eine Stufe auf "A/A-1" gesenkt, wie S&P in der Nacht auf Dienstag (MESZ) mitteilte. Der Ausblick wurde als "negativ" bezeichnet, was die Möglichkeit einer weiteren Herabstufung signalisiert. Grund für die Abstufung seien die schwächeren Wachstumsaussichten und die Einschätzung, dass die derzeit regierende Regierungskoalition in Rom keine Entschlossenheit zeige, die Schuldenkrise entschieden anzugehen, hieß es.

An der Tokioter Börse sorgte die Herabstufung Italiens am Dienstag für Kursverluste. Der Nikkei-Index verlor 1,7 Prozent. Der Shanghai-Index in China notierte mit einem Aufschlag von 0,9 Prozent dagegen im Plus.

Im Fokus des deutschen Aktienhandels stehe weiter Griechenland mit der Sorge um die Zahlung der nächsten Kredittranche, hieß es aus Frankfurt. Hier mehren sich die Hoffnungen, dass eine Entscheidung der "Troika" bereits am Dienstag oder Mittwoch fallen könnte. Der griechische Finanzminister hatte die Gespräche als "produktiv" bezeichnet.

Im Blick stehen damit besonders die italienischen Auftragseingänge für Juni/Juli. "Gerade weil S&P Italien mit Verweis auf schwaches Wachstum abgestuft hat, könnten solche Daten zur Beruhigung beitragen", sagte ein Analyst.

In Deutschland schaut der Markt auf den ZEW-Index der Konjunkturerwartungen für September. Händler rechnen hier mit einer weiteren Verschlechterung der Erwartungen. "Allerdings weiß jeder, dass die Umfrage sehr vom Kurseinbruch der Märkte negativ verfärbt wurde", so ein Händler. Daneben stehen noch die deutschen Produzentenpreise an.

Neben den Entwicklungen in Europa dürften die Anleger am Dienstag auch die USA im Blick behalten. Viele Investoren hoffen laut Börsianern darauf, dass die Zentralbanker um Gouverneur Ben Bernanke der mauen Konjunktur bei der Fed-Sitzung auf die Sprünge helfen werden. Ergebnisse werden erst am Mittwoch veröffentlicht. Auf der Agenda steht daneben die Jahrestagung von IWF und Weltbank. Von dort könnten jederzeit Aussagen zum Wachstum der Weltwirtschaft oder Finanzstabilität kommen. Zudem werden in den USA die Baubeginne und -genehmigungen bekanntgegeben.

Die gestaltet sich nach Einschätzung aus dem Handel immer schwieriger. Nachdem sich US-Geldmarktfonds aus dem Geschäft mit europäischen Banken zurückgezogen haben, sollen nun auch chinesische Institute ihre Aktivitäten einschränken. Die Bank of China soll unbestätigten Angaben zufolge ihre Fremdwährungsswap-Geschäfte mit mehreren Banken eingestellt haben; betroffen davon seien unter anderem BNP Paribas sowie die UBS.

Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008 hatten die chinesischen Banken ebenfalls Fremdwährungsgeschäfte mit europäischen Instituten eingestellt. Am Vortag hatte die Societe Generale darauf hingewiesen, dass Europas Banken bislang in diesem Quartal keine einzige Senior-Anleihe am Markt platzieren konnten. Dies könnte man als ein "Desaster" beschreiben, kommentierte der Kreditstratege der Societe Generale. Lediglich die Refinanzierungs-Operationen der EZB verhinderten Schlimmeres.

Auf Unternehmensebene standen neben den Banken vor allem die Aktien des deutschen Handelskonzerns Metro im Vordergrund: Leicht positiv für Metro werteten Händler das Bekenntnis der Eigentümerfamilie Haniel zum Vorstandsvorsitzenden . "Das nimmt die Unruhe der Diskussion aus der Aktie und lässt wieder eine Konzentration auf die Unternehmensentwicklung zu", sagte ein Händler. Damit hätten sich rund 50 Prozent der Eigentümer zu Cordes bekannt. Zuletzt hatte sich bereits der zweitgrößte Metro-Ankeraktionär, die Familie Schmidt-Ruthenbeck, hinter Cordes gestellt.

Am Vorabend hatten neue Ängste vor einer Staatspleite in Griechenland die Kurse an der Wall Street auf Talfahrt geschickt. Zu den größten Verlierern zählten die Anleger von Finanztiteln. Wegen eines Rückgangs des Ölpreises rutschten auch die Energiewerte deutlich ins Minus. Nach den Kursaufschlägen in der Vorwoche nahmen einige Anleger außerdem Gewinne mit.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte war mit einem Minus von 0,9 Prozent bei 11.401 Punkten aus dem Handel gegangen, nachdem er zeitweise mehr als 2 Prozent schwächer tendiert hatte. Im Verlauf pendelte der Index zwischen 11.255 und 11.506 Stellen. Der breiter gefasste S&P-500 fiel knapp 1 Prozent auf 1204 Zähler. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq verlor rund 0,4 Prozent auf 2612 Punkte.

Die US-Indizes hatten ihre Verluste nach Handelsschluss in Europa etwas reduziert. In Frankfurt war der Dax zu Wochenbeginn zeitweise bis zu 3,8 Prozent abgerutscht. Er beendete den Handel am Montag mit einem Minus von 2,8 Prozent bei 5415 Zählern.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts

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