Marktberichte

Schuldenkrise drückt Banken Dax rückt vor

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Die deutschen Standardwerte stecken die Abstufung der Kreditwürdigkeit Irlands durch die Ratingagentur Moody's gut weg. Zu den Favoriten zählen Adidas. Auf der Verliererseite stehen Bankenwerte. Die Geschäftszahlen der Bank of America trugen wenig zur Aufhellung der Branchenstimmung bei.

Die Commerzbank-Aktie begibt sich auf Berg- und Talfahrt.

Die Commerzbank-Aktie begibt sich auf Berg- und Talfahrt.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich von Negativnachrichten nicht von Käufen abhalten lassen. Weder die Herabstufung der Bonität Irlands noch die enttäuschenden Zahlen der Bank of America brachten die deutschen Standardwerte von ihrem Erholungskurs ab.

Der Dax legte 0,4 Prozent auf 7178 Punkte zu. Gleichzeitig ging die Nervosität der Anleger deutlich zurück. Dies spiegelte sich in einem Kursrutsch des Volatilitätsindex VDax wider. Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es um 0,5 Prozent auf 10.370 Punkte nach oben, und der Technologieindex TecDax gewann 0,4 Prozent auf 917 Zähler.

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"Derzeit wird wieder einmal alles Schlechte so gut wie möglich verdrängt", sagte ein Börsianer. "Außerdem muss das billige Zentralbankgeld irgendwo investiert werden und da gibt es kaum Alternativen." Nach Einschätzung eines Analysten bei BNP Paribas Fortis Global Markets steht der Aktienmarkt auf wackligen Füßen.

Die Herabstufung der Bonität Irlands auf "Baa3" durch die Ratingagentur Moody's zeige einmal mehr, dass die Probleme der Euro-Zone noch nicht vollständig überwunden seien und jederzeit wieder hochkochen könnten. "Dem Börsenmotto 'Sell in May and go away' ('Verkaufe im Mai und ziehe Dich zurück') zu folgen, könnte gar keine schlechte Idee sein", betonte er.

Banken auf Talfahrt

Die europäischen Bankenwerte litten Händlern zufolge neben der Nachrichten aus Irland auch unter den anhaltenden Diskussion um eine Umschuldung Griechenlands. Schließlich gehören die Banken zu den größten Gläubigern dieser beiden hoch verschuldeten Staaten. Viele Anleger fragen sich, welches Kreditinstitut neben der Commerzbank vor milliardenschweren Kapitalerhöhungen steht. Deren Aktien setzten nach der Platzierung einer Pflichtwandelanleihe am Mittwoch ihre Talfahrt fort fielen um bis zu 4,3 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Tief. Deutsche Bank gaben 1,3 Prozent nach.

Die Geschäftszahlen der Bank of America trugen wenig zur Aufhellung der Branchenstimmung bei. Wegen hoher Belastungen im Hypotheken-Geschäft war der Gewinn des Instituts im ersten Quartal geringer ausgefallen als erwartet. Aktienmarkt-Experte Oliver Pursche von Gary Goldberg Financial Services betonte allerdings, dass die schwachen Zahlen keine allzu große Überraschung seien. "Der Markt wusste, dass Bank of America Schwierigkeiten hat." Im vorbörslichen US-Handel lag die Aktie des Kreditinstitutes auf Vortagesniveau.

Auch bei den Versorgern RWE und Eon dominierten nach einem Bericht der "Börsen-Zeitung" Verluste. Der RWE-Vorstandsvorsitzende Jürgen Großmann sagte dem Blatt, dass der Konzern seine Finanzziele bis 2013 erneut auf den Prüfstand stellen werde. Das wäre dann die zweite Senkung des mittelfristigen Ausblicks seit Februar, kommentierte ein Händler. Eine Überraschung wäre dies nach der Debatte um die Atomkraft in Folge der Katastrophe in Japan allerdings nicht. RWE sanken um knapp 1,0 Prozent und Eon büßten 0,6 Prozent ein.

Adidas spurtet an die Spitze

Kräftig zulegen konnten dagegen Adidas, die sich mit einem Plus von 2,2 Prozent an die Dax-Spitze setzten. Einen unmittelbaren Grund für die aktuelle Rally konnten Börsianer nicht nennen. Einer von ihnen verwies auf die Markteinführung eines neuen, besonders leichten Basketball-Schuhs. Offenbar setzten einige Anleger darauf, dass Adidas mit diesem Produkt seinem Ziel, dem Erzrivalen Nike die Weltmarktführerschaft streitig zu machen, näher komme, betonte er.

K+S nahmen ein Plus von 1,3 Prozent mit in den Feierabend. Der Düngemittelspezialist will angeblich angesichts der anhaltend hohen Nachfrage die Düngerpreise in Europa erneut anheben. K+S hatte bereits im März die Preise erhöht. Gleichzeitig hatte das Unternehmen seine bisherige Prognose bestätigt.

Siemens kletterten nach einem Milliardenauftrag der Bahn um 1,6 Prozent. Die schon länger dauernden Verhandlungen über den Kauf von Hunderten neuer Züge zum Preis von etwa fünf Mrd. Euro sind nach dpa-Informationen aus Kreisen erfolgreich beendet. Am nächsten Donnerstag kommt der Aufsichtsrat der Bahn zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen, um die Auftragsvergabe abzusegnen. Es soll sich um den größten Auftrag handeln, den die Bahn bislang vergab. Bei dem Auftrag geht es nach früheren Mitteilungen um die Lieferung von 200 bis 300 Zügen.

Zu den Gewinnern zählten auch Infineon. Die Analysten von Goldman Sachs bekräftigten unter Verweis auf ein starkes Wachstum in einigen Schwellenländern, ein zuversichtlich stimmendes Marktumfeld sowie Erfolg versprechende interne Neuausrichtungen ihre Kaufempfehlung für die Aktie. Die Titel profitierten hiervon mit plus 1,2 Prozent.

Börsenneuzugang GSW mit Kurssprung

Die Berliner Wohnungsgesellschaft GSW bekam an ihrem ersten Tag an der Börse einen großen Vertrauensvorschuss der Investoren. Mit 19,55 Euro startete die Aktie am Freitag rund 2,9 Prozent über dem Ausgabepreis von 19 Euro in den Handel. Im Verlauf verteuerte sich das Papier sogar auf bis zu 21,0 Euro. Für die GSW war es der zweite Anlauf aufs Parkett.

"Für die Altaktionäre von GSW ist das natürlich ein wunderbares Geschäft", sagte ein Börsianer mit Blick auf Cerberus und Goldman Sachs, denen der Löwenanteil des Emissionserlöses von knapp 470 Millionen Euro zufällt. "Aber für Aktionäre ist Vorsicht angesagt. Immerhin hat der Konkurrent Deutsche Wohnen seit dem Börsengang 2006 zwei Drittel an Wert verloren."

Die GSW ist der bislang größte Börsengang in diesem Jahr in Deutschland.

Quelle: ntv.de, ddi/dpa/DJ/rts

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