US-Anleger blicken auf die Fed Dax sackt nach ruhigem Verlauf ins Minus
18.08.2015, 22:32 Uhr
(Foto: imago/blickwinkel)
Wenig spektakulär zeigt sich der deutsche Aktienmarkt am zweiten Handelstag der Woche. Bei schwachem Geschäft steigt der Dax etwas, dann sinkt er leicht. Impulse aus New York? Vielleicht zur Wochenmitte.
Kaum Veränderung gab es am Ende beim Dax in einem als extrem lustlos bezeichnetem Geschäft. Der deutsche Leitindex schloss 0,2 Prozent leichter auf 10.916 Punkten. Etwas auf der Stimmung lastet der Einbruch an der Börse in Shanghai. Dort stürzte der Aktienindex im späten Handel ab und schloss gut sechs Prozent im Minus. Aus den USA kamen kaum Impulse.
Dabei war die Stimmung der Anleger nicht schlecht. Wie der jüngsten Umfrage der Bank of America-Merrill Lynch (BoA-ML) zu entnehmen war, sind Fondsmanager für europäische Aktien optimistisch gestimmt. Gemieden werden dagegen Schwellenländer. Schuld daran ist China. 52 Prozent aller Fondsmanager halten eine Rezession in China derzeit für das größte Risiko an den Finanzmärkten. Darunter hat auch die Stimmung für den Dax zuletzt gelitten.
An der Börse in Istanbul verlor das Marktbarometer 0,4 Prozent, nachdem auch der letzte Versuch einer Regierungsbildung fehlgeschlagen ist. Die Bildung einer Koalition mit der nationalistischen MHP sei gescheitert, weil deren Chef Devlet Bahceli auf Vorbedingungen bestanden und so die Tür zu Gesprächen zugeschlagen habe, sagte Ministerpräsident Ahmet Davutoglu, der eine Interimsregierung führt. Damit werden vorgezogene Neuwahlen wahrscheinlich.
Europaweit standen Öl- und Gaswerte an den Börsen weiter unter Druck. Für Royal Dutch Shell ging es 1,0 Prozent nach unten. Nur anfangs lag die Aktie im Plus, gestützt von der Bohrgenehmigung der US-Behörden in der Arktis vor Alaska. Shell hatte die Bohrungen nach diversen Pannen 2012 einstellen müssen.
Deutschland: Merck behaupten sich an der Dax-Spitze
Der Dax schloss am Ende mit einem Minus von 0,2 Prozent auf 10.916 Punkten. Leicht nach oben ging es hingegen für den Nebenwerte-Index MDax, der um 0,1 Prozent auf 20.722 Zähler stieg. Zulegen konnte auch der TecDax, der 0,9 Prozent auf 1780 Punkte kletterte. Der Eurozonen-Index Euro-Stoxx-50 schloss nahezu unverändert.
An der Dax-Spitze standen die Papiere von Merck, die nach einer Hochstufung aus dem Hause der BNP um 2,5 Prozent zulegten. Stark auch FMC und der Mutterkonzern Fresenius, die zwischen 1,3 und ,1,4 Prozent stiegen.
Größten Verlierer war das Papier von RWE mit einem Abschlag von 3,3 Prozent. Seit Anfang des Jahres summiert sich das Minus beim Versorger bereits auf fast 40 Prozent. Die Analysten der SocGen stuften die Aktien herunter auf "Sell" von "Hold". Im TecDax ging es für Wirecard nach der Vorlage der Zwischenbilanz 8,1 Prozent nach oben.
USA: Kein Grund für Käufe
Einen Tag vor dem Protokoll der jüngsten Sitzung des Offenm arktausschusses der US-Notenbank gingen die Anleger an der Wall Street in Deckung. Am Markt herrsche ein Gefühl der Unbehaglichkeit angesichts zuletzt durchwachsen ausgefallener Konjunkturdaten und der Unsicherheit über den Zeitpunkt der erwarteten Zinserhöhung, sagte Mike McCudden, Derivateexperte bei Interactive Investor. "Die Anleger werden vorsichtig bleiben", so sein Fazit. Gründe, Aktien zu kaufen, gebe es derzeit kaum.
Der Dow-Jones-Index fiel um 0,2 Prozent auf 17.511 Punkte. Für den S&P-500 ging es 0,3 Prozent auf 2197 Zähler abwärts. Der Nasdaq-Composite verlor 0,6 Prozent auf 5059 Stellen. Neue Daten aus dem Immobiliensektor lieferten kein deutliches Signal. Die Zahl der Baubeginne ist im Juli einerseits nicht so stark gestiegen wie erwartet, andererseits wurden die Juni-Daten aber nach oben revidiert. Der Dollar reagierte mit Gewinnen auf die Daten.
Unternehmensseitig sorgte Wal-Mart für einen Stimmungsdämpfer mit einer gesenkten Gewinnprognose. Das Einzelhandelsunternehmen liegt mit seinen Erwartungen für das laufende Quartal zudem unter den Marktschätzungen. Wal-Mart scheint mit der Anhebung der Löhne und Investitionen in die Supermärkte erst einmal auf Gewinn zu verzichten, um langfristig wieder bei den Kunden zu punkten, meinen Beobachter. Die Aktie gab um 3,4 Prozent nach. Um 2,6 Prozent nach oben ging es mit Home Depot. Die Baumarktkette hat ihre Jahresprognose ein weiteres Mal angehoben. Sprint zogen um 5,9 Prozent an, nachdem das Unternehmen angekündigt hatte, künftig keine Zweijahresverträge im Mobilfunkgeschäft abschließen zu wollen. Stattdessen sollen die Kunden Smartphones leasen.
Devisen: Euro gibt etwas nach
Die anhaltende Dollarstärke hat den Euro erneut belastet. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde am späten Nachmittag mit 1,1034 US-Dollar gehandelt. Im asiatischen Handel hatte er noch 1,1080 Dollar gekostet. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1060 (Montag: 1,1100) US-Dollar fest.
Die Talfahrt der türkischen Lira beschleunigte sich. Im Tagesverlauf sackte die türkische Währung auf ein historisches Tief von 2,89 Lira je US-Dollar ab. Zugleich fiel sie auf 3,20 Lira für einen Euro. Für die Lira ging es abwärts, seitdem vergangene Woche die Koalitionsverhandlungen zwischen den beiden größten türkischen Parteien - der konservativ-islamischen AKP und der Mitte-Links Partei CHP - gescheitert sind.
Deutlich unter Druck geriet der Euro zum britischen Pfund. In Großbritannien waren die Verbraucherpreise im Juli im Jahresvergleich überraschend um 0,1 Prozent gestiegen. Der Eurokurs fiel auf ein Tagestief von 0,7026 Pfund, nachdem er zuvor noch über der Marke von 0,71 Pfund notiert hatte.
Rohstoffe: Ölpreise nahe an Vortages-Werten
Die Ölpreise entwickelten sich im Laufe des Handelstages unterschiedlich. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober kostete am späten Nachmittag 48,57 US-Dollar. Das waren 17 Cent weniger als am Montag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im September stieg hingegen um 20 Cent auf 42,61 Dollar.
Asien: Chinas Börsen erneut im Abwärtssog
Die Börse in Shanghai ist belastet von Wachstumssorgen eingebrochen. Der Leitindex Shanghai-Composite stürzte um 6,2 Prozent auf 3748 Punkte ab. In Shenzhen, wo vor allem kleinere Werte gehandelt werden, gaben die Kurse im Schnitt 6,6 Prozent nach. "Gegen 14 Uhr Ortszeit drehten die Kurse mit hoher Dynamik nach unten ab. Anleger fragten sich, warum die Regierung nicht wie gewöhnlich um diese Zeit intervenierte", sagte Analyst Steve Wang von Reorient Group. 58 Prozent aller in Schanghai gelisteten Titel fielen um das Tageslimit von 10 Prozent. Der HSI in Hongkong hielt sich mit einem Abschlag von nur 1,1 Prozent deutlich wackerer.
Den Auslöser der Talfahrt lieferte die chinesische Notenbank (PBoC). Diese hatte erneut Liquidität in das Geldsystem des Landes geschossen. Dabei handelte es sich zwar um einen Routinetermin, jedoch war der Betrag der Injektion der höchste seit 19 Monaten. Dies weckte neue Befürchtungen, die chinesische Notenbank "wisse mehr" und gehe von einer starken Wachstumsabschwächung aus. Händler sprachen zudem von einem klaren Zeichen, dass die Währungshüter die Folgen von Kapitalabflüssen mildern wollten.
In Tokio gab der Nikkei-225 um 0,3 Prozent auf 20.554 Punkte nach. Marktstratege Masayuki Kubota von Rakuten Securities machte kurzfristig für den japanischen Aktienmarkt ein eher negatives Sentiment aus. Vor allem der konjunkturelle Abschwung in China mache Anlegern zu schaffen. Zwar möge der jüngste Preisverfall bei Rohstoffen langfristig ein Plus für die japanische Wirtschaft darstellen, kurzfristig seien negative Faktoren wie eine Neubewertung der Lagerbestände zu befürchten, so Kubota.
In Bangkok fiel der Baht nach dem Bombenattentat auf den tiefsten Stand seit April 2009. Auch die Aktienkurse an der Börse standen unter Druck. Verkauft wurden vor allem Titel mit Tourismusbezug. So stürzten Airports of Thailand um 7,7 Prozent ab. In Indonesien stürzte die Rupiah im Zuge der China-Meldungen auf das niedrigste Niveau seit 17 Jahren.
Quelle: ntv.de, kst/wne/DJ/rts/dpa