Marktberichte

Anleger verdauen Ifo-Index Dax schließt breit im Plus

Zögerlicher Start, starker Aufstieg am Nachmittag: So bewegte sich der Dax in die letzte Woche des Börsensommers.

Zögerlicher Start, starker Aufstieg am Nachmittag: So bewegte sich der Dax in die letzte Woche des Börsensommers.

(Foto: REUTERS)

Der erste Tag der neuen Woche endet am deutschen Aktienmarkt mit breitgefächerten Kursgewinnen und einem unsicheren Ausblick: Der Leitindex Dax geht mit einem Aufschlag von 76 Zählern jenseits der Marke von 7000 Punkten aus dem Handel.

Die letzte Börsenwoche im August hat begonnen: Nach einem zögerlichen Auftakt kehrt das wichtigste Börsenbarometer im deutschen Aktienhandel in die Bereiche über der vor allem psychologisch bedeutsame Marke von 7000 Punkten zurück. Der Leitindex Dax schloss 1,09 fester bei 7047,45 Punkten und blieb damit nur 2 Punkte unter seinem Tageshoch aus dem Verlauf. Das Tagestief aus dem frühen Handel liegt bei 6946 Zählern.

Händler sprachen von einem weitgehend impulslosen Handel bei vergleichsweise schwachen Umsätzen. Die Veröffentlichung des Ifo-Index zum deutschen Geschäftsklima blieb folgenlos. Die Reaktionen der Anleger fielen verhalten aus. Im weiteren Verlauf hellte sich die Stimmung vor allem für Finanz- und Industrietitel immer weiter auf. Beobachter verwiesen zur Begründung auf die hohen Erwartungen der Anleger in Bezug auf geldpolitische Unterstützung durch die Zentralbanken. Im Vorfeld des Notenbanker-Treffens in Jackson Hole, das Ende der Woche ansteht, machten sich zunehmend Hoffnungen auf neue Konjunkturanreize im Markt bemerkbar, hieß es.

Davon profitierten vor allem Finanztitel wie zum Beispiel die Aktien der Deutschen Bank, die mit einem Plus von 2,4 Prozent auf 27,92 Euro die Gewinnerliste im Dax anführten. Händlern zufolge wurden damit unter anderem auch die aktuellen Reformbemühungen und neue Bonusregelungen der Bank goutiert. Auch europaweit zählten Banken zu den Favoriten. Europaweit zählten Banken zu den stark gefragten Werten. Die Titel der Commerzbank gingen am Abend dennoch nur wenig verändert 0,2 Prozent fester aus dem Handel.

"Es gibt jetzt auch auf der kurzen Frist wieder neue bullische, also positive Fakten", hieß es in einem Marktkommentar: Die Renditen der spanischen Bonds gaben weiter nach. Und in den USA forderte der Präsident der Notenbank-Filiale, Charles Evans, die Notenbank zu einem sofortigen weiteren Anleihenkaufprogramm auf. Das erfordere der schwache Arbeitsmarkt in den USA. Allerdings ist Evans in der nächsten Sitzung am 13. September nicht stimmberechtigt.

Banken, Stahl und Chips

Für eine nachhaltige Richtungsentscheidung fehlten aus Sicht der Börsianer allerdings klare Impulse. Marktexperte Sven Tokarski von IG Markets sieht den Dax weiterhin in einem intakten Aufwärtstrend. Der nächste Widerstand liege bei rund 7100 Punkten. Technologietitel profitierten von der guten Stimmung für die Branche nach dem Sieg von Apple im Patentstreit gegen Samsung. Infineon-Aktien legten im Dax 1,9 Prozent zu.

ThyssenKrupp-Papiere kletterten nach einem Interview mit Vorstandschef Heinrich Hiesinger um 1,70 Prozent. Der Stahlkonzern will seine Werke in Brasilien und den USA wohl separat verkaufen und mindestens den Buchwert von rund sieben Milliarden Euro erlösen. Zeitlich wollte sich Hiesinger nicht festlegen. Ein Börsianer ordnete die Aussagen als Wunschdenken ein. Analysten rechneten mit drei bis vier Milliarden Euro und erwarteten weitere Abschreibungen auf den Buchwert. Dennoch habe das Interview die Stimmung für die Aktie aufgehellt, hieß es.

Die Titel von Fresenius Medical Care (FMC) sackten um 0,39 Prozent ab und waren damit einziger Verlierer im Dax. Einem Händler zufolge bleibt die Stimmung für den defensiv eingeschätzten Wert derzeit schlecht. Zudem habe eine negative Studie von Cheuvreux nachgewirkt.

Eon-Aktien standen dagegen nach Berichten über eine Verstaatlichung des Energiesektors in Ungarn zeitweise unter Druck: Am Abend gingen sie bei 18,25 Euro und damit 1,13 Prozent fester aus dem Handel. RWE notierten 1,2 Prozent im Plus.

Bieterstreit um Q-Cells

Bei Q-Cells feierten Anleger die beiden für das insolvente Solarunternehmen durch den südkoreanischen Mischkonzern und einen spanischen Solarkonzern. Die Aktien des früheren TecDax-Mitglieds sprangen um 11,8 Prozent auf 0,19 Euro hoch. Positiv wirkt einem Börsianer zufolge auch ein Bericht über ein geplantes Gegengebot der spanischen Isofoton. "Die Aktionäre dürften weder von einem Angebot von Hanwha noch von Isofoton profitieren", sagte aber Analystin Alla Gorelova von der Steubing AG.

Durchwachsene Daten zum Geschäftsklima des Münchener Ifo-Instituts zeichneten am Morgen noch ein trübes Bild: Die hat sich demnach im August den vierten Monat in Folge verschlechtert. Der Ifo-Index fiel auf 102,3 Punkte von 103,2 Zählern im Vormonat, teilte das Ifo-Institut zu seiner Umfrage unter 7000 Managern mit. Im Vorfeld befragte Ökonomen hatten mit einem Rückgang auf 102,6 Punkte gerechnet.

Verlangsamte Abkühlung

Letztlich wurde der Ifo-Index sogar positiv aufgenommen. Marktstratege Robert Halver von der Baader Bank erklärte: "Je schwächer die Konjunkturdaten ausfallen, desto näher rücken die Hilfsmaßnahmen der EZB." Aus Sicht von Händler Markus Huber von ETX Capital signalisieren die Zahlen zwar keine unmittelbar positive Trendwende, allerdings eine verlangsamte Abkühlung der deutschen Wirtschaft.

Insgesamt traten die Konjunktursignale im Verlauf rasch wieder in den Hintergrund: Zusammen mit den deutschen Börsen verzeichneten auch die übrigen europäischen Aktienmärkte eine leichte Aufwärtstendenz. Der Eurostoxx50 als Leitindex der Eurozone rückte um 1,13 Prozent auf 2461,82 Punkte vor. In Paris kletterte der CAC-40-Index kletterte um 0,86 Prozent ins Plus. Der Londoner Aktienmarkt blieb wegen eines Feiertags geschlossen. In New York zeigte sich der Dow Jones zum europäischen Handelsschluss kaum verändert bei 13 170 Punkten.

Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 1,08 (Freitag: 1,08) Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,26 Prozent auf 135,21 Punkte. Der Bund Future gewann 0,01 Prozent auf 143,75 Punkte.

Der Kurs des Euro stieg: Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,2530 (1,2507) US-Dollar. Der Dollar kostete damit 0,7981 (0,7996) Euro.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts

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