Gewinne eingesackt Dax schließt im Minus
27.10.2010, 17:55 Uhr
Misstrauisch verfolgten viele Anleger das Geschehen heute vom Rand aus.
(Foto: REUTERS)
Der jüngste Reigen von Quartalsberichten überzeugt die Anleger nicht ganz. Vor allem SAP kann die Erwartungen vieler Investoren nicht erfüllen. Die Deutsche Bank überrascht die Anleger zwar mit einem weniger hohen Verlust, den Platz an der Dax-Spitze erobern jedoch erneut K+S.
Licht und Schatten bei den Quartalsbilanzen deutscher Unternehmen haben die Anleger am Aktienmarkt mit Vorsicht agieren lassen. Der Dax verweilte immer nur kurz im Plus und schloss schließlich 0,7 Prozent tiefer bei 6.568 Zählern. Vor allem SAP konnte die Erwartungen vieler Investoren nicht erfüllen. Die Titel der Softwareschmiede waren mit einem Minus von 2,8 Prozent Schlusslicht im Leitindex. "Obwohl die Umsatzzahlen im dritten Quartal leicht über den Erwartungen lagen, dürften einige Investoren vor allem aufgrund des unverändert belassenen Umsatz-Ausblickes enttäuscht sein", erklärte DZ-Bank-Analyst Oliver Finger.
Die Deutsche Bank überraschte die Anleger dagegen mit einem weniger hohen Verlust als von vielen erwartet. Die Papiere von Deutschlands größtem Geldinstitut zogen um 0,9 Prozent auf 41,59 Euro an und gehörten auch im europäischen Banken-Index zu den Favoriten. "Insgesamt sind das für ein drittes Quartal starke operative Zahlen", erklärte LBBW-Analyst Olaf Kayser. Die Bank hatte sich im Sommerquartal besser als viele ihrer Rivalen in Europa und den USA geschlagen, aber angesichts der Übernahme der Postbank einen Milliardenverlust ausgewiesen.
"Alles in allem waren die am Mittwoch vorgelegten Zahlen gar nicht so schlecht, aber viele Anleger machen nach dem jüngsten Aufwärtstrend im Moment lieber Kasse", sagte ein Händler. Seit Monatsbeginn hat der Dax über sechs Prozent zugelegt.
Noch stärker als die Titel der Deutschen Bank zogen im Dax K+S an, die ihre Vortagesgewinne ausbauten und sich mit einem Plus von 2,4 Prozent erneut an die Spitze des Leitindex setzten. Spekulationen auf kräftig steigende Kali-Preise trieben die Anleger in die Aktie des Kasseler Düngemittelherstellers, erklärten Börsianer. Preiserhöhungen des Weltmarktführers Potash in Nordamerika deuteten auf einen Angebotsengpass hin, stellte Citigroup-Analystin Sophie Jourdier fest, die die Aktien ähnlich wie Unicredit zum Kauf empfahl.
Im Schlepptau des Konkurrenten Air France-KLM legten die Titel der Lufthansa um 1,8 Prozent auf 15,43 Euro zu. "Die neue Prognose macht vielen Anlegern auch für die Lufthansa Mut", sagte ein Händler. Die Zahlen der Lufthansa werden für Donnerstag erwartet. Air France-KLM hatte ihre Ergebniserwartungen für das Gesamtjahr am Vorabend nach oben geschraubt. Die Titel legten in Paris bis zu vier Prozent auf 13,67 Euro zu.
Unentschlossen zeigten sich die Anleger bei Eon. Bei den Aktien des größten deutschen Versorgers griffen die Investoren zeitweise zu, am Ende blieb aber dennoch ein Minus von 0,7 Prozent auf 22,22 Euro stehen. "Eon bleibt bei seinem Ausblick, und auf den zweiten Blick waren die Zahlen nicht so schlimm", sagte ein Börsianer. Eon muss auf Geschäfte in Italien, Spanien und Frankreich rund 2,6 Mrd. Euro abschreiben.
Am Tag nach der Veröffentlichung ihrer Zahlen haben die Anleger Puma-Aktien links liegen gelassen. Der Sportartikelhersteller habe in Schwellenländern wie China und Russland noch Nachholbedarf, schrieben die Analysten von Cheuvreux. Das dürfte teurer werden und länger dauern als erwartet. Gerade in diesen Märkten gebe es starke Konkurrenz sowohl von internationalen wie auch von lokalen Marken. Die Analysten hatten die Titel auf "Underperform" von "Outperform" heruntergestuft. Die Puma-Aktien verloren im MDax 4,1 Prozent auf 243,60 Euro.
Im TecDax konnten sich nach der Verdopplung des Quartalsgewinns Kontron auf die Gewinnerliste vorarbeiten. Die Papiere des Kleincomputerherstellers verteuerten sich zeitweise um mehr als vier Prozent, zum Handelsschluss blieben davon noch 1,45 Prozent auf 7,10 Euro übrig.
Quelle: ntv.de, rts