Am Ende steht ein schönes Plus Dax schließt optimistisch
01.02.2013, 17:50 Uhr
Auf Wochensicht ein schmales Minus: Im Februar könnte die Rekordmarke fallen.
(Foto: REUTERS)
Ein Wirbel an ermutigenden Konjunkturdaten löst am deutschen Aktienmarkt neue Zuversicht aus. Der Dax rückt zum Ende der Handelswoche wieder näher an die magische 8000er-Marke heran. Auch in London und Paris zeigen die Kurstrends nach oben.
Nach zwei schwächeren Tagen nimmt der deutsche Aktienmarkt wieder Kurs auf ein neues Allzeithoch. Am letzten Handelstag der Woche mehren sich die Anzeichen für eine konjunkturelle Stabilisierung in Europa. Frische Daten aus dem US-Arbeitsmarkt geben den zuversichtlichen Luftströmungen am Nachmittag neuen Auftrieb, der deutsche Leitindex arbeitet sich weiter vor.
Am Abend geht der Dax mit einem Plus von 0,74 Prozent bei 7833,39 Punkten aus dem Handel. Die Wochenbilanz des wichtigsten deutschen Börsenbarometers bleibt trotz des zwischenzeitlichen Fünfjahreshochs mit minus 0,31 Prozent leicht negativ. Doch insgesamt stehen die Aussichten nicht schlecht: Auch der MDax nahm am Freitag mit plus 1,48 Prozent auf 12.757,00 Punkte wieder Kurs auf sein Rekordhoch. Der TecDax rückte um 1,61 Prozent auf 880,32 Punkte vor.
An der Wall Street übersprang der Dow Jones am Freitag kurzzeitig die psychologisch wichtige Marke von 14.000 Punkten und notierte bei Xetra-Schluss noch 0,9 Prozent fester bei 13.988 Zählern. Nasdaq und S&P 500 gewannen jeweils 0,8 Prozent.
Gegen den Trend rutschte der spanische Leitindex Ibex um 1,6 Prozent ab. Börsianer begründeten dies mit der Aufhebung des Verbotes von Leerverkäufen. Dabei verkaufen Anleger Papiere, die sie sich vorher geliehen haben. Sie hoffen darauf, sie bis zum Ende der Leihfrist billiger zurückkaufen zu können.
Der Eurodtoxx50 gewann 0,26 Prozent auf 2710,08 Punkte. Auch die Leitindizes in London und Paris rückten deutlich vor. Der Mailänder Leitindex brach kurzzeitig um 1,8 Prozent ein. Insidern zufolge untersuchen italienische Behörden die Derivate-Geschäfte, die der ältesten Bank der Welt, Banca Monte dei Paschi di Siena (BMPS), millionenschwere Verluste eingebrockt hatten. Betroffen seien neben BMPS unter anderem Intesa Sanpaolo und Unicredit. Die Aktien der drei Geldhäuser verloren zwischen 2,6 und 5,9 Prozent.
Im Londoner Auswahlindex FTSE gehörten BT-Aktien mit einem Plus von 5,7 Prozent zu den Lieblingen der Anleger. Dank einer starken Nachfrage nach schnellen Internetanschlüssen und scharfer Kostenkontrolle verdiente der britische Telekom-Anbieter im vergangenen Quartal mit 675 Mio. Pfund mehr als von Analysten erwartet.
An der Pariser Börse legten Credit Agricole trotz einer weiteren, 3,8 Mrd. Euro schweren Abschreibung 3,4 Prozent auf 7,53 Euro zu. "Viele der Sonderbelastungen sind aber einmalig", gab Exane BNP-Analyst Guillaume Tiberghien zu bedenken. Am Donnerstag hatten Abschreibungen auch der Deutschen Bank die Bilanz verhagelt. Deren Titel bauten ihr dreiprozentiges Vortagesplus um 0,8 Prozent aus.
Frische Daten vom US-Arbeitsmarkt verliehen dem Dax am Nachmittag neuen Schwung. Die Zahl der neuen Stellen lag im Januar mit zwar 157.000 niedriger als erwartet. Die Zahlen für November und Dezember wurden allerdings kräftig nach oben korrigiert. Die Arbeitslosenquote liegt bei 7,9 Prozent.
Industrie bremst Talfahrt
Für Unterstützung sorgen dagegen diverse Einkaufsmanagerindizes für die Industrie der Eurozone, von denen die meisten besser ausfielen als erwartet - allen voran der deutsche Index. Der Markit-Einkaufsmanagerindex für die gesamte Eurozone kletterte auf 47,9 Punkte - den höchsten Stand seit knapp einem Jahr. Damit näherte sich das Barometer der Marke von 50 Zählern, ab der es Wachstum signalisiert. "Vorausgesetzt es gibt keine neuen Rückschläge durch die Schuldenkrise, untermauern diese Daten die Erwartung, dass die Euro-Zone Mitte 2013 wieder auf den Wachstumspfad zurückkehrt", sagt Chris Williamson, Chef-Ökonom des Datenanbieters Markit, der den Einkaufsmanagerindex berechnet.
"Die Entwicklung hat keiner vorhergesehen, sie deutet auf eine viel raschere Rückkehr zu Wachstum als erwartet", so ein Börsianer. "Die konjunkturellen Wendesignale in der Eurozone verfestigen sich, nachdem vor allem in Deutschland bereits eine Reihe von Stimmungsindikatoren deutliche Zuwächse verbuchen konnte", urteilt Helaba-Analyst Ralf Umlauf. "Das vierte Quartal 2012 könnte somit das Quartal mit der schwächsten wirtschaftlichen Dynamik gewesen sein."
Infineon erringt Tagessieg
Zu den größten Gewinnern im Dax gehören Infineon, die sich um 3,7 Prozent verteuerten. Die Halbleitertitel knüpften nach positiven Analystenreaktionen an ihre Stärke nach der Bilanzvorlage vom Vortag an
Dagegen notierten Bayer über weite Strecken des Handelstags im Minus. Am Abend schlossen die Aktien allerdings 0,4 Prozent fester. Händler verwiesen darauf, dass die EU-Kommission bedrohte Honigbienen mit einem Verbot bestimmter Pflanzenschutzmittel schützen will. Für den Konzern, der solche Pestizide produziert, wäre das ein Rückschlag.
Eon weiteten mit der Entscheidung der Gewerkschaften für einen unbefristeten Streik ihre Verluste zunächst leicht aus, drehten dann aber ins Plus und gewannen schließlich zaghafte 0,2 Prozent.
Porsche, die in keinem großen Index notiert sind, verbilligten sich um 0,1 Prozent. Die milliardenschwere Klage von 26 Hedgefonds gegen Porsche wird künftig nicht mehr in New York, sondern in Deutschland verhandelt. "Die Entscheidung ist positiv für Porsche, da mögliche Entschädigungszahlungen in Deutschland weitaus geringer ausfallen könnten als in den USA", erklärte Equinet-Analyst Tim Schuldt.
Für Gesprächsstoff sorgt auch der Börsenneuling LEG Immobilien. Der Immobilienkonzern gab sein Debüt und hat am Vortag den Ausgabekurs seiner Aktien auf 44 Euro festgelegt. Die LEG wird mit einer Marktkapitalisierung von 2,3 Mrd. Euro der größte deutsche Immobilienwert. Die Aktien starteten mit 44,50 in den Handel und verabschiedeten sich nach ihrem ersten Tag an der Frankfurter Börse mit 43,84 Euro ins Wochenende. LEG ist - nach dem Mobilfunkkonzerns O2 im Oktober - der zweitgrößte Börsengang in den vergangenen fünf Jahren in Deutschland. Mit einem Börsenwert von gut 2,3 Mrd. Euro kann die LEG rasch mit einem Aufstieg in den Nebenwerteindex MDax rechnen.
Am deutschen Anleihemarkt stieg die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 1,35 Prozent am Vortag auf 1,39 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,03 Prozent auf 133,16 Punkte. Der Bund Future zog um 0,15 Prozent auf 142,02 Punkte an.
Der Kurs des Euro knackte kurzzeitig die Marke von 1,37 US-Dollar und stand zuletzt bei 1,3694 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,3644 (Donnerstag: 1,3550) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7329 (0,7380) Euro.
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ/dpa