Anleger sind orientierungslos Dax arbeitet sich vor
31.10.2013, 17:35 Uhr
Der geht mit Verlusten in den Tag.
(Foto: dpa)
Wie viel Geld wird die US-Notenbank noch in die Märkte pumpen? Diese Frage hält die Aktienkurse in einer engen Spanne gefangen. Einige Investoren spekulieren nun, dass die Fed die Geldschwemme vielleicht früher drosseln könnte als erwartet.
Der Frankfurter Aktienmarkt hat nach richtungslosem Handel fester geschlossen. Das Rätselraten über den Beginn einer strafferen Geldpolitik in den USA bereitete Aktienanlegern Kopfzerbrechen. Die Enttäuschung über die unklaren Aussagen der US-Notenbank habe der Markt nun langsam verdaut, sagten Börsianer. Der Leitindex Dax pendelte im Verlauf aber in einer engen Bandbreite und ging schließlich 0,2 Prozent fester bei 9033 Punkten aus dem Handel. Der MDax gewann 0,2 Prozent auf 15.986 Punkte, während der TecDax 0,1 Prozent auf 1129 Zähler zulegte.
"Solange die Fed absehbar die Geldschleusen nicht schließt, wird es weiter nach oben gehen", so Marktexperte Stefan de Schutter von Alpha Wertpapierhandel. Erst am Vortag hatte der Dax in der Hoffnung auf eine anhaltende Geldschwemme aus den USA einen neuen Rekord bei 9070 Punkten markiert. "Neue Impulse hat die Fed nicht geliefert, und auch vonseiten der Quartalbilanzen fehlt heute ein echter Trigger für den Markt", sagte Stratege Jörg Rahn von Marcard, Stein & Co.
Tatsächlich macht die US-Notenbank wie von den meisten Beobachtern erwartet vorerst keine Abstriche an ihren milliardenschweren Anleihekäufen. Da sich die Fed aber zu ihrem Zeitplan weiter bedeckt hielt, wird nun an den Finanzmärkten weiter spekuliert. Einige Experten glauben dass die US-Notenbank möglicherweise doch noch Ende dieses Jahres die Anleihenkäufe zurückfährt, die meisten rechnen aber erst damit im kommenden Frühjahr.
Die Börsianer bleiben trotz der jüngsten Rekordjagd vorsichtig. "Die Akteuere wünschen sich einen Rückschlag als Gelegenheit zum Wiedereinstieg", sagte Gianni Hirschmüller von Cognitrend mit Blick auf die Ergebnisse der neuen Umfrage zur Stimmung unter den Dax-Anlegern. Verglichen mit der Umfrage zur Mitte der vergangenen Woche hat sich die Stimmung kaum verändert: Der Anteil der Optimisten wuchs um einen Prozentpunkt auf 39 Prozent und das Lager der Pessimisten schrumpfte um einen Punkt auf 24 Prozent. Dementsprechend verharrte das neutrale Lager bei unveränderten 37 Prozent. Die Anleger seien sich sicher, dass ein Rückschlag komme, sagte Hirschmüller. Dann wollten sie sich für eine Jahresendrally positionieren.
Hirschmüller spricht von der "ungeliebten" Hausse, weil viele Anleger wie die Versicherer Aktien stark untergewichtet hätten. Gekauft werde der deutsche und auch der europäische Aktienmarkt von Anlegern außerhalb der Eurozone. "Enorme Mittel fließen seit Wochen nach Europa", so der Sentiment-Analyst.
Commerzbank im Minus
Zu den größten Verlierern im Dax zählten die Aktien der Commerzbank mit einem Abschlag von 1,9 Prozent. Händler verwiesen auf eine Verkaufsempfehlung der UBS. Deutsche Börse verbilligten sich um 2,4 Prozent. Hier setzte sich offenbar die Enttäuschung über die jüngst vorgelegten schwachen Zahlen durch. Hinzu kommen Sorgen über negative Auswirkungen einer möglichen Finanztransaktionssteuer, die die Politik auf den Weg bringen will. Zudem belasteten einige Analystenkommentare die Aktien.
Auf der Gewinnerseite standen dagegen Volkswagen. Die Aktien legten um 2 Prozent zu, nachdem sie nach den Quartalszahlen bereits am Vortag um knapp 5 Prozent in die Höhe geklettert waren. Daimler und BMW rückten um 1,7 beziehungsweise 1 Prozent vor.
Die Zahlen von Bayer wurden im Handel nicht positiv aufgenommen, die Aktien gaben nach positivem Start 1 Prozent ab.
Die endgültigen Neunmonatszahlen von Lufthansa enthielten nach Einschätzung der DZ-Bank keine größeren Überraschungen. Positiv hob Analyst Dirk Schlamp den Rückgang bei den Kosten pro Sitzplatzkilometer hervor. "Positiv sind ebenfalls die Entwicklung des Cashflows sowie die Verbesserung der Eigenkapitalquote". Erwartungsgemäß seien die Ziele bekräftigt worden. Nach Einschätzung der DZ-Bank ist die "Lufthansa-Story" weiter intakt. Die Aktie büßte dennoch 2,8 Prozent ein.
Im MDax gingen Wacker Chemie erst auf Talfahrt, grenzten aber im späten Handel die Verluste ein. Beim Spezialchemiekonzern ist der Gewinn im dritten Quartal überraschend stark eingebrochen. Die Titel verloren ß,3 Prozent. "Die Zahlen sind ziemlich enttäuschend, die Solarkrise setzt dem Konzern weiter zu", sagte ein Händler.
Evonik rückten dagegen um 2,5 Prozent vor. Das Unternehmen hat zwar einen Gewinnrückgang gemeldet, dieser fiel aber nicht so stark aus wie befürchtet. Gea kletterten dank eines Anstiegs des operativen Gewinns an die Spitze des Nebenwerteindex. Die Titel verteuerten sich um 3,5 Prozent. Eine hohe Nachfrage aus der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie hatte dem Maschinenbauer weiter gute Geschäfte beschert.
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ/dpa