Notenbanken zünden Dollar-Feuerwerk Dax über 5500 Punkten
15.09.2011, 18:00 UhrDie Aussicht auf zusätzliche Dollar für die europäischen Banken treibt den deutschen Aktienmarkt gemeinsam mit den übrigen großen Handelsplätzen stark nach oben. Die größten Gewinner sind Finanztitel. Darüber hinaus feuert auch die Bekenntnis von Merkel und Sarkozy für einen Verbleib Griechenlands in der Eurozone die gute Stimmung an.
Der Dax hat am Donnerstag kräftig von Hilfsmaßnahmen der Notenbanken zur Krisenbewältigung profitiert und sich dabei zeitweise wieder der Marke von 5600 Punkten genähert. Auch positive politische Signale sowie der nahende Verfallstag am Terminmarkt sorgte für Rückenwind. Bis Handelsschluss konnte sich der Leitindex über der Marke von 5500 Punkten behaupten.
Der Dax ging mit einem Tagesgewinn von 3,1 Prozent bei 5508,24 Punkten aus dem Handel. Für den MDax ging es um 2 Prozent auf 8832,72 Punkte aufwärts. Schwere Kursverluste bei Aixtron bremsten dagegen den Technologiemarkt aus, de TecDax legte lediglich um 0,8 Prozent zu auf 709,36 Punkte.
"Der Markt nimmt positiv auf, dass die Notenbanken versuchen, die Krise mit allen Mitteln zurückzudrängen", sagte Rainer Sartoris, Volkswirt bei HSBC Trinkaus. Einige Kreditinstitute hätten in den vergangenen Wochen Probleme gehabt, an Dollar zu kommen. "Das Problem sollte durch die Maßnahmen reduziert werden, weil die längerfristige Liquidität sichergestellt wird." Investmentstratege Philip Lawlor vom Vermögensberater Smith & Williamson warnte jedoch vor überzogenen Hoffnungen. Die zusätzliche Liquidität halte zwar das Bankensystem am Laufen, das Kernproblem - die prekäre Finanzlage einiger Euro-Staaten - werde dadurch aber nicht gelöst. Die Notenbanken der USA, der Eurozone, Großbritanniens, der Schweiz und Japans kündigten für die kommenden Monate mehrere zusätzliche Dollar-Refinanzierungsgeschäfte an.
Athen soll Euro behalten
Auch beim Dauerbrenner Griechenland konnten positive politische Signale den Markt vorläufig wohlgesonnen stimmen. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hatten am Vorabendabend in einem Telefonat mit dem griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou jede Debatte über einen Ausschluss des Landes aus der Euro-Zone abgelehnt. Papandreou sicherte im Gegenzug die Umsetzung aller Reformen zu. "Das ist zumindest mal keine schlechte Nachricht und beruhigt die Anleger etwas", sagte ein Händler. Für Erleichterung sorgte auch, dass das Sparprogramm der italienischen Regierung im Volumen von 54 Milliarden Euro endgültig vom Parlament in Rom gebilligt worden ist . "Damit wächst die Hoffnung, dass sich das europäische Sorgenkind doch noch aus dem Schuldensumpf ziehen kann", sagte ein Börsianer.
Neben den fundamentalen Entwicklungen in Europa trieb zudem der große Verfallstermin, der so genannte dreifache Hexensabbat, die Kurse nach oben. Am Freitag werden am Terminmarkt die Abrechnungskurse für wichtige Termingeschäfte auf Aktien und Aktienindizes festgelegt. Der massive Kursrutsch des Dax in den vergangenen Tagen hatte Investoren auf dem falschen Fuß erwischt. Nun versuchten sie, kurz vor Ablauf ihrer Termingeschäfte die Kurse noch in die für sie günstige Richtung zu treiben.
Finanztitel feiern
Angeführt wurde der Aufschwung von Finanztiteln. Die angespannte Liquiditätssituation der Banken war zuletzt ein Grund für den Ausverkauf bei den Branchentiteln gewesen. Nun stiegen Deutsche Bank um 5,8 Prozent auf 24,89 Euro, Commerzbank um 7,8 Prozent auf 1,73 Euro, Allianz um 6,7 Prozent auf 65,73 Euro und Munich Re um 3,9 Prozent auf 85,96 Euro.
Sehr fest zeigten sich auch die Versorger. "Durch die freundliche Markttendenz kann sich endlich die positive Nachrichtenlage durchsetzen", sagte ein Händler. Der Sektor war am Dienstag von Morgan Stanley hochgestuft und Eon als ein Titel der "ersten Wahl" genannt worden. Zudem hieß es, der Versorger stehe kurz vor dem Verkauf seines Gas-Netzes. Eon stiegen um 5,7 Prozent auf 15,09 Euro und RWE um 5,3 Prozent auf 24,84 Euro.
Gefragt waren auch Papiere von ThyssenKrupp. Laut "Hamburger Abendblatt" hat der Stahlkonzern ein Übernahmeangebot für Blohm + Voss erhalten. "Nach dem Gezerre und anschließend gescheiterten Verkauf an Abu Dhabi sind das mal gute Nachrichten für die Werft", sagt ein Händler. Das im Jacht- und Marineschiffbau tätige Bremer Familienunternehmen Lürssen will dem Bericht zufolge die gesamte Werft kaufen. Die Papiere von ThyssenKrupp zogen um 4,2 Prozent an.
Gefragt waren darüber hinaus Siemens. Die Citigroup hat die Aktie auf ihre Favoritenliste genommen. Siemens stiegen um 4,0 Prozent.
Eine Einigung im Strafverfahren gegen SAP wegen Industriespionage bei Oracle hatte dagegen keine positive Auswirkungen auf den Kurs des Softwarekonzerns. Mit einem Anstieg von 2,0 Prozent bewegte sich die Aktie schwächer als der Gesamtmarkt nach oben. Die ehemalige SAP-Tochter TomorrowNow hatte sich in dem Verfahren in zwölf Punkten für schuldig erklärt und damit den Weg für eine Einigung frei gemacht. SAP zahlt nun eine Strafe von 20 Mio. US-Dollar. Die zivlirechtliche Seite ist für SAP damit jedoch noch nicht gelöst. Noch ist unklar, ob Oracle ein Urteil akzeptiert, wonach die ursprünglich verhängte Schadenersatzzahlung von SAP von 1,3 Mrd. auf 272 Mio. US-Dollar reduziert wird.
Defensive Titel schwach
Relativ schwach entwickelten sich auch als defensiv geltende Aktien wie die des Konsumgüterherstellers Beiersdorf, der 0,4 Prozent zulegte. Für Bayer ging es um 0,6 Prozent nach oben. Fresenius Medical Care legte um 1,0 Prozent zu.
Im TecDax rutschten Aixtron nach der Senkung der Prognose zeitweise um mehr als 20 Prozent ab. Bis zum Handelsschluss konnten sich die Papiere auf ein Minus von 11,5 Prozent fangen. Der Chipanlagenbauer reduzierte wegen der Marktunsicherheit nicht nur seine Umsatzprognose, sondern schraubte auch die erwartete Gewinnspanne nach unten. Statt 35 Prozent Gewinnmarge rechnet Aixtron nun noch mit 25 bis 30 Prozent, der Umsatz soll statt bis zu 900 Mio. nun bis zu 650 Mio. Euro betragen.
Quelle: ntv.de, nne/DJ/rts