Marktberichte

Anleihen lasten auf Aktien Dax übt Zurückhaltung

Spanische Händler an der Madrider Börse.

Spanische Händler an der Madrider Börse.

(Foto: REUTERS)

Den Takt an den Märkten geben wieder die europäischen Staatsanleihen vor. Die Verlierer nach den jüngsten Herabstufungen sind die spanischen Anleihen, die Renditen steigen auf ein Rekordhoch. Auch die Italien-Auktion überzeugt nicht richtig.

Die jüngste Herabstufung Spaniens und die Unsicherheit vor der Wahl in Griechenland haben die deutschen Standardwerte nach unten gedrückt.

Der Dax landete am Ende mit 0,2 Prozent im Minus bei 6138 Punkten. Der MDax notierte 0,5 Prozent leichter bei 9931 Zählern. Der TecDax bildete das Schlusslicht mit einem Minus von 1,5 Prozent bei 722 Punkten. Der EuroStoxx50 erholte sich im Handelsverlauf etwas und notierte 0,2 Prozent höher bei 2148 Zählern.

"Bevor um Griechenland und Spanien nicht mehr Ruhe einkehrt, sollte man sich lieber einfach ein wenig zurückhalten und schauen, was passiert", empfahl Aktienstratege Heinz-Gerd Sonnenschein von der Postbank. Seit Tagen trauen sich die Anleger wegen der Probleme in der Euro-Zone und der bevorstehenden Parlamentswahl in Griechenland nicht, größere Positionen einzugehen.

Die Ratingagentur Moody's hatte am Vorabend die Bonität Spaniens um drei Stufen auf "Baa3" gesenkt. Damit rangiert das Land nur noch eine Stufe über Ramsch-Status. Eine weitere Herabstufung sei außerdem denkbar, hieß es von Moody's. Als Grund nannte die Agentur die Hilfen von 100 Mrd. Euro für die spanischen Banken, die die Schuldenlast des Landes weiter erhöhten. Die Quittung folgte am Donnerstag prompt: Nervöse Anleger trieben die Renditen der zehnjährigen spanischen Anleihen auf ein Rekordhoch von sieben Prozent. Anleger fürchteten, dass Spanien nach der Herunterstufung durch Moody's nun doch ganz unter den Rettungsschirm schlüpfen muss, kommentierte ein Händler.

Zudem stufte Moody's die Kreditwürdigkeit Zyperns auf "Ba3" herunter. Die Risiken, die von Griechenland für die Insel ausgingen, seien gestiegen, begründeten die Analysten diesen Schritt.

Auktion italienischer Anleihen

Auch Italien stand bei den Investoren weiter im Fokus. Das Land konnte zwar neue Anleihen verkaufen, die Nachfrage blieb allerdings mäßig. "Die Nachfrage nach den dreijährigen Benchmark-Anleihe  hätte besser sein können", so Annalisa Piazza von Newedge Strategy. Italien musste bei der Emission tiefer in die Tasche greifen als bislang. Die Rendite der 2015 fälligen Papiere stieg von 3,91 auf 5,30 Prozent. Vielen Investoren gelte Italien nun als der nächste Dominostein, kommentierte Nicolas Spiro von Spiro Sovereign Strategy die Situation. Wenn die EZB nicht rasch zu Hilfe komme, verlören Italien und Spanien den Zugang zu den Finanzmärkten.

Für Vorsicht unter den Anlegern sorgte auch die politische Situation in Griechenland. Je näher die neue Parlamentswahl in Griechenland rückt, desto mehr nimmt die Verunsicherung an den Börsen zu. Analysten machen den Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone davon abhängig, welche Parteien das Ruder letztlich übernehmen können.

"Die Ungewissheit darüber belastet auf jeden Fall die Märkte", sagte ein Händler. Bei griechischen Bankaktien überwog allerdings das Prinzip Hoffnung. Anleger setzten darauf, dass die sparwilligen Kräfte bei den Wahlen am Sonntag die Nase vorn haben. Der Athener Bankenindex schoss um über 25 Prozent nach oben. Außerhalb Griechenlands standen Geldinstitute dagegen eher auf den Verkaufslisten der Anleger: Der europäische Bankenindex verlor 1,2 Prozent.

Defensive Werte gefragt

Einigermaßen halten konnten sich im Dax wie am Vortag die defensiven Werte, also jene Aktien, die als weniger abhängig von der Konjunkturentwicklung gelten. Die Papiere des Gesundheitskonzerns Fresenius standen mit einem Plus von 1,2 Prozent an der Dax-Spitze.

Auch die Papiere des Pharma- und Chemiekonzerns Bayer des Dialysespezialisten FMC waren gefragt. Sie legten 1,3 Prozent zu. Dagegen standen besonders konjunkturabhängige Titel wie die Aktien der Autokonzerne und Finanzwerte auf der Verliererseite. Daimler und BMW gaben knapp 2,0 bzw. 2,6 Prozent nach.

Die Papiere des Ausrüsters Adidas fanden sich mit minus 1,9 Prozent am Ende der Dax-Liste wieder. "Die Aktien leiden während eines Großereignisses im Sport oft unter Gewinnmitnahmen, nachdem sie in der Hoffnung auf gute Geschäfte vor dem Turnier stark zugelegt haben", begründete ein Händler den Kursabschlag. Die Anteilsscheine von Adidas sind seit Jahresbeginn um mehr als 14 Prozent nach oben gegangen.

Im MDax büßten Deutz 5,4 Prozent ein. Die Aktien hatten am Mittwoch 12,1 Prozent zugelegt, nachdem Volvo seine Pläne für eine Anteilsaufstockung bei Deutz auf knapp über 25 Prozent bekanntgegeben hatte.

Im TecDax stürzten die Aktien von Centrotherm zeitweise um rund 40 Prozent auf 3,08 Euro ab und markierten damit ein Rekordtief. Am Ende blieb ein minus von 26,5 Prozent. Am Vorabend hatte der auf die Solarbranche spezialisierte Anlagenbauer mitgeteilt, derzeit mit den Banken zu verhandeln, um die Geldversorgung sicherzustellen.

In den Sog von Centrotherm gerieten auch Solarworld. Sie rutschten in der Spitze um rund zehn Prozent Euro ab und landeten bei minus 4,2 Prozent.

Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts

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