Marktberichte

Knapp 16 Prozent für Coba-Anleger Dax sichert den Aufstieg ab

Der Dax am Donnerstag: Schwacher Start udn starke Mitte. Erst am späten Nachmittag kühlt die Zuversicht ab.

Der Dax am Donnerstag: Schwacher Start udn starke Mitte. Erst am späten Nachmittag kühlt die Zuversicht ab.

(Foto: REUTERS)

Ein kompaktes Bündel an Unternehmenszahlen trägt den deutschen Aktienmarkt in die Gewinnzone: Im Dax führt die neue Zuversicht der Anleger zu teils spektakulären Kursgewinnen. Am Nachmittag jedoch kommt Unruhe auf. Die T-Aktie gewinnt 7,7 Prozent.

Ermutigende Konjunkturdaten aus China und frische Ergebnisse aus der laufenden Berichtssaison haben den deutschen Leitindex über die Schwelle bei 7300 Punkten geschoben: Nach einem bewegten Handelstag schloss der Dax 0,70 Prozent fester bei 8318,32 Zählern. Das Tageshoch aus dem Verlauf liegt bei 8341,44 Punkten. Der MDax ging mit einem Aufschlag von 0,51 Prozent bei 14.682,69 Punkten aus dem Handel. Der TecDax verbesserte sich bis zum Abend um 0,39 Prozent auf 1018,82 Punkte. Der Eurostoxx50 kletterte stärker als der Dax und notierte zum Handelsschluss in Frankfurt 0,80 Prozent fester bei 2816,88 Punkten.

Die Daten aus Peking hätten dem Markt schon zu Handelsbeginn einen Schub verpasst, sagte Marktanalyst Craig Erlam von Alpari. Er sprach allerdings von einem insgesamt eher ruhigen Handelstag. Am Morgen war der Leitindex mehrfach bis in die Verlustzone abgesackt. Erst am frühen Nachmittag ging es am Markt ohne konkreten äußeren Auslöser teils kräftig nach oben. Am späten Nachmittag - nach einem unsicheren Handelsstart an der Wall Street - mussten Anleger einen leichten Rücksetzer hinnehmen.

Fundamental hätten sich Händlern zufolge die positiven Impulse durch Quartalszahlen von viel beachteten Dax-Unternehmen durchgesetzt. Marktteilnehmer Niklas Breckling von der Schnigge Wertpapierhandelbank ergänzte, dass die starken Kursgewinne, etwa beim Dax-Schwergewicht Telekom, den Gesamtmarkt stützten. Zahlen gab es aus dem Dax daneben noch von Henkel, Adidas und der Commerzbank.

Hier konnten Anleger spektakuläre Kursreaktionen beobachten: Die Aktien der Commerzbank schossen bereits am Morgen mehr als 10 Prozent ins Plus, nur um sich im Verlauf immer weiter zu verbessern. Am Abend gingen die Coba-Papiere als mit Abstand größter Gewinner im Dax mit einem Aufschlag von 15,6 Prozent auf 7,66 Euro aus dem Handel.

Experten hatten die Zwischenbilanz zum Halbjahr zunächst noch als durchwachsen bezeichnet. Investoren ließen sich davon allerdings nicht stören und griffen angesichts der Rückkehr in die schwarzen Zahlen zu. Händlern zufolge überraschte das zweitgrößte deutsche Kreditinstitut vor allem im zweiten Quartal auf operativer Seite positiv. Beim Bankhaus Lampe sprachen Experten von generell überzeugenden Zahlen. Besonders wichtig sei, dass die Bank bei der Kapitalausstattung und Schuldenquote vorangekommen sei.

Mit einigem Abstand dahinter, aber immer noch beeindruckenden Kursgewinnen folgen die Papiere der Deutschen Telekom, die nach einem Umsatzplus im zweiten Quartal um 7,7 Prozent hinzugewinnen auf 9,75 Euro. Analysten hoben hier insbesondere auch die starke Entwicklung in den USA und den hohen Zuwachs an Neukunden hervor. Der Markt feiere die Tatsache, so hieß es zusammenfassend, dass das Unternehmen im zweiten Quartal nach jahrelangen Rückgängen wieder einen Wachstumskurs eingeschlagen hat. Ein Händler spricht von frischer Fantasie und einer möglichen Neubewertung.

Ebenfalls nach Zahlen verteuerten sich die Aktien von Henkel um 2,9 Prozent auf 76,73 Euro. Der Konsumgüterkonzern konnte im zweiten Quartal weiter zulegen.

Die Aktien von Adidas fanden sich nach Vorlage der Zwischenbilanz und einer Umsatzwarnung auf der Verliererseite wieder. Umsatz und Ergebnis blieben im zweiten Quartal knapp unter den Erwartungen. Im Vordergrund stand allerdings die gesenkte Umsatzprognose. Anleger reagieren mit Verkäufen und drücken den Kurs damit um gut 2 Prozent ins Minus auf 84,00 Euro. Zweitschwächster Titel im Leitindex waren die Aktien von Beiersdorf: Die Titel gaben 1,4 Prozent nach auf 67,30 Euro.

Die Aktien von K+S verbesserten sich dagegen um 5,1 Prozent auf 17,84 Euro. Hier wirkte offenbar die Einschätzung eines prominenten Branchenvertreters: Nach Einschätzung des Chefs der kanadischen Potash wird der Streit zwischen den russischen und weißrussischen Mitgliedern der Vertriebsgesellschaft Belarussian Potash Company nicht von Dauer sein. Die Ankündigung eines starken Preisverfalls für Kali sieht er gelassen und sieht keinen Grund für dauerhaft niedrige Preise. Mit Blick auf den K+S-Kurs sprachen Beobachter von einer "beginnenden Bodenbildung".

Einen leichten Rücksetzer am Nachmittag lösten die Signale vom US-Arbeitsmarkt aus: Mit der stabilen Entwicklung bei den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe aus der Vorwoche steige die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed eher früher als später die Anleihekäufe zurückfahren werde, hieß es. Der US-Arbeitsmarkt befindet sich momentan in einer nachhaltig moderaten Erholung. Im Durchschnitt der vergangenen vier Wochen lagen die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe bei 335.000, nach 350.000 bis 369.000 im ersten Halbjahr, fassten Eperten von Newedge Strategy ihre Eindrücke zusammen.

Für generellen Rückenwind sorgten seit dem Morgen frische Konjunkturdaten aus China: Kennzahlen aus dem chinesischen Export zeichnet ein unerwartet positives Bild von den Perspektiven der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft. Im Juli konnten die Unternehmen ihren Absatz im Ausland offiziellen Daten zufolge gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,1 Prozent steigern. Volkswirte hatten nur ein Plus von 2,8 Prozent vorausgesagt. Im Juni waren die Ausfuhren noch um 3,1 Prozent gefallen.

Auch die Importe waren im Juli kräftig im Aufwind. Sie kletterten gegenüber dem Vorjahr um 10,9 Prozent, während die Vorhersage nur auf 1,3 Prozent lautete. Die höheren Einfuhren könnten ein Zeichen dafür sein, dass die Nachfrage im Reich der Mitte steigt. Trotz der schneller gewachsenen Importe erzielte China einen Handelsüberschuss von umgerechnet 17,8 Milliarden US-Dollar.

Trotz der unerwartet starken Signale aus Peking setzte der Aktienmarkt in Tokio seine Talfahrt fort: Negativ wirkten der kräftigere Yen sowie Verluste an der Wall Street, hieß es. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte schloss mit einem Abschlag von 219,38 Punkten oder 1,59 Prozent beim Stand von 13.605,56 Punkten. Der breiter gefasste Topix verlor 15,67 Punkte oder 1,36 Prozent auf 1139,59 Punkte. Bereits am Vortag hatte der Nikkei kräftig eingebüßt.

Ein großer Belastungsfaktor sind nach wie vor die Spekulationen um einen womöglich vorgezogenen Einstieg in den Ausstieg aus den Konjunkturhilfen: Nachdem an den vergangenen beiden Tagen bereits drei regionale Fed-Präsidenten eine Absenkung der Bondkäufe bereits im September ins Spiel gebracht hatten, vermied es die regionale Fed-Präsidentin aus Cleveland, Sandra Pianalto, bei einer Rede, einen möglichen Zeitpunkt für eine Absenkung der Bondkäufe zu nennen. Dies nahmen Beobachter zum Anlass, erneut über die Exit-Pläne der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) zu spekulieren. Doch auch aus ihren Aussagen zum Arbeitsmarkt ließ sich keine eindeutige Tendenz für eine frühere oder spätere Wende in der Geldpolitik ableiten. Zwar betonte sie, dass sich der US-Arbeitsmarkt besser als erwartet entwickelt und sich auch der Ausblick deutlich verbessert habe. Andererseits unterstrich sie jedoch auch, dass der Arbeitsmarkt noch ein Stück von einer vollständigen Erholung entfernt sei.

Der Kurs des Euro stieg. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3360 (Mittwoch: 1,3305) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7485 (0,7516) Euro.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa

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