Marktberichte

Schuldenkrise hat Markt im Griff Dax verzieht sich

Die Bären lassen sich heute nicht vertreiben.

Die Bären lassen sich heute nicht vertreiben.

(Foto: dpa)

Die Euro-Schuldenkrise gibt zu Wochenbeginn einmal mehr die Marschrichtung an den europäischen Aktienmärkten vor. "Es sieht alles ziemlich düster aus", heißt es auf dem Frankfurter Parkett. Die Investoren warteten nach wie vor auf den großen Wurf zur Lösung der Schuldenkrise.

Die erfolgreiche Auktion italienischer Anleihen hat zum Wochenstart nur kurz den Druck vom Dax genommen. Bis zum Xetra-Schluss sackt das Börsenbarometer 1,0 Prozent ins Minus auf 6.444 Zähler.

Italien hat erfolgreich Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit an die Investoren gebracht. Die Rendite der neuen Papiere fiel auf 6,08 Prozent und war damit so niedrig wie seit Oktober 2011 nicht mehr. Insgesamt sammelte Italien mit der Ausgabe von zehn- und fünfjährigen Bonds knapp 7,5 Mrd. Euro ein. Mit der Versteigerung von fünfjährigen Anleihen nahm das verschuldete Mittelmeerland dabei mehr als 3,5 Mrd. Euro ein und zahlte Zinsen in den Höhe von 5,39 Prozent. Zugleich verkaufte Italien noch zwei Off-The-Run-Bonds. Die Auktion galt als Schlüsseltest für die Nachfrage nach längerlaufenden italienischen Bonds. Erst am Freitag hatte die Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit des Landes um zwei Stufen auf "A-" herabgestuft.   

Die wachsenden Zweifel an der Zahlungsfähigkeit Portugals haben dagegen die Renditen der Anleihen des Landes in neue Höhen getrieben. Die Renditen der fünf - und zehnjährigen Titel stiegen auf 20,91 beziehungsweise 15,66 Prozent und lagen damit jeweils auf dem höchsten Stand seit Einführung des Euro. In den vergangenen Wochen ist Portugal in den Fokus der Anleger gerückt. Sie fürchten, dass das Land zum zweiten Pleite-Kandidaten der Euro-Zone werden könnte. In den vergangenen Wochen sind die Renditen für die zehnjährigen portugiesischen Papiere um mehr als drei volle Punkte gestiegen.

Auf positive Zeichen vom EU-Gipfel in Brüssel warteten die Investoren zunächst vergeblich. Bei ihrem informellen Treffen vereinbarten die Staats- und Regierungschefs einem Entwurf zufolge unter anderem schärfere Regeln zum Schuldenabbau. Die Rettung Griechenlands sei am Montag aber kein Thema auf dem Gipfel, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Ein Schuldenschnitt Griechenlands ist eine wichtige Voraussetzung für weitere Hilfskredite der Euro-Staaten und des Internationalen Währungsfonds (IWF) über 130 Mrd. Euro. Inzwischen wachsen aber auch die Zweifel, ob diese Summe an Hilfsgeldern überhaupt ausreicht.

Die Angst vor einer Eskalation der Euro-Krise wurde vor allem bei den Bankenwerten deutlich. Deutsche Bank und Commerzbank notierten im Dax jeweils gut vier Prozent schwächer.      

Eine Hochstufung durch Morgan Stanley gab RWE gegen den Trend Auftrieb. Die Papiere mussten zwar einen Teil ihrer morgendlichen Gewinne abgeben, es reichte aber noch für ein Plus von 1,1 Prozent. Der geplante Verkauf von ertragsschwachen Unternehmensteilen verringere die Schuldenlast und verbessere die Gewinnaussichten, schrieb Analyst Bobby Chada in einem Kommentar. Er habe seine Prognose für das Ergebnis je Aktie 2013 um 28 Prozent angehoben. Außerdem seien die RWE-Titel im Branchenvergleich günstig. Daher stufe er sie auf "Overweight" von "Equal-Weight" hoch und hebe das Kursziel auf 36 von 28,90 Euro an.    

Parallel dazu stufte Chada Eon auf "Equal-Weight" von "Overweight" zurück und senkte das Kursziel auf 17 von 18,50 Euro. Unter anderem wegen der Schwäche bei den deutschen und skandinavischen Strompreisen habe er seine Ergebniserwartungen um zehn Prozent zurückgeschraubt. Vor diesem Hintergrund sei die Aktie recht teuer. Eon-Papiere notierten 1,1 Prozent schwächer.

Ein unerwartet hoher Jahresverlust schickte Hochtief auf Talfahrt. Die Papiere verloren 5,8 Prozent auf 48,06 Euro. "Insgesamt eine leicht enttäuschende Nachricht, die die Hochtief-Aktie kurzfristig unter Druck bringen dürfte. Da der Wert der einzelnen Geschäftsbereiche aber deutlich über dem aktuellen Börsenwert liegt, lautet unser mittelfristiges Votum weiterhin Kaufen", urteilte DZ-Bank-Analyst Marc Nettelbeck.     

Für schlechte Stimmung bei den Stahlwerten sorgte Klöckner & Co-Chef Gisbert Rühl. Die Nachfrage in Europa werde in diesem Jahr um bis zu fünf Prozent sinken, orakelte der Manager im Gespräch mit der "Financial Times Deutschland". "Das steht in Diskrepanz zu dem, was der europäische Stahlverband Eurofer zuletzt prognostiziert hat", kommentiert WestLB-Analyst Ralf Dörper. Rühls Prognosen träfen auf einen Markt, der angesichts der zu Jahresbeginn erzielten Preiserhöhungen und gestiegener Volumina wieder Hoffnung geschöpft habe. KlöCo brechen um 7,3 Prozent auf 10,85 Euro ein, im Kielwasser fallen Salzgitter um 5,1 Prozent auf 45,47 Euro zurück, ThyssenKrupp verlieren 3,6 Prozent auf 21,11 Euro.

Einen guten Tag erwischten Praktiker-Papiere, die um 9,1 Prozent nach oben klettern. Der angeschlagene Baumarktkonzern sieht nach einer Kreditvereinbarung die Finanzierung der Frühjahrssaison gesichert. "Das ist erst einmal eine gute Nachricht, aber die Probleme von Praktiker sind auch mit der neuen Kreditvereinbarung nicht plötzlich alle vom Tisch", sagte ein Händler. Der neue Praktiker-Chef Thomas Fox will zahlreiche Baumärkte schließen, Stellen abbauen und das Unternehmen mit einem Umbauplan aus der Krise führen.   

Quelle: ntv.de, sla/DJ/rts/dpa

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