Marktberichte

Übernahmefantasie lockt Anleger an Dax wagt ein Plus

Die Anleger hangeln sich von einer guten Unternehmensnachricht zur anderen.

Die Anleger hangeln sich von einer guten Unternehmensnachricht zur anderen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Das Ausbleiben schlechter Nachrichten aus der Ukraine sowie die überraschend guten Bayer-Zahlen und deren Übernahmepläne sorgen für Pluszeichen im Dax. Die Siemens-Pläne in Frankreich werden allerdings mit einem Stirnrunzeln quittiert.

Nachdem der Dax zeitweise fast ein Prozent im Plus lag, gibt er am späten Nachmittag einen Teil der Gewinne wieder ab. Zum Xetra-Schluss bleibt ein Plus von 0,5 Prozent auf 9446 Zähler übrig. Händler sind dennoch zufrieden mit der Entwicklung.

Die milliardenschweren Übernahmeaktivitäten der Großkonzerne stützten die Aktienmärkte, sagte ein Börsianer. Händler Markus Huber vom Broker Peregrine & Black verwies zudem darauf, dass Anleger vor dem Wochenende eingegangene Risikoabsicherungen angesichts der bisher ausgebliebenen Eskalation der Ukraine-Krise vermutlich verringert hätten. Die weitere Entwicklung in der Ukraine behielten Investoren aber genau im Auge.

Von Unternehmensseite aus verliehen die überraschend guten Quartalszahlen von Bayer dem Dax neuen Schwung. Die Aktien des Index-Schwergewichts legten 3,3 Prozent auf 98,95 Euro zu und notierten zeitweise auch über 100 Euro. "Die Zahlen sind ziemlich stark, das sorgt erst einmal für gute Stimmung", sagte ein Händler.

Neue Medikamente und ein guter Saisonstart im Agrarchemiegeschäft haben Deutschlands größtem Arzneimittelhersteller im ersten Quartal zu einem Gewinnschub verholfen. Angeheizt wurde die Kauflaune vieler Anleger auch durch Übernahmefantasien in der Pharmabranche: Der US-Konzern Pfizer hat Interesse an einer Übernahme des britischen Rivalen AstraZeneca bekundet. Astra-Aktien gewannen rund 15 Prozent, die Briten sind jedoch mit dem Gebot nicht zufrieden und bewerten die Offerte als unzureichend. Bayer selbst und der britische Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser haben Medienberichten zufolge jeweils Angebote von rund 13,5 Milliarden Dollar (etwa zehn Milliarden Euro) für eine Sparte des US-Pharmariesen Merck & Co abgegeben.

Ukraine-Krise lässt Anleger nicht los

Auch wenn die Fusionsgeschichten die Anleger ein wenig ablenkten, bleibt die Ukraine-Krise das vorherrschende Thema. Die Investoren behielten den Konflikt zwischen Russland und dem Westen immer im Hinterkopf, sagte ein Börsianer. LBBW-Analyst Uwe Streich zeigte sich ebenfalls skeptisch: "Wenn es den beteiligten Parteien zukünftig nicht gelingt, zur Besonnenheit zurückzukehren, dürfte die Gefahr einer kriegerischen Auseinandersetzung weiter steigen."

US-Präsident Barack Obama kündigte am Montag an, die Sanktionen gegen Russland zu verschärfen. Sie richteten sich gegen Exporte im Hochtechnologiebereich. In einer nächsten Stufe könnten die Sanktionen möglicherweise auch auf die Banken- und Verteidigungsbranche zielen, sollte Russland weiter aggressiv gegen die Ukraine vorgehen, warnte Obama. An der Moskauer Börse fällt die Aktie des staatlichen Ölkonzerns Rosneft, deren Chef Igor Setschin von den Sanktionen betroffen ist.

Siemens-Investoren sehen Alstom-Pläne skeptisch

Keinen guten Tag unter den Einzelwerten erwischten Siemens, die sich im Dax um 2,5 Prozent verbilligten. Die Münchener hatten am Sonntag dem Alstom-Verwaltungsrat "Gesprächsbereitschaft über strategische Fragen zukünftiger Zusammenarbeit" signalisiert. Damit könnte Siemens die Pläne des US-Mischkonzerns General Electric durchkreuzen, der mit dem französischen Technologiekonzern über einen Kauf der Sparte für Energietechnik verhandelt. Im Handel wird das Angebot eines Asset-Swaps mit Alstom als belastend für das Papier gesehen. Und da Alstom zwei Tage ausgesetzt sind, spiele sich alles im Siemens-Kurs ab, sagt ein Händler. Die von Siemens genannte Bewertung der Alstom-Sparten von bis zu elf Milliarden Euro sei "bei der vorhandenen Siemens-Liquidität kein Problem".

Allerdings gebe es generelle Zweifel an der Nützlichkeit von Alstom-Sparten für Siemens und die Sorge vor kulturellen Problemen: "Ein 'Airbus der Energiebranche' wird dieselben Anlaufprobleme wie EADS haben", meinen Beobachter. Auch gibt ein Analyst in einer ersten Einschätzung zu bedenken, "dass da zu viel Industriepolitik ins Spiel kommt, was eine effiziente Integration verhindern wird". Da auch einige Großaktionäre von Siemens dies so sähen, sei "das Zustandekommen dieses Deals noch überhaupt nicht sicher". Die Angst, "dass da beide daran kaputt gehen, ist groß".

Im SDax verloren Air Berlin mehr als fünf Prozent. "Die Zahlen waren desaströs", sagte ein Händler. Stützend wirke lediglich, dass sich die Sorge vor einem erzwungenen Delisting noch nicht materialisiert habe. Air Berlins Großaktionär Etihad hat eine nachrangige Wandelanleihe über 300 Millionen Euro mit unbegrenzter Laufzeit gezeichnet, da diese nach den Bilanzierungsregeln als Eigenkapital verbucht werden kann. Zudem sollen neue Anleihen am Markt platziert werden. "Ich frage mich allerdings, wer außer Etihad die noch zeichnet", sagt der Händler. Die Aktie sei im Prinzip "ein börsennotierter Mantel von Etihad" und habe kein wirkliches Eigenleben mehr.

Quelle: ntv.de, jwu/sla/rts/DJ

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