Kein Stress mit dem Stresstest Dow klettert weiter
14.03.2012, 22:05 Uhr
Eine Nummer für sich: Händler Peter Tuchman auf dem Parkett der New Yorker Börse.
(Foto: AP)
Starke Ergebnisse des Bankenstresstests treiben die Kurse an den US-Börsen zur Wochenmitte weiter nach oben. Zum Hndelsschluss gehen den Kursen jedoch die Puste aus, die Gewinne schmelzen. Am Ende steht aber wieder ein Plus beim Leitindex Dow.
Die Wall Street hat am Mittwoch nach den Ergebnissen des Banken-Stresstests ihre Kursrally nicht fortsetzen können, aber mit Aufschlägen geschlossen. Im Blickpunkt stand die Prüfung der Banken durch die US-Notenbank, die im Großen und Ganzen unerwartet gut ausfiel. Großer Verlierer des Tests war aber die Citigroup, deren Aktien 3 Prozent einbüßten. Für viel Gesprächsstoff sorgte auch ein Banker von Goldman Sachs, der in einem Beitrag für die "New York Times" öffentlich kündigte und seinem Unmut über die Geschäftspraktiken der legendären Investmentbank Luft machte.
"Wann immer es zu übermäßigen Marktreaktionen wie gestern kommt, ist zu erwarten, dass dies am nächsten Tag erst einmal verdaut wird", sagte Michael Marrale von RBC Capital Markets. "Die negativen Punkte im Markt sind wirklich fast alle weggefallen, nur noch Israel und Iran sind noch übrig und China, wo die Geldpolitik wohl auf kurze Sicht definitiv nicht gelockert wird", merkte unterdessen Rick Fier von Conifer Securities an. "Ich bin fast ein bisschen besorgt, dass es scheinbar keine Sorgen mehr gibt da draußen", so der Experte weiter.
Am Dienstag war der Dow Jones Index um 1,7 Prozent auf 13.178 Punkte gestiegen, das höchste Niveau seit dem 31. Dezember 2007. Der S&P 500 legte um 1,8 Prozent auf 1.396 Punkte zu. Der Nasdaq-Composite schaffte sogar zum ersten Mal seit mehr als einer Dekade den Sprung über die wichtige Marke von 3.000 Punkten und schloss 1,9 Prozent fester bei 3.040 Punkten.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte zum Handelsschluss am Mittwoch mit einem Plus von 0,1 Prozent bei 13.194 Punkten. Im Handelsverlauf pendelte er zwischen 13.166 und 13.221 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500-Index schloss bei 1394 Punkten, ein Abschlag von 0,1 Prozent. Der Index der Technologiebörse Nasdaq ging nahezu unverändert bei 3040 Punkten aus dem Handel. Dennoch lagen die Indizes damit weiterhin nahe an ihren Mehrjahres-Hochs. In Frankfurt schloss der Dax 1,2 Prozent fester mit 7079 Punkten.
Konjunkturdaten rückten angesichts des Stresstests in den Hintergrund. Das Leistungsbilanzdefizit der USA hat im vierten Quartal 2011 mit 124,1 Mrd. Dollar die Markterwartung um rund 9 Milliarden Dollar übertroffen. Positiv aus Sicht der Börsen ist jedoch, dass die Importpreise im Februar weniger stark gestiegen sind als erwartet.
Stresstest rüttelt durch
Während die Fed den meisten Banken attestierte, die Finanzkrise mittlerweile gut weggesteckt zu haben, zeigte die Citigroup als Nummer drei in den USA überraschend Schwächen und bestand den Test nicht. Für die Investoren eine Enttäuschung: Nun darf Citi ihre Dividende nicht erhöhen. Insgesamt bestanden vier Institute nicht - weniger als befürchtet. Die Aktien der erfolgreichen Institute profitierten von dem Ergebnis - Bank of America legten rund 4 Prozent zu.
Goldman Sachs büßten mehr als 3 Prozent ein, nachdem ihr Mitarbeiter Greg Smith dem Geldhaus in einem Zeitungsbeitrag "Abzockerei" und Profitgier zu Lasten der Kunden vorwarf. Der auf Derivate spezialisierte Smith schrieb unter anderem, mehrere "Goldmänner" würden eigene Kunden als "Vollidioten" bezeichnen und wären einzig darauf aus, ihnen möglichst viel Geld abzuluchsen. Sein Artikel schlug an der Wall Street hohe Wellen.
Ungeachtet der grundsätzlichen Zuversicht fragten sich einige Anleger nach dem Abschluss des Stresstests, wohin die Reise nun geht. "Die Stresstests markierten sozusagen das inoffizielle Ende der Finanzkrise", sagte Rick Meckler von LibertyView Capital Management. Zuletzt hätten mit der Stellungnahme der Fed zur Konjunktur sowie dem Schuldentausch in Griechenland globale Themen den Markt beherrscht. "Heute fragen sich viele Investoren, was wohl die nächste Phase des Marktes bestimmen könnte." Zudem trauten viele Anleger den starken Kursgewinnen vom Dienstag nicht ganz, weil die Umsätze eher dünn blieben. "Die Schlüsselfrage lautet: Können wir die Gewinne verteidigen?", sagte Gordon Charlop von Rosenblatt Securities.
Apple rockt weiter
Zu den Gewinnern gehörte zum sechsten Mal in Folge die Apple-Aktie mit einem Plus von 3,8 Prozent auf 589 Dollar. Zuvor hatten sowohl Morgan Stanley als auch Canaccord Genuity das Kursziel auf über 700 Dollar angehoben.
Intel profitierten zeitweise von einem besser als erwartet ausgefallenen Ausblick beim Technologiekonzern LSI. Die Analysten von JMP Securities erhöhten daraufhin das Kursziel und die Gewinnschätzungen für Intel und verweisen auf Anzeichen für ein sich aufhellendes Bild im Halbleitersektor. Die Intel-Aktie schloss 0,1 Prozent leichter bei 27,46 Dollar, nachdem sie im Verlauf ein Vierjahreshoch markiert hatte. Für LSI ging es um 7 Prozent auf 9,14 Dollar nach oben.
Quelle: ntv.de, rts/DJ