Schwache Zahlen gut weggesteckt Dow zieht Dax nach oben
18.07.2013, 17:59 Uhr
Die Rekorde in den USA lassen auch die deutschen Bullen nicht ruhen.
(Foto: REUTERS)
Positive Daten aus den USA machen den deutschen Standardwerten Beine. Nach frühen Verlusten, ausgelöst durch die gesenkte Umsatzprognose des Schwergewichts SAP, dreht der Dax ins Plus. Der Leitindex steigt auf den höchsten Stand seit fünf Wochen.
Neue Allzeithochs in den USA am Nachmittag haben nicht nur die Kurse an der Wall Street, sondern auch die deutschen Aktienkurse beflügelt. Zumächst mussten die Anleger aber eine Reihe enttäuschender Qurtalsberichte verdauen. Schwer ins Gewicht fielen vor allem die Kursverluste beim Dax-Schwergewicht SAP. Kauflaune kam erst auf, als in den USA unter anderem deutlich weniger Erstanträge auf Arbeitslosenzahlen gemeldet wurden.
Der Dax notierte nach einem regen Nachmittagsgeschäft knapp 1,0 Prozent höher bei 8337 Punkten. Mit dem Anstieg auf den höchsten Stand seit dem 10. Juni beendete er somit erfolgreich die Verschnaufpause der vergangenen Wochen. Der MDax kletterte 1,4 Prozent auf 14.205 Zähler. Der TecDax notierte knapp 1,0 Prozent höher bei 997 Punkten.
Marktteilnehmer sprachen von einem "Kaufsignal", warnten aber vor zu hohen Erwartungen. Wegen des Sommerlochs werde der Ausbruch nicht von steigenden Umsätzen begleitet. "Mehr als einen Anstieg in die Region zwischen 8.500 und 8.650 Punkten sollten Anleger deshalb erst einmal noch nicht erwarten", meinte Thorsten Grisse, Marktanalyst der Commerzbank.
Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA sind in der vergangenen Woche überraschend deutlich gefallen. Im Vergleich zur Vorwoche sanken sie um 24.000 auf 334.000 Anträge. Bankvolkswirte hatten lediglich mit einem Rückgang auf 345.000 Anträge gerechnet. Der Philly-Fed-Index, der die Stimmung der Industrie in der Region Philadelphia wiedergibt, fiel für Juli ebenfalls deutlich besser aus als erwartet.
Enttäuschte SAP-Investoren kehren zurück
Die Anteilsscheine von SAP, die zeitweise mehr als vier Prozent verloren, zeigten sich zuletzt deutlich weniger im Minus: Sie büßten am Ende 1,1 Prozent ein. Europas größter Softwarekonzern hatte schwache Umsatzzahlen für das zweite Quartal gemeldet und seine Umsatzprognose für 2013 gesenkt. Ein schrumpfendes Asiengeschäft hatte die Geschäftsentwicklung belastet. Das Ergebnisziel für 2013 wurde hingegen bestätigt.
Die Aktien von ThyssenKrupp nahmen - wie bereits zur Wochenmitte - die Dax-Spitze ein und stiegen um 3,7 Prozent. Seit nunmehr drei Tagen geht es für die Papiere des Industrieunternehmens nach oben. Ein Pressebericht über einen kurz bevorstehenden Verkauf des brasilianischen Stahlwerks hatte neue Hoffnungen auf eine erfolgreiche Trennung vom Steel-Americas-Geschäft geweckt. Die Commerzbank rechnet mit soliden Zahlen für das dritte Geschäftsquartal, die Mitte August anstehen.
Deutsche Bank profitiert von Morgan Stanley
Deutsche Bank gewannen 2,9 Prozent. Die US-Großbank Morgan Stanley legte ebenso wie an den vergangenen Tagen die Bank of America , Goldman Sachs und die Citigroup erfreuliche Quartalszahlen vor.
Mehrere Nachrichten rund um die Geschäftsbereiche von Wacker Chemie schickten dessen Aktien auf eine Berg- und Talfahrt. Nachdem der pessimistische Jahresausblick des US-Chipherstellers Intel die Papiere des Chemieunternehmens zum Handelsstart stark belastet hatte, gaben später vor allem Nachrichten aus China zu Importzöllen auf spezielle Solarkomponenten (Polysilizium) aus den USA und Südkorea kräftig Auftrieb. Vom MDax-Ende wurden die Anteilsscheine bis an die MDax-Spitze katapultiert und legten zuletzt um etwas mehr als drei Prozent zu.
Kräftige Kursaufschläge gab es im TecDax für die Anteilsscheine von Adva Optical: Sie stiegen als Index-Favorit um gut sieben Prozent. Der Glasfaser-Spezialist kommt in einem wirtschaftlichen schweren Umfeld voran. Umsatz und Gewinn fielen zwar im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr erneut, das Geschäft lief aber besser als zum Jahresauftakt. Für das dritte Quartal stellt der Glasfaserkabel-Spezialist zudem eine deutlich höhere Profitabilität im operativen Geschäft als zuletzt in Aussicht.
Praktiker springen hoch
Die Titel von Praktiker schnellten nach einem Bericht über mögliche Interessenten um knapp 13 Prozent in die Höhe. Der Saarländische Rundfunk berichtete auf seiner Website, dass der vorläufige Insolvenzverwalter Uwe Gröner am Vortag auf einer Betriebsversammlung über mehrere Interessenten berichtet habe. Sie kämen aus der Branche, es gebe aber auch Finanzinvestoren. In den kommenden Tagen soll es dem Bericht zufolge erste Verhandlungen geben. "Ein Spielfeld für Zocker", kommentierte ein Händler.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ