Trichet verunsichert Asien Euro hält sich bei 1,45
10.06.2011, 06:45 Uhr
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Die Zinssignale der europäischen Währungshüter schlagen an den asiatischen Devisenmärkten keine großen Wellen. Im Vordergrund stehen stattdessen die Wachstumsprognosen der Notenbanker, die alles überragende Schuldenkrise in Griechenland und die offensichtliche Uneinigkeit der Europäer.

Jean-Claude Trichet - Hinweise auf eine zögerliche Haltung der EZB: Die Wachstumsprognosen geben dem Markt zu denken.
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Der Euro hat im fernöstlichen Handel nach der Talfahrt vom Vortag leicht zugelegt. Die Gemeinschaftswährung kostete 1,4535 Dollar nach einem New Yorker Schlusskurs von 1,4506 Dollar. Börsianer berichteten von einem umsatzschwachen Handel im Vorfeld wichtiger Daten zur Entwicklung der chinesischen Konjunktur. Der Euro bleibe grundsätzlich wegen der griechischen Schuldenkrise unter Druck, hieß es. Sorgen bereite dabei die über das weitere Vorgehen.
Ein Euro kostete 116,59 Yen. Der Dollar wurde bei 80,19 Yen gehandelt. Gleichzeitig kostete die US-Währung 0,8406 Schweizer Franken und der Euro 1,2221 Franken.
Zurückhaltende Prognosen der EZB-Volkswirte zu Wachstum und Inflation hatten am Donnerstag Spekulationen auf eine längere Reihe von Zinserhöhungen gedämpft. Der Euro gab seine anfänglichen Gewinne nach Zinsentscheid und der Pressekonferenz mit EZB-Chef Trichet schnell wieder ab und kostete mit 1,4476 Dollar zeitweise rund einen US-Cent weniger als zum New Yorker Schlusskurs vom Mittwoch.
Die Experten der Europäischen Zentralbank (EZB) rechnen für das kommende Jahr nur noch mit einem Wachstum von 0,6 bis 2,8 Prozent. Im März hatten sie noch ein Plus von 0,8 bis 2,8 Prozent vorausgesagt. Gleichzeitig verengten sie ihre Inflationsprognose auf 1,1 bis 2,3 von 1,0 bis 2,4 Prozent. "Die reduzierte Wachstumsprognose 2012 könnte ein Hinweis auf eine zögerliche Haltung der EZB sein", sagte Helaba-Analyst Ralf Umlauf. "Zudem sinkt die Inflation 2012 im Mittel der EZB-Projektion wieder unter die Zwei-Prozent-Marke." Dieser Wert gilt als Ziel der Notenbank für die jährliche Teuerung im gemeinsamen Währungsraum. Eine geringere Inflation macht zusätzliche Zinserhöhungen unwahrscheinlich.
Parole: "Hohe Wachsamkeit"
Einig waren sich Börsianer in der Einschätzung, dass die EZB den Leitzins im Juli auf 1,50 Prozent anheben wird. Die Notenbank hatte den Schlüsselsatz bei ihrer ersten Juni-Sitzung zwar erwartungsgemäß bei 1,25 Prozent belassen. EZB-Chef Jean-Claude Trichet hatte bei einer Pressekonferenz allerdings gesagt, bei der Beobachtung der Preisentwicklung sei "hohe Wachsamkeit" geboten.
"Mit dem Verwenden des Signalworts der 'hohen Wachsamkeit' dürfte klar sein, dass uns im nächsten Monat eine neue Zinserhöhung bevorsteht", betonte HSBC-Trinkaus-Volkswirt Rainer Sartoris.
Moody's warnt vor Zahlungsausfall
Für Unruhe an den Finanzmärkten sorgten außerdem Aussagen von Moody's zu Griechenland. Den Experten der Ratingagentur zufolge sei es bislang bei der Hälfte aller mit "Caa1" bewerteten Staaten binnen fünf Jahren zu einem Zahlungsausfall gekommen. Eine Pleite Griechenlands würde die Bonitätseinstufungen der anderen beiden von EU und IWF unterstützten Staaten - Portugal und Irland - beeinträchtigen.
Als Reaktion hierauf kletterten die griechischen Credit Default Swaps (CDS) auf ein Rekordhoch. Die Versicherung eines 10 Mio. Euro schweren Pakets griechischer Staatsanleihen verteuerte sich um 60.000 auf 1,52 Mio. Euro. Gleichzeitig erhöhten sich die Risikoaufschläge für zehnjährige Bonds im Vergleich zu den entsprechenden Bundestiteln um 48 Basispunkte auf 13,94 Prozent. Die irischen Spreads weiteten sich um 20 Basispunkte auf 8,13 Prozent.
Die gesteigerte Nachfrage nach den als sicher geltenden Bundesanleihen spiegelte sich im Bund-Future wider: Der Terminkontrakt stieg am Donnerstagnachmittag um 56 Ticks auf ein Drei-Wochen-Hoch von 125,44 Punkte.
Quelle: ntv.de, mmo/rts