Marktberichte

Über 1,23 US-Dollar Euro holt Luft

Nach seinem Vier-Jahres-Tief infolge des deutschen Vorstoßes zur Finanzmarktregulierung legt der Euro wieder zu. Händlern zufolge machen Gerüchte über ein Eingreifen der Europäischen Zentralbank die Runde.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Euro hat sich im Handelsverlauf deutlich auf über 1,23 US-Dollar erholt. "Wir sind brutal überverkauft, da sind solche Gegenbewegungen immer möglich", sagte ein Händler. Der Markt sei extrem nervös und reagiere daher stark auf Spekulationen über Interventionen der EZB, aber auch anderer Notenbank zugunsten des Euro. Die EZB wollte sich dazu aber nicht äußern.

"Es gibt Gerüchte, dass die EZB über eine Intervention nachdenkt", sagte Brian Dolan, Chef-Stratege bei Forex.com. Angesichts der Ereignisse in den vergangenen zwei Wochen sei ein solches Eingreifen denkbar, erklärte Ashraf Laidi von CMC Markets. Ein Ende des Abwärtstrends beim Euro werde dadurch womöglich nicht erreicht, der Kursverfall aber verlangsamt

"Der Anstieg zum Franken ist erstaunlich und ich könnte mir vorstellen, dass die Schweizer Notenbank interveniert hat", meinte ein weiterer Marktteilnehmer.

Der Euro stieg zum Schweizer Franken um 1,6 Prozent auf 1,4228 Franken. Gegenüber dem Yen kletterte die Gemeinschaftswährung um 0,5 Prozent auf 112,69 Yen, hatte sich zuvor aber in der Nähe eines Acht-Jahres-Tiefs von 110,49 Yen bewegt. Auch zum britischen Pfund machte die Gemeinschaftswährung ihre Verluste aus dem frühen Handel wett und notierte 0,8 Prozent höher bei 85,84 Pence.

Spekuliert wurde außerdem darüber, dass Griechenland einen Austritt aus der Europäischen Union erwäge. Ein griechischer Regierungssprecher wies dieses Gerücht kategorisch zurück.

Einen gewissen Anteil an der Erholung könnten auch die US-Verbraucherpreise haben, die im April um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat gefallen sind. "Die Entwicklung der Verbraucherpreise zeigt, dass Inflation in den USA derzeit noch kein Thema ist", sagte ein Volkswirt der Postbank. Trotz der wirtschaftlichen Belebung seien die Nachfrage und die Kapazitätsauslastung noch zu gering, als dass die Unternehmen Preissteigerungen auf breiterer Front durchsetzen könnten. Dies erleichtere es der US-Notenbank, die konjunkturelle Erholung vorläufig weiterhin mit sehr niedrigen Leitzinsen zu unterstützen.

Eine konstruktive Aussage, was genau dem Euro derzeit wieder Auftrieb gebe, sei nicht möglich, fasste Währungsanalyst Andreas Fenner von der Postbank zusammen. Möglicherweise sei der Aufwärtstrend auch charttechnisch bedingt. Die Märkte hätten derzeit Mühe, die unterschiedlichen Nachrichten aus der Euro-Zone einzusortieren. "Jeder versucht, die politischen Bewegungen zu verarbeiten."

Am Morgen sprachen Händler noch von regelrechten Verkaufswellen gegen den Euro. Der deutsche Vorstoß zu ungedeckten Leerverkäufen habe bewirkt, dass Anleger ihre Euro-Vermögenswerte weiter zurückfahren wollten, so Händler. Die Gemeinschaftswährung war vor diesem Hintergrund unter die Marke von 1,22 Dollar gefallen.

Quelle: ntv.de, DJ/rts

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