Marktberichte

Wilde Berg- und Talfahrt Gamestop versetzt Wall Street in Aufruhr

Während die Kurse im Schnitt anziehen, zeigen einige Titel wie Gamestop massive Schwankungen.

Während die Kurse im Schnitt anziehen, zeigen einige Titel wie Gamestop massive Schwankungen.

(Foto: AP)

Die Stimmung an den US-Börsen ist prächtig - die Bilanzsaison beflügelt die Kurse. Die großen Indizes legen zu. Für Aufsehen sorgt jedoch das Kurschaos einzelner Aktien wie der von Gamestop. Einzelne Online-Broker schränken bereits den Handel mit stark gehypten Papieren ein.

Beflügelt von der US-Bilanzsaison haben Aktienanleger an der Wall Street wieder zugegriffen. Für Furore sorgten große Kurssprünge von Gamestop und anderen Aktien, die zuletzt ins Visier von Spekulanten geraten waren. Der Leitindex Dow Jones Industrial ging 1,0 Prozent höher bei 30.603 Punkten aus dem Handel. Mit dem breiter gefassten S&P 500 ging es letztlich um ebenfalls 1,0 Prozent auf 3787 Zähler nach oben. Unter den Technologie-Indizes stieg der Nasdaq 100 um 0,7 Prozent auf 13.202 Punkte.

S&P 500
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Am Mittwoch hatten Diskussionen um Coronavirus-Mutationen, neue Lockdowns und konzertierte Aktionen von Kleinanlegern gegen Hedgefonds noch für deutliche Verluste gesorgt. Anleger griffen dann wieder bei Indexschwergewichten wie Microsoft, Facebook, Netflix und Alphabet zu, die am Mittwoch teilweise die größten Verluste seit drei Monaten verbucht hatten.

Für Erleichterung sorgten die jüngsten Konjunkturdaten. Zwar hat die US-Wirtschaft in der zweiten Corona-Welle ihr Wachstumstempo deutlich verringert: Im vierten Quartal sprang lediglich ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt von aufs Jahr hochgerechnet 4,0 Prozent heraus. Experten hatten allerdings für die Monate Oktober bis Dezember mit dieser Zahl gerechnet. "Damit kamen die Vereinigten Staaten trotz des chaotischen Corona-Managements der Trump-Administration in wirtschaftlicher Hinsicht bislang besser durch die Pandemie als beispielsweise Deutschland, das Vereinigte Königreich oder Japan", fasste LBBW-Analyst Dirk Chlench zusammen.

Chaos um Gamestop-Aktie

Auf wilde Berg- und Talfahrt gingen die Aktien von GameStop, die nach mehreren Handelsunterbrechungen am Ende 44,3 Prozent im Minus lagen. Allerdings legten die Titel im nachbörslichen Handel umgehend wieder 21,3 Prozent zu. Auch die Aktien von Bed Bath & Beyond fielen um 36 Prozent. Hedgefonds, die sich dort verspekuliert hätten, müssten sich nun von anderen Investments trennen, um diese Verluste auszugleichen, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Zudem schränkten die Online-Broker Robinhood und Interactive Brokers den Handel mit einigen der gehypten Titel ein.

Gamestop Corporation
Gamestop Corporation 20,90

Auf Twitter kritisierten Beobachter, dass die Broker dadurch die Interessen der großen Wall-Street-Investoren zu schützen, auf Kosten der Kleinanleger. Wenn diese allerdings scheinbar koordiniert in großem Stil Aktien kauften, werfe das die Frage möglicher Marktmanipulationen auf, gab Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets zu Bedenken. Für institutionelle Anleger seien solche Absprachen ausdrücklich verboten.

Die Online-Broker Robinhood und Interactive Brokers schränkten den Handel mit einigen der gehypten Titel ein. Der Schritt rief Abgeordnete beider US-Parteien auf den Plan, die sich empört zeigten und den Brokern vorwarfen, große Hedgefonds auf Kosten von Kleinanlegern zu bevorzugen. Der zukünftige Vorsitzende des Bankenausschusses im Senat, Sherrod Brown, kündigte Anhörungen "zum Zustand des Aktienmarktes" an. Nach Börsenschluss zog der Ausschuss für Finanzdienstleistungen im Repräsentantenhaus nach. Bei den Befragungen werde es um Leerverkäufe und Online-Handelsplattformen gehen, hieß es in einer Ankündigung.

Tesla enttäuscht Anleger

Zudem sorgte die laufende Bilanzsaison für Kursbewegungen. Aktien von Mastercard stiegen um 2,8 Prozent. Der Kreditkartenanbieter hatte im vierten Quartal mit einem Nettogewinn von 1,6 Milliarden Dollar die Gewinnprognosen des Marktes übertroffen. Zwar brach das Reisegeschäft in der Covid-Pandemie eingebrochen, allerdings milderten Zuwächse beim kontaktlosen Bezahlen im Einzelhandel den Rückgang ab.

Apple und Facebook hingegen lieferten starke Zahlen, blieben bei ihren Prognosen aber vorsichtig. Apple gab um 3,5 Prozent nach, Facebook um 2,6 Prozent. Tesla habe dagegen die hohen Erwartungen der Investoren erst gar nicht erfüllen könnten, sagte ein Marktstratege. Die Aktien des E-Autobauers fielen um 3,3 Prozent.

Quelle: ntv.de, kst/rts

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