Vorfreude auf Alcoa? New York schließt hoffnungsfroh
08.04.2013, 22:36 Uhr
"Es ist allein das billige Geld": Die Zahlen von Alcoa folgten erst nach der Schlussglocke.
(Foto: REUTERS)
Unmittelbar vor Beginn der Berichtsaison mit druckfrischen Unternehmensergebnissen zeigen sich die Börsianer an der Wall Street zuversichtlich: Der Rücksetzer vom vergangenen Freitag ist schnell vergessen. Anleger hoffen auf positive Signale des Aluminiumskonzerns Alcoa.
Vor Beginn der US-Bilanzsaison hat die Wall Street den ersten Handelstag der neuen Woche mit einer freundlichen Aufwärtsbewegung beendet. Gespannt warteten Börsianer auf die Ergebnisse des Aluminiumriesen Alcoa, der nach Handelsschluss wie üblich die Berichtssaison eröffnete und die Ergebnisse aus dem ersten Quartal des laufenden Jahres vorlegte. Außerdem wollte sich US-Notenbankpräsident Ben Bernanke am Abend (Ortszeit Washington) zu Wort melden.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss nach einem zunächst kaum veränderten Auftakt 0,3 Prozent fester bei 14.613,48 Punkten. Im Handelsverlauf bewegte sich das Börsenbarometer zwischen 14.497 und 14.613 Zählern. Der breiter gefasste S&P-500 rückte um 0,6 Prozent auf 1563,07 Stellen vor. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq verbesserte sich um ebenfalls 0,6 Prozent auf 3222,25 Zähler. Der Dax war zuvor bei dünnen Umsätzen mit einem leichten Plus bei 7662,64 Zählern aus dem Handel gegangen, nachdem er vor dem Wochenende um zwei Prozent in den Keller gerauscht war.
Im Schatten der Alcoa-Zahlen und der Bernanke-Wortmeldung hätten sich die Investoren mehrheitlich an der Seitenlinie gehalten, hieß es. Händler sprachen von dünnen Umsätzen. "Der Markt braucht einige gute Konjunkturdaten oder ein paar positive Zahlen aus dem Unternehmensbereich, um weiter nach oben zu laufen", meinte Analyst Randy Warren von Warren Financial Service. "Man muss abwarten, wann und ob die Investoren wieder stärker in den Markt einsteigen".
Eine stützende Wirkung auf die Kurse in New York hatte Analysten zufolge die weiterhin sehr lockere Geldpolitik der großen Zentralbanken. "Es ist allein das billige Geld, das die Kurse rund um den Globus derzeit antreibt", sagte Peter Cardillo von Rockwell Global Capital. Besonders wachsam verfolgten die Anleger auch die Entwicklung der Euro-Schuldenkrise. Ihr Blick gilt vor allem Portugal, nachdem das Verfassungsgericht des Landes einige Sparbeschlüsse der Regierung gekippt hat. Die internationalen Geldgeber mahnten Portugal daher, nicht vom Sanierungskurs abzukommen.
Unter den Einzelwerten stachen die Aktien von Lufkin hervor, die 38 Prozent auf rund 88 Dollar zulegten. Der US-Mischkonzern General Electric hat angekündigt, den Maschinenbauer und Ölfeld-Ausrüster für 88,50 Dollar pro Aktie oder 3,3 Mrd. Dollar inklusive Schulden zu übernehmen. Die GE-Aktie verteuerte sich um 0,8 Prozent.
Auf den Verkaufslisten standen die Aktien von Johnson & Johnson mit einem Abschlag von 1,1 Prozent. Zuvor hatte JP Morgan die Dividendenpapiere des Medizintechnik-Unternehmens herabgestuft.
Gegen die allgemeine Markttendenz kletterten die Aktien von Avon um 1,7 Prozent. Mit Stellenstreichungen verschärft der angeschlagene US-Kosmetikkonzern seinen Sparkurs. Avon-Chefin Sheri McCoy kündigte den Abbau von 400 Arbeitsplätzen an und unterstrich damit ihre Entschlossenheit, das Unternehmen aus eigener Kraft in die Erfolgsspur zurückzuführen.
Unter Druck standen die Titel von Electronic Arts, nachdem der Vorstandsvorsitzende am späten Freitag seinen Rücktritt erklärt hat. Zugleich warnte der Spieleanbieter, dass die eigene Unternehmenszielsetzung im Quartal möglicherweise verfehlt werde. Für die Aktie ging es um 0,5 Prozent nach unten.
Abgesehen davon blieben die Augen vieler Anleger vor allem auf die Ergebnisse von Alcoa gerichtet: Experten rechneten mit einem Gewinnrückgang des Aluminium-Giganten auf neun von zehn Cents je Aktie. Die Erwartungen sind in den vergangenen Monaten allerdings gesunken und die Aktie konnte in den vergangenen anderthalb Jahren der Aufwärtsbewegung der US-Indizes nicht folgen. Im Vorfeld zeigte sich die Alcoa-Aktie mit einem Plus von 1,8 Prozent.
Ende der Woche werden JP Morgan und Wells Fargo Zahlen vorlegen. "Die Erwartungen der Investoren an die Berichtssaison sind relativ niedrig", meinte Analyst Will Bertsch von BMO Capital Markets. "Es gibt vor allem Unsicherheit bezüglich der Ergebnisse aus dem Bankensektor".
An der New York Stock Exchange wechselten rund 580 Mio. Aktien den Besitzer. 2054 Werte legten zu, 930 gaben nach und 119 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 1,31 Mrd. Aktien 1461 im Plus, 985 im Minus und 121 unverändert.
Am Devisenmarkt setzte der Euro die Aufwärtsbewegung von Ende vergangener Woche zwar fort, gab im späten US-Handel aber einen Teil seiner Gewinne wieder ab. Die Gemeinschaftswährung notierte knapp über der Marke von 1,30 Dollar. Vor allem schwache US-Konjunkturdaten hatten den Greenback zuletzt belastet.
Der US-Anleihemarkt gab nach den starken Gewinnen der Vorwoche leicht nach. Hier hatten vor allem die schwachen US-Arbeitsmarktdaten für steigende Notierungen gesorgt. Zu Wochenbeginn kam es nun zu einer leichten Korrektur. Die Rendite zehnjähriger Titel legte um drei Basispunkte auf 1,74 Prozent zu.
Der Ölpreis erholte sich etwas von den deutlichen Abgaben der Vorwoche, als aufgrund der anhaltenden Nachfragesorgen und des schwachen US-Arbeitsmarktberichts ein Minus von knapp fünf Prozent zu Buche gestanden hatte. Zum Settlement wurden für ein Barrel der Sorte WTI 93,36 Dollar bezahlt, ein Plus von 0,7 Prozent. Die Erholungsbewegung sei allerdings durch den weiterhin recht festen Dollar etwas gebremst worden, hieß es aus dem Handel.
Beim Gold ging es nach den starken Gewinnen der Vorwoche dagegen zum Settlement um 0,2 Prozent auf 1.572 Dollar nach unten. Dies wurde mit der leichten Erholung des Dollar und steigenden Kursen an der Wall Street begründet. Dies habe die Nachfrage für den sicheren Hafen Gold etwas zurückgehen lassen. Zuletzt hatte der schwache US-Arbeitsmarktbericht zu verstärkten Umschichtungen in Gold geführt.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts