Gesundheit hui, Banken pfui Pessimismus belastet Wall Street
28.06.2012, 22:25 Uhr
(Foto: AP)
An den US-Aktienmärkten dominiert auch am Donnerstag die Unsicherheit über die Maßnahmen der europäischen Staats- und Regierungschefs zur Bekämpfung der Krise in der Eurozone. Von den dicksten Verlusten können sich die Börsen zwar bis Handelsschluss erholen, doch bleibt die Stimmung trüb.
Die Wall Street hat sich der Skepsis in Europa über den Ausgang des EU-Gipfels angeschlossen: Die Anleger in den USA machten sich am Donnerstag ebenfalls kaum Hoffnung auf einen Durchbruch bei den Verhandlungen über einen Ausweg aus der Schuldenkrise. Zumal der Streit innerhalb der Euro-Zone kurz vor Beginn des Gipfels einen neuen Höhepunkt erreichte. Die Meinungen über Wege zur Bewältigung der Krise gingen weit auseinander. Zudem wies das Bundesfinanzministerium einen Zeitungsbericht zurück, wonach die Bundesregierung ihre Position zu Euro-Bonds aufgeweicht habe.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,2 Prozent schwächer bei 12.602 Punkten. Im Verlauf pendelte er zwischen 12.450 und 12.626 Stellen. Der breiter gefasste S&P-500 fiel ebenfalls 0,2 Prozent auf 1329 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verzeichnete ein Minus von 0,9 Prozent auf 2849 Stellen.
Im Mittelpunkt des New Yorker Handels standen Bankaktien. Dies war allerdings nicht nur auf die Schuldenkrise zurückzuführen, sondern auch auf schlechte Nachrichten rund um die Spekulationsverluste bei JP Morgan Chase. Kreisen zufolge hat sich das Geldhaus mit komplexen Finanzpapieren dramatisch mehr verspekuliert als bislang angenommen. Die größte US-Bank gehe inzwischen von einem Verlust von vier bis sechs Mrd. Dollar aus. Die JP-Morgan-Aktie verlor rund 2,4 Prozent.
Ein weiterer Grund für die Verluste im Bankensektor war die Ausweitung von Ermittlungen wegen Zinsmanipulationen. Dabei geht es um den Vorwurf der Manipulationen des weltweit gültigen Interbanken-Zinssatzes Libor. Die Aktien der Citigroup ließen 2,6 Prozent Federn.
US-Börsianer quittierten die Aufspaltung des Medienkonzerns News Corp mit einem Kursabschlag von 1,4 Prozent. Medienmogul Rupert Murdoch beugte sich den Rufen der Anleger und stimmte zu, das Verlagsgeschäft von der gewinnträchtigeren Unterhaltungssparte zu trennen.
Gesundheitswerte fanden nach der Bestätigung der Gesundheitsreform durch das Oberste Bundesgericht keine klare Richtung. Der entsprechende S&P-Index verlor 0,3 Prozent. Mehrere Einzeltitel sprangen jedoch deutlich in die Höhe: Tenet Healthcare um mehr als fünf Prozent, Centene um gut zwei Prozent, Molina Healthcare um mehr als acht Prozent. Der Oberste Gerichtshof der USA bestätigte mit der Gesundheitsreform das wichtigste innenpolitische Projekt von Präsident Barack Obama im Kern. Mit nur einer Stimme Mehrheit erklärten die neun Richter die allgemeine Versicherungspflicht, das Herzstück der Reform, für verfassungsgemäß.
Wenig Beachtung am Markt fanden neue Daten zur US-Wirtschaft, die zu Jahresbeginn einen Gang zurückgeschaltet hat. Zwar beantragten in der vergangenen Woche weniger US-Bürger erstmals Arbeitslosenhilfe als in der Woche zuvor. Dennoch ist die Zahl nach wie vor zu hoch, um eine Trendwende am Arbeitsmarkt zu signalisieren. "Das war keine Überraschung. Aber im Moment interessieren eh nur die Gesundheitsreform und Europa", sagte Analyst Wayne Kaufman von John Thomas Financial.
Quelle: ntv.de, rts