Wall Street stoppt freien Fall Schnäppchenjäger greifen nach Kurssturz zu
12.10.2018, 22:19 Uhr
(Foto: REUTERS)
Zum Ende der Woche locken die gefallen Kurse an den US-Börsen die ersten Anleger zurück auf das Parkett. Doch die Nervositätbleibt hoch. Derweil legen mit drei Banken erste Schwergewichte Quartalszahlen vor.
Zwei Tage mit kräftigen Abgaben haben an den US-Börsen die Schnäppchenjäger auf den Plan gerufen. Nachdem der Dow-Jones-Index an den beiden vergangenen Tagen zusammen gut 1300 Punkte eingebüßt hatte, nutzen sie das niedrige Niveau zum Einstieg. Auslöser der jüngsten Verkaufswellen waren Warnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) vor einer Konjunkturschwäche und Handelskonflikten. Obendrein hatten Äußerungen von US-Präsident Donald Trump zwischenzeitlich Sorgen um eine Unabhängigkeit der US-Notenbank ausgelöst. Hinzu kamen gestiegene Anleiherenditen, die andere Anlageklassen attraktiver machen.
Am Ende des Handelstages wurde dennoch nur ein kleiner Teil der jüngsten massiven Kursverluste wettgemacht. Zudem legten die Indizes eine Achterbahnfahrt hin, was die Nervosität der Anleger belegte. Der Dow-Jones-Index schloss 1,1 Prozent fester bei 25.339 Punkten. Der S&P-500 stieg um 1,4 Prozent auf 2767 Stellen. Der technologielastigere Nasdaq-Composite rückte um 2,3 Prozent vor auf 7496 Punkte.
Etwas Ablenkung von politischen Querelen, Handelsstreit und Zinsanstieg brachte die Bilanzsaison, die mit Quartalsausweisen der drei großen Banken JP Morgan (JPM), Citigroup und Wells Fargo allmählich in Schwung kam. An Konjunkturdaten wurden vor der Startglocke die Import- und Exportpreise aus dem September veröffentlicht. Die Importpreise stiegen mit 0,5 Prozent stärker als von Volkswirten im Konsens geschätzt. Ursächlich für den unerwartet kräftigen Anstieg waren die stark gestiegenen Ölpreise. Eine halbe Stunde nach Handelsbeginn wurde noch der Uni-Michigan-Index der Verbraucherstimmung veröffentlicht, der etwas schwächer als erwartet ausfiel.
Banken im Fokus
Die vorbörslich veröffentlichten Zahlen von Citigroup, JPM und Wells Fargo wurden zunächst positiv aufgenommen. Zwischenzeitlich gaben sie einen Teil der Gewinne ab, JP Morgan drehten sogar trotz guter Quartalszahlen scharf ins Minus. Bankchef Jamie Dimon hatte steigende wirtschaftliche und geopolitische Unsicherheiten beklagt, die künftig negative Auswirkungen auf die Ökonomie haben könnten. Die Aktie schloss mit Verlusten von 1,2 Prozent. Derweil schlossen die Aktien der anderen beiden Banken im Plus. Die Citigroup hat besser abgeschnitten als erwartet, was die Titel um 2,1 Prozent nach oben trieb. Wells Fargo hat dank Kostensenkungen den Gewinn im Quartal zwar gesteigert, aber nicht ganz so kräftig wie erwartet. Das schien die Anleger aber nicht zu stören, die Aktie stieg um 1,3 Prozent.
Einige Werte legten besonders stark zu, die unter dem jüngsten Abverkauf stark gelitten hatten, so im Dow aus dem Techsektor Apple (+3,6 Prozent), Cisco (+3,6 Prozent) oder Microsoft (+3,5 Prozent), daneben aber auch Visa (+4,7 Prozent) oder Walgreens (+3,7 Prozent). Auch unter den S&P-500-Sektoren lagen Technologie, Software sowie Telecom & IT vorne.
Die Ölpreise machten einen kleinen Teil ihrer jüngsten Verluste wett. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI stieg um 0,9 Prozent auf 71,58 Dollar. Die europäische Sorte Brent legte um 0,5 Prozent zu auf 80,76 Dollar. Zweifel am Bedarf und die Befürchtung eines Überangebots, die ursächlich für die Abgaben der vergangenen Tage waren, bestünden jedoch nach wie vor, sagten Marktteilnehmer. Dies zumal die Zahl der aktiven Bohrlöcher in den USA um weitere 8 auf 869 gestiegen ist, wie der Dienstleister Baker Hughes am berichtete.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ