Marktberichte

Neue Hilfsaktion der Notenbank Tokio schließt im Minus

Entschlossener Eingriff: Jun Azumi.

Entschlossener Eingriff: Jun Azumi.

(Foto: AP)

Die neue Woche beginnt im asiatischen Aktienhandel mit kräftigen Gong-Schlägen: Die japanische Notenbank greift erneut in den Devisenhandel ein. Anleger warten mit Spannung auf die anstehenden Quartalsberichte von Schwergewichten wie Toshiba, Panasonic oder Honda.

Der Eingriff Japans am Devisenmarkt hat an den asiatischen Aktienmärkten zu Wochenbeginn kurzzeitig für Gewinne gesorgt. Im Verlauf notierten aber alle wichtigen Indizes wieder im Minus. "Die Intervention hatte definitiv einen deutlichen, kurzzeitigen Effekt und hat sowohl den Dollar als auch den Nikkei beflügelt", sagte Yutaka Miura von Mizuho Securities. Die US-Währung war wenige Stunden vor der Intervention bis auf 75,31 Yen gesunken und damit auf den niedrigsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg.

"Definitiv einen kurzzeitgen Effekt": Ergebnisse sind offenbar wichtiger als Eingriffe.

"Definitiv einen kurzzeitgen Effekt": Ergebnisse sind offenbar wichtiger als Eingriffe.

(Foto: REUTERS)

Der japanische Finanzminister Jun Azumi hatte zuvor eine neuerliche Intervention am Devisenmarkt bekanntgegeben. Die Währungshüter hätten "unilateral" Yen verkauft und Dollar erworben. Ein Volumen nannte er nicht. In Fachkreisen wurde die Summe von 6 Billionen Yen (rund 54 Mrd. Euro) genannt. Mit den Käufen sollten die Abwärtsrisiken für das Wirtschaftswachstum minimiert werden, hieß es. Die Aufwärtsbewegung des Yen habe sich "plötzlich verstärkt".

Zuvor war der Dollar im ozeanischen Handel auf 75,32 Yen und damit auf den tiefsten Stand der Nachkriegszeit gestürzt. Nach dem Eingreifen der japanischen Währungshüter stieg der Dollar im Tokioter Handel auf über 79 Yen. Der starke Yen gefährdet die Gewinne der exportlastigen japanischen Unternehmen, weswegen der Aktienmarkt die Nachricht zunächst positiv quittiert hat. Allerdings konnte sich die gute Stimmung nicht halten. Bis zum Nachmittag in Asien lagen alle wichtigen Indizes im Minus. Der Euro sank verglichen zur späten New Yorker Notiz am Freitag auf Kurse von nun knapp unter 1,40 Dollar. Zum Wochenausklang hatte die europäische Gemeinschaftswährung noch 1,4146 Dollar gekostet.

Gewinnmitnahmen in Tokio

In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 0,7 Prozent schwächer bei 8988 Zählern. Der breiter gefasste Topix-Index gab bis Handelsschluss 0,96 Prozent nach auf 764 Zähler. Im Handel war von Gewinnmitnahmen die Rede, nach dem der japanische Aktienmarkt im Zuge der Euro-Rettungsbeschlüsse in der vergangenen Woche deutlich zugelegt hatte. Die zwischenzeitlichen Aufschläge nach dem Markteingriff der Bank of Japan (BoJ) habe da den willkommenen Anlass geliefert, hieß es weiter. Einige Analysten bezweifelten die nachhaltige Wirkung der geldpolitischen Intervention.

Exportwerte wie Canon, Nikon oder Kyocera reagierten zunächst mit scharfen Aufschlägen auf die Maßnahme der Notenbank. Doch wurden die Kurssteigerungen postwendend für Gewinnmitnahmen genutzt, alle drei Werte hielten sich allerdings im Plus.

Die Aktien von Firmen wie Honda Motor, Panasonic und Toshiba gaben vor der mit Spannung erwarteten Veröffentlichung von Quartalszahlen nach.

Gegen den Markttrend konnten sich indes Titel von Exportunternehmen wie Toyota und Nissan behaupten: Toyota-Aktien schlossen 0,46 Prozent fester, Nissan verbuchte bis Handelsschluss ein Plus von 1,66 Prozent.

Verluste in Südkorea

Die Börse in Seoul schloss schwächer. Der Kospi gab bis zum Sitzungsende 1,1 Prozent auf 1909 Punkte nach. Eine kurzfristige Unterstützung für den südkoreanischen Leitindex machen Analysten bei 1900 Zählern aus, die nächste Haltemarke wird bei 1850 Punkten gesehen. Auf Widerstand stößt der Index bei 2000 Stellen.

Die Verluste des Berichtstages waren indes breit gestreut. Im Chemiesektor gerieten einige Werte jedoch stärker unter die Räder. Nach den deutlichen Anstiegen zuvor hätten Anleger Kasse gemacht, so die Erklärung. SK Innovation sanken um 3,9 Prozent und LG Chem um 4,2 Prozent.

Im Bankensektor ging es für KB Financial um 3,6 Prozent talwärts, Händler verwiesen auf die enttäuschenden Drittquartalszahlen. Samsung Electronics gehörten mit einem Aufschlag von 2,4 Prozent zu den wenigen Gewinnern. Anleger setzten auf positive Viertquartalszahlen, hieß es zur Begründung.

Die Börsen in China schlossen uneinheitlich. Der Shanghai-Composite gab 0,2 Prozent auf 2468 Punkte ab, während der Shenzhen-Composite um 0,5 Prozent auf 1041 Zähler zulegte. Hier stützten in erster Linie Medienwerte. In Hongkong fiel der HSI um 0,8 Prozent auf 19.865 Stellen.

Der Immobiliensektor wurde von Meldungen belastet, wonach die Regierung an ihrem regiden Kurs gegenüber der Branche festhalten will. China Merchants Property fielen um 0,2 Prozent und Beijing Vantone Real Estate um 1,6 Prozent. Bankentitel wurden im Zuge der Sorgen über die Ergebnisentwicklung veräußert. Bank of China gaben 0,7 Prozent nach, Citic Bank und Bank of Communications jeweils 1,3 Prozent. Gegen den Trend waren Medien- und Verlagspapiere gesucht. Hier half die Aussicht auf höhere staatliche Unterstützung.

Blick voraus auf Fed und EZB

In New York hatte die Wall Street die vergangene Woche uneinheitlich beendet. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte legte um 0,2 Prozent auf 12.231 Punkte zu. Der breiter gefasste S&P-500 trat mit 1285 Zählern auf der Stelle. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 0,1 Prozent auf 2737 Punkte.

Anleger sagten, die Investoren würden nach den ereignisreichen Wochen in der europäischen Schuldenkrise nun ihre Aufmerksamkeit auf die USA richten. Dort steht diese Woche ein Fed-Entscheid an, zudem wichtige Daten zur US-Wirtschaftsentwicklung und dem Arbeitsmarkt.

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) entscheidet am Donnerstag über das Zinsniveau, erstmals unter ihrem neuen Präsidenten Mario Draghi. Die Amtszeit von Jean-Claude Trichet endet offiziell am Montag.

Quelle: ntv.de, dpa/DJ

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