Marktberichte

Wall-Street-Vorschau US-Anleger erwarten Hilfe

So viel ist sicher: Bernanke und Draghi werden den Märkten eine Richtung geben.

So viel ist sicher: Bernanke und Draghi werden den Märkten eine Richtung geben.

(Foto: dpa)

In der kommenden Woche stehen Entscheidungen von großer Tragweite an: In Europa und den USA beraten die Währungshüter über neue Stützungsaktionen für bedrängte Euro-Staaten und die Konjunktur. Das Potenzial für enttäuschte Reaktion ist enorm.

Was bespricht Geithner in Europa?

Was bespricht Geithner in Europa?

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Die Wall Street steht in der neuen Woche ganz im Bann der Notenbanken: Die Börsianer knüpfen große Erwartungen an die Sitzungen der Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB). Von der US-Notenbank versprechen sie sich weitere Stimuli zur Ankurbelung der stotternden Konjunktur. Im Fall der EZB sind die Erwartungen sogar noch höher gesteckt: Hier hoffen die Investoren auf einen Befreiungsschlag im Kampf gegen die Schuldenkrise.

Besondere Hoffnungen ruhen auf EZB-Chef Mario Draghi, der vor einigen Tagen für gesorgt hatte. Die EZB werde alles tun, was in ihrer Macht steht, um den Euro zu retten, versprach Draghi. Investoren setzen nun darauf, dass die Zentralbank sich zu durchringt, um die Zinslast Spaniens und Italiens zu senken.

Draghi wird die Ergebnisse des turnusmäßigen EZB-Ratstreffens am Donnerstag auf einer Pressekonferenz erläutern. Beobachtern zufolge steht nach der ausgeprägt positiven Marktreaktion nun die Frage im Raum, welche genauen Taten die EZB den Äußerungen Draghis folgen lässt. Das Enttäuschungspotenzial sei nicht unerheblich, urteilen die Experten.

Gleich zu Wochenbeginn wird US-Finanzminister in Europa erwartet, wo er offenbar kurzfristig anberaumte Gespräche mit Wolfgang Schäuble, seinem Amtskollegen aus Deutschland, und EZB-Chef Draghi führen will. Die Märkte erwarten hier mindestens eine Erklärung im Anschluss an die Gespräche.

Spätestens Mitte der Woche steht dann die Fed im Mittelpunkt, die am Mittwochabend (MESZ) ihre geldpolitische Erklärung veröffentlicht. Sie hat bereits zwei Runden von Anleihenkäufen gestartet, um die Wirtschaft mit frischem Geld zu versorgen. Nun steht ein drittes Programm zur sogenannten quantitativen Lockerung ( ) zur Debatte, denn die waren eher schwach. Weitere Aufschlüsse über die Wirtschaftsentwicklung gibt der monatliche Arbeitsmarktbericht der Regierung, der Ende der Woche vorgelegt wird.

Vor den Notenbankentscheidungen dürften sich die Markteilnehmer darum bemühen, die richtigen Positionen einzunehmen. Am Mittwoch könnte es daher bereits vor der Fed-Mitteilung zu kräftigen Kursgewinnen an den Börsen kommen. So zumindest war es häufig in der Vergangenheit, insbesondere vor Ankündigung der Programme QE1 und QE2.

Die Berichtssaison läuft weiter

Die Anleger deckten sich vorsorglich in größerem Umfang mit Aktien ein, um davon profitieren zu können, wenn die Kurse nach Bekanntgabe der neuen Konjunkturhilfen in die Höhe schießen.

"Die Leute in diesem Geschäft wollen vor Großereignissen gerne vorne mit dabei sein, vor allem wenn diese sehr, sehr positiv für die Märkte sein könnten", erläutert Aktienstratege Brian Reynolds von Rosenblatt Securities. Vor einem Fed-Treffen seien daher Wetten auf sinkende Kurse sehr riskant, ergänzt Händler Dennis Dick von Bright Trading.

Andere Impulse könnte in der neuen Woche die laufende Berichtssaison setzen. Quartalsbilanzen stehen etwa von Schwergewichten wie AIG, Kellogg, Procter & Gamble, Kraft Foods, Pfizer, Mastercard und General Motors (GM) an.

Ebenfalls auf dem Radar der Anleger steht ein Gerichtsprozess in Kalifornien im Patentstreit zwischen Apple und Samsung. Das Ergebnis könnte weitreichende Folgen für den Markt für und haben, auf dem sich die beiden Konzerne einen erbitterten Wettkampf liefern.

Vor dem Wochenende hatten die Hoffnungen auf neue Hilfsaktionen von EZB und Fed der Wall Street bereits deutliche Kursgewinne beschert. Das Bekenntnis von EZB-Präsident Mario Draghi, alles für den Erhalt des Euro tun zu wollen, fachte Spekulationen auf ein stärkeres Engagement der Zentralbank an. Dies und die hatte zuvor auch die europäischen Börsen in die Höhe getrieben.

"Where bad news are good news"

Zuletzt sorgte offiziellen Angaben zufolge vor allem die Verunsicherung der US-Verbraucher dafür, dass die US-Wirtschaft weiter an Fahrt verliert und im Frühjahr so wenig gewachsen ist wie seit fast einem Jahr nicht mehr.

"Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem schlechte Nachrichten gute Nachrichten sind", sagte Gordon Charlop, Geschäftsführer bei Rosenblatt Securities mit Blick auf die Lage an den US-Börsen zum Wochenschluss. "Wenn die schlechten Nachrichten die Fed unter Druck setzen, die Wirtschaft anzukurbeln, dann ist das eigentlich gut."

Die aufkeimenden Hoffnungen auf ein Eingreifen der Währungshüter haben den Dow Jones am Freitag zum ersten Mal seit Anfang Mai wieder über 13.000 Punkte getrieben. Der Index kletterte zum Wall-Street-Schluss um 1,46 Prozent auf 13.075,66 Punkte und gewann damit im Wochenvergleich 1,97 Prozent. Der marktbreite S&P-500-Index stieg am Freitag um 1,91 Prozent auf 1385,97 Zähler. An der Technologiebörse Nasdaq kletterte der Composite-Index um 2,24 Prozent auf 2958,09 Punkte. Der Auswahlindex Nasdaq 100 rückte um 2,41 Prozent auf 2647,03 Punkte vor.

An der New York Stock Exchange wechselten vor dem Wochenende rund 0,91 Mrd. Aktien den Besitzer. 2512 Werte legten zu, 493 gaben nach und 86 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 2,07 Mrd. Aktien 1920 im Plus, 562 im Minus und 96 unverändert.

Der Euro fiel im New Yorker Handel am Freitag auf 1,2302 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs auf 1,2317 (Donnerstag: 1,2260) Dollar festgesetzt. Die richtungweisenden zehnjährigen US-Staatsanleihen sanken um 30/32 Punkte auf 101 28/32 Punkte, sie rentierten mit 1,543 Prozent.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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