Marktberichte

Bernanke hilft dem Häusermarkt US-Börsen klatschen Beifall

Bernanke spricht, der Blutdruck steigt.

Bernanke spricht, der Blutdruck steigt.

(Foto: REUTERS)

Das große Kursfeuerwerk bleibt aus: Die Entscheidungen der Notenbank Fed zur Unterstützung der US-Wirtschaft rufen an der New Yorker Wall Street nur moderate bis kräftige Kursreaktionen hervor. Zu den Gewinnern des Tages zählen Namen wie Bank of America, Amex, Apple und Alcoa.

QE3 sieht anders aus: Das Gesicht dieses Händlers zeugt von der Anspannung im Markt.

QE3 sieht anders aus: Das Gesicht dieses Händlers zeugt von der Anspannung im Markt.

(Foto: AP)

Die Ankündigung eines umfangreichen Wertpapier-Kaufprogramms durch die US-Notenbank Federal Reserve hat die Wall Street beflügelt. Die Fed geht im Kampf gegen die Stagnation am Arbeitsmarkt und die zögerliche Erholung der US-Wirtschaft in die kontrollierte Offensive. Vor dem Hintergrund des laufenden Präsidentschaftswahlkampfes wollen die Währungshüter unter anderem Monat für Monat für 40 Mrd. Dollar in Immobilienpapiere investieren, um den schwächelnden Häusermarkt zu stärken. Zudem verlängern die Notenbanker ihre Niedrigzinspolitik bis Mitte 2015.

Einzelnen Stimmen gingen die Entscheidungen nicht weit genug: Das große Geschütz, weitere massive Staatsanleihenkäufe, sparten sich die Zentralbanker um Ben Bernanke zur Enttäuschung vieler Investoren auf. Euphorische Reaktionen und kräftigere Kursgewinne blieben entsprechend aus.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 1,55 Prozent höher auf 13.539,86 Punkten. Im Handelsverlauf bewegte sich das Marktbarometer zwischen 13.325 und 13.573 Zählern. Der breiter gefasste S&P-500-Index rückte um 1,63 Prozent vor auf 1459,99 Zähler, was dem höchsten Schlussstand seit 2007 entspricht. Der Composite-Index an der Technologiebörse Nasdaq erhöhte sich um 1,33 Prozent auf 3155,83 Punkte. Der Auswahlindex Nasdaq 100 kletterte um 1,42 Prozent auf 2831,35 Punkte. In Frankfurt war der Dax vor den Fed-Ankündigungen mit einem Minus von 0,4 Prozent auf 7310 Punkten aus dem Handel gegangen.

"Noch zu Jahresbeginn waren die Sorgen bezüglich eines Kollaps der Eurozone groß und es bestand die Gefahr, dass die USA in die Rezession abrutscht. Derzeit sieht es nicht mehr danach aus und die Fed unterstützt diese Entwicklung weiter", sagte Pat Dorsey von Sanibel Captiva Trust.

Die insgesamt aber nur moderate Reaktion dürfte mit der schon sehr hohen Erwartungshaltung der Anleger in Zusammenhang stehen. Wie die Societe Generale im Vorfeld angemerkt hatte, hätten in Umfragen bereits mehr als 70 Prozent der Befragten mit einer neuen Runde quantitativer Lockerung gerechnet.

Einige Anleger könnten möglicherweise sogar enttäuscht sein. So hatte etwa die Credit Agricole nicht ausgeschlossen, dass sich die Fed für die Option eines unbefristeten Kaufprogramms mit einem Volumen von monatlich 50 bis 60 Mrd. Dollar entscheidet. Analysten von Newedge wiesen darauf hin, dass sich die Fed alle Türen für zusätzliche Aktionen offen gelassen habe.

Nach den Ankündigungen der Fed zogen im Dow vor allem Finanz, Rohstoff, Konsum- und andere Konjunkturnahe Titel an. Besonders gefragt waren die Aktien der Bank of America, die sich an der Spitze des US-Leitindex' um knapp 4,8 Prozent verteuerten. JP Morgan folgten 3,7 Prozent nach. American Express (Amex) profitierten mit plus 3,1 Prozent. Der Banken-Sektor insgesamt stieg um 3 Prozent

Im breiten Gewinnerfeld dahinter gewannen die Papiere des Alu-Konzerns Alcoa knapp 3 Prozent. Die Aktien von Home Depot gingen 2,2 Prozent fester in den Abend. Wal-Mart zogen 1,4 Prozent an. Aufwärts ging es auch für Rohstoffwerte wie Exxon Mobil und Chevron mit jeweils plus 1,8 Prozent.

Bei den übrigen Einzelwerten stand Apple weiter im Fokus. Der Computer- und Elektronikhersteller hatte am Mittwoch noch während der Handelszeit sein neues angekündigt. Mehrere Broker-Häuser erhöhten in der Folge ihre Kursziele für den US-Konzern und verwiesen auf die unerwartet schnelle Markteinführung ab Freitag. Apple-Titel legten rund 2 Prozent zu auf 682,98 Dollar, nachdem im Verlauf bei 685,50 Dollar erneut ein Allzeithoch markiert worden war.

Trotz der Ankündigung des Fusionsvorhabens von verteuerten sich die Aktien des Konkurrenten Boeing um knapp ein Prozent. Durch das Zusammengehen entstünde ein neuer Luftfahrt- und Rüstungsgigant, der mit einem Umsatz von 72 Mrd. Euro überrunden würde. Der US-Konzern reagierte gelassen auf die Entwicklungen beim europäischen Rivalen. "Ich sehe nicht, dass uns das fundamental schaden wird", sagte Boeing-Chef Jim McNerney.

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stieg in den USA wieder. Sie erhöhte sich in der abgelaufenen Woche um 15.000 auf 382.000. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit 370.000 gerechnet. In einigen Bundesstaaten wurden viele Mitarbeiter wegen der wirtschaftlichen Schäden durch den Hurrikan "Isaac" im Süden des Landes entlassen. In der Woche davor war die Zahl der Erstanträge noch gesunken.

An der New York Stock Exchange wechselten rund 800 Millionen Aktien den Besitzer. 2346 Werte legten zu, 646 gaben nach und 107 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 1,87 Mrd. Aktien 1783 im Plus, 674 im Minus und 130 unverändert.

Enttäuschung am Bond-Markt

Belastet von den Fed-Entscheidungen verbuchten die US-Kreditmärkte Kursverluste. Die zehnjährigen Staatsanleihen
sanken 7/32 auf 98-19/32. Die Rendite stieg dabei auf 1,780 Prozent. Der 30-jährige Bond gab 1-5/32 auf 95-16/32 nach und rentierte mit 2,979 Prozent. Bondhändler zeigten sich enttäuscht, dass die amerikanische Zentralbank keine Staatsanleihen kauft.

Im Devisenhandel stieg des Kurs Euro weiter an: Kurzzeitig überwand die europäischen Gemeinschaftswährung dabei die Marke von 1,30 Dollar. Zum Börsenschluss in den USA notierte der Euro bei 1,2987 Dollar und damit nur knapp unter der psychologisch bedeutsamen Marke.

Im deutschen Späthandel gewannen auch die deutschen Aktien nach der Ankündigung weiterer Konjunkturmaßnahmen durch die US-Notenbank weiter hinzu: Der L-Dax beendete das späte Xetra-Geschäft bei 7368,36 Punkten. Davor hatte der deutsche Leitindex Dax 0,45 Prozent tiefer bei 7310,32 Punkten geschlossen. Der L-MDax verabschiedete sich bei 11 069,95 Punkten, nachdem der Index mittelgroßer Werte MDax im Haupthandel 1,48 Prozent auf 11 017,95 Punkte gesunken war. Beim L-TecDax standen am Ende 809,08 Punkte zu Buche. Zuvor hatte der Auswahlindex für Technologiewerte 0,60 Prozent auf 806,38 Punkte verloren.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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