Marktberichte

Schnäppchenjagd bei K+S US-Jobbericht bremst Dax aus

Dunkle Wolken über dem Kali-Abraumberg im osthessischen Philippsthal (Landkreis Hersfeld-Rotenburg). Schnäppchenjäger wittern nach dem dramatischen Absturz der Aktie eine Jahrhuntertchance.

Dunkle Wolken über dem Kali-Abraumberg im osthessischen Philippsthal (Landkreis Hersfeld-Rotenburg). Schnäppchenjäger wittern nach dem dramatischen Absturz der Aktie eine Jahrhuntertchance.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach schwachen Arbeitsmarktzahlen aus den USA ist am deutschen Arbeitsmarkt nichts mehr zu holen - Börsianer hatten sich mehr versprochen. Die Frage ist, welche Konsequenzen die Fed daraus zieht. Dramatisch ist die Entwicklung bei K+S. Hier kocht die Gerüchteküche über. Glücksrittern juckt es in den Fingern.

Ein enttäuschender Arbeitsmarktbericht aus den USA hat am Freitagnachmittag viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. Im Juli wurden nur 162.000 neue Stellen geschaffen - Analysten hatten mit 184.000 Jobs gerechnet. Die Arbeitslosenquote fiel allerdings auf 7,4 von 7,6 Prozent im Juni und damit stärker als erwartet auf das niedrigste Niveau seit Dezember 2008.

Am Aktienmarkt überwog die Enttäuschung über die langsamere Erholung der US-Konjunktur. Der Dax sackte und schloss mit einem hauchdünnen Minus bei 8406 Zählern. Auf Wochensicht verzeichnete er aber ein Plus von zwei Prozent.

Der MDax hielt stand und schloss 0,2 Prozent höher bei 14.606 Punkten, der TecDax büßte 0,1 Prozent einauf 1002 Punkte. Der EuroStoxx50 hielt sich knapp im Plus bei 2811 Punkten.

Der offizielle US-Arbeitsmarktbericht sei den positiven Vorgaben der wöchentlichen Arbeitslosenstatistik, des ADP-Reports sowie der ISM-Beschäftigungskomponente nicht gerecht geworden, kommentierte Analystin Viola Julien von der Landesbank Hessen-Thüringen die Daten. Dessen ungeachtet habe sich der robuste Stellenaufbau aber fortgesetzt. Nach dem zuletzt guten Lauf des deutschen Leitindex hielten sich viele Investoren aber nun erst einmal zurück, sagte Fondsmanager Thilo Müller MB Fund Advisory.

"Es sieht wohl danach aus, als ob die US-Notenbank ihre Anleihekäufe erst Richtung Dezember zurückfahren wird", sagte Volkswirt Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus. "Es gibt bislang noch keinen Grund, für die Fed aktiv zu werden. Der Arbeitsmarkt erholt sich nicht so schnell wie gewünscht. Der Euro steigt in Erwartung einer anhaltend lockeren Geldpolitik".

An den Rentenmärkten machte der Bund-Future seine Verluste von über 60 Ticks wett und notierte bei 142,39 Punkten auf Vortagesniveau. Auch der Goldpreis zog auf über 1314 Dollar je Feinunze von zuvor 1285,80 Dollar an.

Allianz-Zahlen kommen gut an

Auf Unternehmensseite ging es vor dem Wochenende deutlich ruhiger zu als in den vergangenen Tagen: Die Allianz überzeugte die Investoren mit ihren Quartalszahlen, die über den Erwartungen der Analysten lagen. Die Papiere waren mit plus 0,8 Prozent einer der besten Werte im Dax. Der Versicherer blickt nach einem starken zweiten Quartal nun etwas optimistischer auf das Gesamtjahr.

Die Lufthansa überzeugte die Anleger mit ihrem Geschäftsbericht hingegen nicht. Wegen hoher Sanierungskosten blieb die Fluggesellschaft im ersten Halbjahr in den roten Zahlen. Die Lufthansa-Titel büßten daraufhin als Dax-Schlusslicht 5,1 Prozent ein. "Es ist schwer vorstellbar, dass Lufthansa die Jahresprognose trotz der schlechten Quartalszahlen erreicht", gab ein Händler zu bedenken. Lufthansa-Vorstand Christoph Franz rechnet weiterhin mit steigenden Einnahmen und einem operativen Gewinn über dem des Vorjahres.

Aus der zweiten Reihe steuerte der im MDax notierte Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub bei. "Im großen und ganzen liegen die Zahlen im Rahmen der Markterwartung", kommentierte Heiko Feber, Analyst beim Bankhaus Lampe, die Zweitquartalszahlen von Fuchs Petrolub. Leicht positiv hebt er die Entwicklung der Bruttomarge hervor. Dies habe dazu geführt, dass das Ebit mit zwei Prozent die Markterwartung übertroffen habe. Die Papiere verteuerten sich um 4,6 Prozent.

Kurssturz: Droht K+S der Dax-Rauswurf?

Unter besonderer Beobachtung standen die Aktien von K+S: Die Papiere des Rohstoffkonzerns kommen nach einer Meldung aus Russland nicht mehr zur Ruhe. Nach Aussagen zu möglicherweise sinkenden Kali-Preisen haben die Papiere in der zu Ende gehenden Woche rund 30 Prozent an Wert verloren. Auslöser ist zuletzt ein Medienbericht, dem zufolge ein großer indischer Kaliimporteur Neuverhandlungen der Preise für das Düngemittel gefordert hat.

Zuvor war mit Uralkali einer der weltweit größten Kali-Produzenten aus dem Vertriebskartell BPC ausgestiegen und hatte einen Fall des Kali-Preises auf 300 Dollar prognostiziert. Gerüchte wurden laut, dass die Aussagen von Uralkali den Wert von K+S derart drücken sollten, dass sich das russische Unternehmen beim deutschen Konkurrenten einkaufen kann. Am Morgen zogen diese Aussagen bei K+S weitere Kursverluste nach sich, die Titel büßten am letzten Handelstag der Woche zunächst noch einmal 4,0 Prozent ein. Ungeachtet der dramatischen Entwicklung wollte sich K+S aber nicht zu den Gerüchten äußern. Im Handelsverlauf traten wieder Schnäppchenjäger auf den Plan, die den Kurs bis auf minus 0,8 Prozent hochzogen.

Die Lage für K+S könnte sich weiter zuspitzen: Einem Bericht der "Welt" zufolge droht dem Düngemittelhersteller nach dem Preisverfall der Aktien - nach fünf Jahren Zugehörigkeit zur ersten Börsenliga - der Abstieg aus dem Dax. "Wenn sich der K+S-Kurs bis Ende August nicht erholt, läuft das Unternehmen nach heutigem Stand Gefahr, den Dax im September verlassen zu müssen", sagte die Indexspezialistin Silke Schlünsen von der Bank Close Brothers Seydler der "Welt". Über die Zugehörigkeit zum Dax entscheiden unter anderem der Börsenwert und der Börsenumsatz eines Unternehmens.

Aktienstrategen rechnen nach

Andere Aktienstrategen halten das Szenario eher für unwahrscheinlich. Uwe Streich von der LBBW gibt zu bedenken, dass über einen möglichen Abstieg der volumengewichtete Durchschnittspreis der letzten 20 Handelstage im August entscheidet. Dabei wird bei jedem Umsatz der Preis mit der Aktienzahl multipliziert und das über 20 Tage hinweg. Aus diesem Preis wird dann die Marktkapitalisierung der Aktien im Streubesitz errechnet.

"Nur wenn K+S nach diesem Kriterium nicht mehr zu den 40 größten Unternehmen gehört und ein Aufsteiger aus dem MDax bereit steht, droht der Abstieg", sagt Streich. Selbst wenn die Aktie von K+S also per Schlusskurs am 31. August so niedrig stünde, dass das Unternehmen bei der Marktkapitalisierung aus den Top-40 rutschen würde, könnte die Aktie am Durchschnitt der letzten 20 Handelstage gemessen etwa auf Rang 35 stehen. Und selbst wenn K+S in diesem Ranking hinter Platz 40 zurückfiele: Laut Streich steht eigentlich kein MDax-Aufsteiger als Ersatz bereit.

Aktienkurs gezielt gedrückt?

"Über K+S wird so viel spekuliert, da ist es schwierig zu sagen, welche Auswirkungen Aussagen eines indischen Importeurs haben", gab ein Händler zudem zu bedenken. Ein anderer Händler bezeichnet die Aktie als "Prügelknabe der Szene". Auch dass Goldman Sachs die Einstufung für die Aktie von Uralkali auf "Verkaufen" gesenkt habe, spreche dafür, dass an den Gerüchten um einen möglichen Einstieg der Russen bei K+S etwas dran sein könnte. "Es würde mich nicht wundern, wenn sich Uralkali eine günstige Einstiegsmöglichkeit sichern wollte", so der Akteur.

Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts

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