Disney, China und die Rohstoffe Wall Street schließt im Minus
11.05.2011, 22:30 UhrNach einem Kursrutsch bei Walt Disney und Verlusten im Energiesektor gehen die US-Börsen zur Wochenmitte tiefer aus dem Handel. Fallende Rohstoffpreise beenden die dreitägige Aufwärtsbewegung in New York. Mit zunehmender Sorge blicken US-Anleger auf den steigenden Inflationsdruck in China.

Die Teuerungsrate in China lässt für US-Beobachter nur einen Schluss zu: Peking wird stärker bremsen müssen.
(Foto: REUTERS)
Ein sinkender Ölpreis hat am Mittwoch amerikanische Energie-Aktien in den Keller gezogen und die New Yorker Börsen insgesamt belastet. Zu den Verlierern zählten die Anleger von Öl-Multis wie Exxon Mobil und Chevron. Mit Enttäuschung aufgenommene Quartalszahlen des Börsenschwergewichts Walt Disney trübten die Stimmung zusätzlich. Dem größten US-Unterhaltungskonzern setzt vor allem der Flop seines jüngsten Zeichentrickfilms zu.
Zudem bereitete der Anstieg der den Anlegern Sorge. Sie fürchteten, dass die Regierung in Peking nun weitere Maßnahmen zur Abkühlung der heimischen Konjunktur ergreifen könnte. Weil sich auf diesem Wege auch das weltweite Wirtschaftswachstum verlangsamen dürfte, notierten viele konjunktursensible Aktien ebenfalls im Minus.
Nach einer dreitägigen Kursrally schloss der Dow-Jones-Index der Standardwerte ein Prozent im Minus bei 12.630 Punkten. Im Verlauf pendelte er zwischen 12.577 und 12.748 Stellen. Der breiter gefasste S&P-500 sank 1,1 Prozent auf 1342 Zähler. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 0,9 Prozent auf 2845 Stellen. Für den Nasdaq100 ging es um 0,76 Prozent auf 2393,08 Punkte abwärts. In Frankfurt war der 0,1 Prozent tiefer bei 7495 Zählern aus dem Handel gegangen.
"Die Ölpreise sind unten, und das belastet heute die Aktien aus dem Energie-Sektor", sagte Analyst Giri Cherukuri. Der S&P-Index der Energiewerte büßte 2,9 Prozent ein. Der weiter gesunkene Ölpreis belastete die Titel der großen Ölkonzerne: Chevron-Aktien verloren zwei Prozent an Wert, Exxon-Papiere gaben 2,1 Prozent ab.
In den USA waren die Lagerbestände an Rohöl in der vergangenen Woche abermals kräftig gestiegen. Höhere Ölbestände gelten als Belastung am Ölmarkt, da sie zumeist als Hinweis auf eine schwächere Ölnachfrage interpretiert werden. Unabhängig davon trieben höhere Kosten für Ölimporte das im März auf den höchsten Wert seit Juni 2010. Die Differenz zwischen Exporten und Importen stieg auf 48,2 Mrd. Dollar nach 45,4 Mrd. Dollar im Februar. Analysten hatten lediglich mit einem Fehlbetrag von 47 Mrd. Dollar gerechnet.
Die Titel von waren mit einem Minus von 5,44 Prozent auf 41,52 US-Dollar das klare Schlusslicht im Dow. Nach den Medienkonzernen Time Warner und News Corp klagt nun auch der Branchenprimus über ein flaues Filmgeschäft im Frühjahr. Dies sowie der Misserfolg bei den DVD-Neuerscheinungen gepaart mit höheren Steuern und anhaltend hohen Verlusten bei den digitalen Medien hatte dafür gesorgt, dass der Gewinn im zweiten Geschäftsquartal leicht nachgegeben hatte. Insgesamt verfehlten die Quartalszahlen die durchschnittlichen Markterwartungen.
Abschläge von 2,5 bis 2,7 Prozent verbuchten die Aktien des Chemiekonzerns DuPont, des Baumaschinenherstellers Caterpillar und des Aluminiumherstellers Alcoa. Sie litten Börsianern zufolge besonders unter den Sorgen um eine Abschwächung der Weltwirtschaft.
Favorit im Leitindex waren die Aktien von Intel, die sich um 1,65 Prozent auf 23,41 Dollar verteuerten. Der Speicherchiphersteller will nach einem Rekordquartal die Dividende erhöhen. Um 1,23 Prozent auf 66,57 Dollar nach oben ging es dahinter für die Titel des Pharma- und Konsumgüterherstellers Johnson & Johnson , die von einem positiven Analystenkommentar von Goldman Sachs profitierten. Die Experten der Bank hatten ihre Bewertung für die Anteilsscheine des Pharmakonzerns angehoben.
Die Aktien des Einzelhändlers Macy's sprangen nach Vorlage von Quartalszahlen 7,7 Prozent nach oben. Die Kaufhauskette hatte ihren Gewinn- und Umsatzausblick für 2011 angehoben. Vor allem Kunden aus dem Mittelstand hätten mehr Waren eingekauft, meinten Börsianer.
Deutliche Kursverluste musste auch der Internet-Konzern Yahoo hinnehmen: Der Aktienkurs brach mehr als sieben Prozent ein. Zuvor war bekanntgeworden, dass Yahoos Aussichten auf eine stärkere Kontrolle des chinesischen Online-Bezahldiensts Alipay gesunken waren.
Die Aktien des Penthouse-Verlegers FriendFinder brachen bei ihrem Nasdaq-Debut rund 22 Prozent ein. Die Papiere von General Motors (GM) verloren rund ein Prozent, nachdem der Autobauer den Rückruf von 4500 Fahrzeugen wegen Problemen an den Scheibenwischern bekanntgegeben hatte. Die Anteilsscheine des staatlich gestützten Versicherers AIG legten 3,5 Prozent zu. Nach einer geplanten Aktienplatzierung soll der Staatsanteil auf 77 von derzeit 92 Prozent sinken.
Die Papiere des weltweit größten Anbieters von Nachahmermedikamenten Teva Pharmaceutical verbuchten ein Plus von 3,20 Prozent auf 48,65 Dollar. Das Unternehmen hatte im ersten Quartal dank der Übernahme des Branchenkollegen Ratiopharm Umsatz und Ergebnis deutlich gesteigert.
An der New Yorker Börse wechselten rund 0,98 Mrd. Aktien den Besitzer. 476 Werte legten zu, 2599 gaben nach und 32 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 2,27 Mrd. Aktien 614 im Plus, 2021 im Minus und 97 unverändert.
Der Euro setzte seine Talfahrt fort und notierte zuletzt bei 1,4202 US-Dollar. "Der Euro steht nach wie vor unter Druck", sagte Marc Burgheim, Leiter des Devisenhandels bei der BayernLB. Burgheim nannte als Hauptbelastung die anhaltende Unsicherheit an den Märkten.
Kursverluste an den New Yorker Aktienmärkten fachten das Interesse der Investoren an US-Staatsanleihen neu an. Der Preis für die zehnjährigen Staatsanleihen legte um 13/32 auf 103-27/32. Sie rentierten mit 3,16 Prozent. Die 30-jährigen Bonds gewannen um 23/32 auf 107-11/32 und hatten eine Rendite von 4,31 Prozent.
Quelle: ntv.de, dpa/rts