Keine Jobs, kein Wachstum Wall Street tief im Minus
02.09.2011, 22:45 Uhr
Börsenelektronik an der Wall Street: Im Mittelpunkt, der Mensch.
(Foto: AP)
Nach enttäuschenden Arbeitsmarktdaten verabschieden sich die US-Börsen mit einem dicken Minus ins Wochenende. An der New Yorker Wall Street sehen die Börsianer ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Fed-Gerüchte und milliardenschwere Schadenersatzklagen in der Bankenbranche tun ein Übriges.
Enttäuschende Arbeitsmarktdaten haben den US-Anlegern den Wochenausklang gründlich verdorben. Die führenden Börsenbarometer gaben am Freitag zum Teil deutlich mehr als 2 Prozent nach. Viele Investoren sahen mit dem desolaten Zustand des amerikanischen Job-Markts ihre Rezessionsängste bestätigt. In dem von Börsenturbulenzen und einer drohenden Staatspleite geprägten August stagnierte die Zahl der Beschäftigten überraschend.
Auf die Stimmung drückten auch pessimistische Aussagen der US-Regierung. Diese erwartet für das laufende Jahr eine anhaltend hohe Arbeitslosigkeit und ein geringeres Wirtschaftswachstum als zunächst vorhergesagt. Experten rechnen nun damit, dass die US-Notenbank weitere Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur ergreifen wird.
Im Hintergrund sorgte zudem die anhaltende Schuldenkrise in Europa für Verunsicherung. wird im laufenden Jahr sein Schuldenziel verfehlen. Auch ist unklar, ob die weiter an ihrem milliardenschweren Sparprogramm festhält.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte pendelte im Verlauf zwischen einem Hoch von 11.492 und einem Tief von 11.211 Punkten. Am Abend ging er 2,2 Prozent schwächer bei 11.240 aus dem Handel. Der breiter gefasste S&P-500 verlor 2,5 Prozent auf 1173 Zähler. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 2,6 Prozent auf 2480 Punkte.
Auf Wochensicht ergab sich für den Dow ein Minus von 0,4 und für den S&P von 0,2 Prozent. Die Nasdaq verbuchte dagegen ein hauchdünnes Plus. In Frankfurt war der Dax 3,4 Prozent schwächer bei 5538 Punkten aus dem Handel gegangen.
Mit den enttäuschenden Arbeitsmarktdaten richtete sich der Blick nun verstärkt auf Präsident Barack Obama. Der will am kommenden Donnerstag seine Strategie vorstellen, wie der Arbeitsmarkt wieder auf die Beine kommen soll. "Das sollte besser eine verdammt gute Rede werden", sagte Sal Arnuk von Themis Trading. "Kurz gesagt ist diese Wirtschaft eine große Null, ein großes Nichts."
Im Dow Jones gab es nur Verlierer. Am wenigsten heftig erwischte es AT&T, die lediglich 0,78 Prozent verloren. Ansonsten richteten sich auf dem Parkett alle Augen auf die Bankenbranche, der wegen ihrer Hypothekengeschäfte im Vorfeld der Finanzkrise neues Ungemach droht.
Laut "New York Times" werden neben der Deutschen Bank US-Großinstitute wie die Bank of America , Goldman Sachs und JP Morgan Chase wegen ihres Umgangs mit Hypothekenkredite verklagt. Kurz vor Ertönen der Schlussglocke reichte die Aufsichtsbehörde FHFA tatsächlich entsprechende Klagen ein.
Die Bankenpapiere gaben deutlich nach: Die Titel der Bank of America brachen 8,3 Prozent ein. Die Aktien von JP Morgan und Goldman Sachs fielen im Sog um jeweils rund 4,6 Prozent zurück. Die Aktien der Deutschen Bank waren in Frankfurt 5,9 Prozent im Minus aus dem Handel gegangen.
Neues Öl-Szenario
Auch Energietitel gerieten unter Druck. Ihnen wurde der Ölpreis zum Verhängnis, der in Erwartung einer Nachfragedelle wegen der Wirtschaftsschwäche nachgab. Das Barrel Rohöl wurde 2,2 Prozent niedriger zu 86,75 Dollar gehandelt. Die Aktien von Chevron notierten gut 2 Prozent im Minus.
Eine für die Branche vergleichsweise kleine Übernahme sorgte zusätzlich für Bewegung: Der Raffineriekonzern Valero kauft den Konkurrenten Murphy Oil für rund 600 Mio. Dollar. Valero-Papiere verloren 2,5 Prozent, Murphy-Scheine 3,0 Prozent.
Zu den weiteren Verlierern gehörten die Papiere der Internetvideothek Netflix. Sie büßten 8,6 Prozent ein. Der TV-Anbieter Starz Entertainment kündigte an, seine Filme und Fernsehsendungen Anfang kommenden Jahres nicht mehr über Netflix laufen zu lassen.
An der New York Stock Exchange wechselten rund 974 Mio. Aktien den Besitzer. 437 Werte legten zu, 2576 gaben nach und 53 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 1,6 Mrd. Aktien lediglich 358 Titel im Plus, 2184 im Minus und 74 unverändert.
Trends am Kapitalmarkt
Unter dem Eindruck der schwachen Arbeitsmarktdaten haben die US-Staatsanleihen am Freitag regen Zulauf erhalten. Im August wurden in den Vereinigten Staaten unter dem Strich keine neuen Stellen geschaffen. Anleger gingen vor diesem Hintergrund davon aus, dass neue Konjunkturstützen der Fed immer wahrscheinlicher werden.
Der Kurs des Euro sank unter 1,42 Dollar und und notierte zuletzt bei 1,4192 Dollar. Die zehnjährigen Staatsanleihen verringerten sich auf 101-1/32. Sie rentierten mit 2,00 Prozent. Die 30-jährigen Bonds kletterten auf 108-03/32 und hatten eine Rendite von 3,32 Prozent.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts