Marktberichte

Ordentlicher Zugewinn Dax macht auf Optimismus

Der deutsche Aktienmarkt bewegt sich am Dienstag kräftig nach oben. Die Anleger hoffen auf positive Ergebnisse einer Telefonkonferenz zwischen Vertretern der "Troika" und Griechenlands. Die Herabstufung Italiens durch S&P sorgt in Frankfurt für keine große Überraschung und findet dementsprechend nur eine geringe Beachtung.

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(Foto: dpa)

Neue Hoffnung im Kampf gegen die Schuldenkrise hat am Dienstag die jüngste Talfahrt am deutschen Aktienmarkt vorerst beendet und für deutliche Gewinne gesorgt. Anleger setzen auf eine weitere Telefonkonferenz zwischen dem griechischen Finanzminister Evangelos Venizelos mit den Experten von EU, EZB und IWF am Abend. Die Herabstufung Italiens durch die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) wurde am Markt gut weggesteckt. Der besser als befürchtet ausgefallene ZEW-Index wurde in Frankfurt lediglich zur Kenntnis genommen.

Allerdings gaben die deutschen Indizes nach Handelsbeginn in New York kurzzeitig einen Tiel ihrer Gewinne ab. Grund war das kurzzeitige Verharren des Dow Jones im negativen Bereich. Nach der positiven Entwicklung des amerikanischen Handels strebte der Dax wieder kräftig nach oben. Der Leitindex hielt dann sein kräftiges Plus bis zum Handelsende.

Der Dax stieg um 2,9 Prozent und schloss bei 5572 Punkten. Der MDax legte um 1,8 Prozent auf 8877 Zähler zu. Der TecDax verzeichnete ein Plus von 0,9 Prozent und wies 696 Punkte auf.

Am Vorabend war eine erste Telefonkonferenz der sogenannten "Troika" mit Venizelos unerwartet schnell zu Ende gegangen. Griechenland hatte von "substanziellen und produktiven Gesprächen" gesprochen, von Seiten der Troika hatte es keine Mitteilung gegeben. Nun sollte am Abend  eine weitere Telefonkonferenz stattfinden.

S&P bewertet die Kreditwürdigkeit Italiens nun nur noch mit der Note "A/A-1" nach bislang "A+/A-1+". "Das kommt zwar nicht völlig überraschend, aber hilft natürlich nicht gerade, Ruhe in den Markt zu bringen", sagte ein Händler. Börsianer fürchten, dass die Herabstufung Italiens mitten in der Zitterpartie um die Finanzhilfen für Griechenland neue Angst vor einem Übergreifen der Krise auf andere Staaten schürt.

Der veröffentlichte ZEW-Index für September tangierte den Handel kaum. Mit minus 43,3 trübte er sich nicht so stark ein wie befürchtet. Die Analysten hatten einen Wert von minus 45 erwartet. Der Markt reagierte nur schwach auf die Daten, das die Händler den Index mittlerweile mit einer gewissen Skepsis betrachten. "Es nehmen zu viele finanznahe Akteure teil, die von der Baisse am Finanzmarkt geprägt sind", so ein Börsianer.Verlässlicher sei der Ifo-Index, weil er dasd Bild der Realwirtschaft zeige.

Am Abend beginnt die Sitzung der US-Notenbank Federal Reserve, die bis Mittwoch dauert. "Angesichts der Versprechung bis Mitte 2013 die Leitzinsen auf außerordentlich niedrigem Niveau zu halten, sind nun andere Anknüpfungspunkte gefragt", meint ein Marktteilnehmer. Im Gespräch seien die Umschichtung der Anleihebestände in längere Laufzeiten. Dies wäre ein möglicher erster Schritt, falls sich die Geldhüter die Option eines weiteren Ankaufprogramms erhalten wollen.

Bei den Einzelwerten legten die Versorger deutlich zu und stützten damit den Gesamtmarkt. Das Finanzgericht Hamburg hat am Vortag die Rechtmäßigkeit der Brennelementesteuer bezweifelt und dem Eilantrag eines Kernkraftwerkbetreibers stattgegeben. Das Gericht äußerte "ernstliche Zweifel" an der Verfassungsmäßigkeit des Kernbrennstoffsteuergesetzes. "Das Gerichtsurteil sorgt für Entspannung, es könnte massive Kosteneinsparungen bedeuten", sagt ein Händler. Eon verteuerten sich um 4,0 Prozent; RWE legten um 3,7 Prozent zu.

Auch die Finanzwerte präsentierten sich mit Aufschlägen. Commerzbank gewannen 1,2 Prozent; Deutsche Bank gingen um 2,1 Prozent hoch.

Leicht positiv für Metro werten Händler das Bekenntnis der Eigentümerfamilie Haniel zum Vorstandsvorsitzenden Eckhard Cordes. "Das nimmt die Unruhe der Diskussion aus der Aktie und lässt wieder eine Konzentration auf die Unternehmensentwicklung zu", sagt ein Händler. Damit hätten sich rund 50 Prozent der Eigentümer zu Cordes bekannt. Zuletzt hatte sich bereits der zweitgrößte Metro-Ankeraktionär, die Familie Schmidt-Ruthenbeck, hinter Cordes gestellt. Metro stiegen um 3,6 Prozent.

Dagegen sackten Lufthansa um 4,4 Prozent ab. für das laufende Jahr. Das Ziel, den operativen Gewinn von 876 Millionen Euro aus dem Vorjahr zu übertreffen, sei aus heutiger Sicht nicht mehr zu erreichen, teilte Europas größte Fluggesellschaft in Frankfurt mit. Dennoch solle das operative Ergebnis 2011 im oberen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich liegen. Als Auslöser der gesenkten Prognose nannte der Vorstand ein überraschend schwach ausgefallenes August-Ergebnis im Passagiergeschäft und die Erwartungen an die weitere Buchungsentwicklung.

Im MDax verloren Gildemeister 5,4 Prozent. Konzernchef Rüdiger Kapitza hatte sich in der "Financial Times Deutschland" pessimistisch zu den Geschäftsperspektiven geäußert. In der gesamten Branche könnten die Aufträge im nächsten Jahr um 20 bis 30 Prozent zurückgehen, sagte der Manager.

Quelle: ntv.de, wne/DJ/rts/dpa

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