Wirtschaft

"Aus einer Position der Stärke" "taz" stellt werktägliche Printausgabe ein

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Die beiden Chefredakteurinnen der taz Barbara Junge (l) und Ulrike Winkelmann mit einer Druckfahne der letzten Ausgabe.

Die beiden Chefredakteurinnen der taz Barbara Junge (l) und Ulrike Winkelmann mit einer Druckfahne der letzten Ausgabe.

(Foto: picture alliance/dpa)

Über 46 Jahre erscheint die "taz" an Werktagen. Als Abschluss eines lange währenden Prozesses gibt es nun die letzte Printausgabe unter der Woche. Fortan will sich das linke Medienhaus auf andere Bereiche konzentrieren.

Die linke Tageszeitung "taz" hat ihre letzte werktägliche Printausgabe veröffentlicht. Nach mehr als vier Jahrzehnten täglichen Erscheinens stellt das Blatt seine werktägliche Papierausgabe ein. Ab Montag erscheint die Zeitung werktags ausschließlich digital als E-Paper und künftig nur noch samstags als Wochenzeitung. Die Wochenendausgabe hatte die "taz" bereits 2022 eingeführt. Der Prozess des Abschieds von der werktäglichen Printausgabe läuft auch bereits über mehrere Jahre.

Unter dem Motto "Solidarität und Aufbruch" enthält die Abschiedsausgabe Beiträge von Autorinnen und Autoren wie T.C. Boyle, Francesca Melandri, Fatma Aydemir, Sibylle Berg und Feridun Zaimoglu. Die Redaktion erzählt darin auch ihre eigene Geschichte des Umbruchs - als fiktiven Agententhriller. Die Gestaltung übernahm in Zusammenarbeit mit der Redaktion der Künstler Christian Jankowski.

Bei einer Feier zur letzten werktäglichen Printausgabe sagte Bundestagsvizepräsident Omid Nouripour als Gastredner: "Die 'taz' ist großartig, weil sie nervt - faktenbasiert alle." Im Plenarprotokoll des Bundestags-Plenums sei die "taz" 476 Mal erwähnt worden. "Das haben nicht viele geschafft. Manche Parteien haben es nicht geschafft." Nouripour sprach davon, dass es bedauerlich sei, dass es die Zeitung nicht mehr auf Papier geben werde. Gleichzeitig sei es "extrem verständlich in Zeiten des ökonomisch gigantischen Drucks auf die freie Presse".

Verlage und Redaktionen diskutieren seit Jahren, wie lange sich gedruckte Zeitungsausgaben lohnen werden und wie lange es Bedarf bei Leserinnen und Lesern geben wird. In den vergangenen Jahren haben Medienhäuser ihre digitalen Angebote ausgebaut.

"Wir machen es aus einer Position der Stärke raus, wir stellen um, weil wir umstellen können, und nicht, weil wir in einer Krise wären", sagte Chefredakteurin Barbara Junge. "Qualitätsmedien sind in dieser kritischen gesellschaftlichen Situation unverzichtbar, sie sind Teil und Stütze der demokratischen, antifaschistischen Kultur."

Die Entscheidung markiert das Ende eines Kapitels in der Geschichte der Zeitung, die seit ihrer Gründung 1978 eine feste Größe im linken Medienspektrum ist. Viele Leserinnen und Leser hätten die "taz" zuerst wegen ihrer Seite 1 gefeiert, erklärte Junge. "Jetzt kommt auf uns die Herausforderung zu, diese Schärfe, diesen Witz auf taz.de zu übertragen."

Quelle: ntv.de, lme/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen