Kittel, Masken, Handschuhe Benutzte Corona-Schutzkleidung macht Beton stabiler
30.08.2022, 15:34 Uhr
Der Beton des RMIT-Teams, der mit geschredderten Einmalkitteln hergestellt wurde.
(Foto: RMIT University)
Schon zu Beginn der Covid-19-Pandemie ist klar: Durch die notwendigen Schutzausrüstungen wird tonnenweise zusätzlicher Müll entstehen. Doch wie könnte man getragene Masken, Einmalkittel und Schutzhandschuhe noch nutzen? Ein Team aus Australien wird bei Baumaterial fündig.
Verschiedene Schutzkleidung als Zugabe in Beton kann die Eigenschaften des Baustoffes verbessern. Das hat ein Forscherteam in drei verschiedenen Machbarkeitsstudien herausgefunden. Für die Untersuchungen nutzten die Forschenden bewusst, bereits benutzten und weggeworfenen Corona-Schutz, der während der Pandemie haufenweise angefallen ist. "Wir brauchen dringend intelligente Lösungen für den ständig wachsenden Haufen von durch Covid-19 erzeugtem Abfall - diese Herausforderung wird auch nach dem Ende der Pandemie bestehen bleiben", sagte Shannon Kilmartin-Lynch vom Royal Melbourne Institute of Technology in Australien, kurz RMIT University laut einer Mitteilung.
Die Forschenden testeten demnach mit mehreren verschiedenen Parametern, wie sich die Zugabe von getragenen Gummihandschuhen, Gesichtsmasken und Einmalkitteln auf die Eigenschaften von Konstruktionsbeton auswirken. Um ihre Untersuchungen so realitätsnah wie möglich zu machen, verwendete das Team tatsächlich benutzte Schutzkittel. Aus Sicherheitsgründen wurden diese zuerst 96 Stunden in einem luftdichten Behälter aufbewahrt, danach gewaschen, getrocknet und erst dann in 5 Millimeter breite und 20 Millimeter lange Stücke geschnitten.
Schon geringer Anteil bringt gute Ergebnisse
In einem nächsten Schritt wurden die Streifen, die zu 55 Prozent aus Polypropylen (PP) und zu 45 Prozent aus Polyethylen (PE) bestehen, in mehreren Durchläufen mit Dosierungen von 0,01, 0,02 und 0,03 Volumenprozent dem Beton beigemischt und dessen Eigenschaften getestet. Dabei sahen das Team, dass sich die Eigenschaften in allen getesteten Eigenschaften verbesserten. Die besten Ergebnisse erreichte das Forscherteam bei einem Plastikanteil von 0,03 Prozent. Mit diesem Anteil an geschredderten Kitteln erhöhte sich die Beständigkeit gegen eine Biegebelastung im Vergleich zum Kontrollbeton um 21 Prozent, die Druckbeständigkeit um 15 Prozent und die Elastizität um 12 Prozent. Auch die Bildung von Mikrorissen im Beton könnte durch die Zugabe von geschredderter Schutzkleidung verhindert werden.
Ähnliche Ergebnisse erhielten die Forscherinnen und Forscher auch bei der Zugabe von geschredderten Einmalhandschuhen und Masken, was in früheren Studien getestet worden war. Die Forschungsergebnisse hätten einen Kreislaufwirtschaftsansatz für die Herausforderungen des Umgangs mit Abfällen im Gesundheitswesen gebracht, resümieren die Forschenden. Die aktuellen Untersuchungsergebnisse wurden im Fachmagazin "Case Studies in Construction Materials" veröffentlicht.
Quelle: ntv.de, jaz