Auch Menschen sind Beute Blutegel können tatsächlich springen
21.06.2024, 18:17 Uhr Artikel anhören
Bei ihren Sprüngen biegen sich die sehr dünnen Egel zurück und schnellen dann mit ausgestrecktem Körper nach vorn.
(Foto: Mai Fahmy/American Museum of Natural History/dpa)
Und sie können es doch: Lange Zeit war umstritten, ob Blutegel springen können oder nicht. Auf Madagaskar beobachten Forscher die Tiere gleich mehrfach beim "anmutigen Sprung mit harter Landung". Dass sie auf diese Art auch Menschen anfallen, kann durchaus vorkommen.
Bisher waren es lediglich Erzählungen, nun hat ein Forschungsduo nach eigenen Angaben erstmals wissenschaftlich dokumentiert, dass manche Blutegel tatsächlich springen können. Mai Fahmy und Michael Tessler vom American Museum of Natural History in New York filmten bei zwei Besuchen auf Madagaskar mehrfach, wie Landegel der Gattung Chtonobdella blitzschnell von Blättern hochschnellten und andernorts landeten. Die Tiere hätten sowohl die Muskulatur als auch das Koordinationsvermögen sowie die Neigung, Sprünge auszuführen, schreiben Fahmy und Tessler im Fachblatt "Biotropica".
"Dies ist unserer Meinung nach der erste überzeugende Beleg dafür, dass Blutegel springen können und dies auch mit beträchtlichem Energieaufwand tun", wird Erstautorin Fahmy in einer Mitteilung des Museums zitiert. "Es gab zwar schon Berichte über Blutegel, die Menschen ansprangen, aber diese Berichte wurden oft damit erklärt, dass sich die Blutegel einfach an Passanten festhielten, als diese an Sträuchern entlang streiften, oder dass die Blutegel von einem Ast herabfielen. Diese Studie setzt dieser Diskussion ein Ende."
Frühe Berichte gingen etwa auf den deutschen Forscher Ernst Haeckel zurück, der dies bereits im 19. Jahrhundert im heutigen Sri Lanka beobachtet hatte. Belegt habe er die Beobachtung damals aber nicht, schreiben Fahmy und Tessler.
Zurückbiegen und dann nach vorne schnellen
Die springende Chtonobdella-Art aus der Familie der Landegel (Haemadipsidae) hatten Fahmy und Tessler bei ihren Expeditionen 2017 und 2023 auf Madagaskar gefilmt. Bei ihren Sprüngen biegen sich die sehr dünnen Egel der Art Chtonobdella fallax, die sich sonst eher raupenartig fortbewegen, zurück und schnellen dann mit ausgestrecktem Körper nach vorn. Es sei ein anmutiger Sprung mit anscheinend harter Landung, schreibt das Duo. "Wir wissen nicht, wie oft das vorkommt und ob diese Egel ihre Fähigkeit nutzen, um an Wirte zu kommen", sagt Tessler. "Aber angesichts des Umstands, dass wir mehrere Sprünge in zwei kurzen Aufnahmen dokumentiert haben, ist das Verhalten bei dieser Art möglicherweise gängig."
Die Gruppe der Chtonobdella-Landegel gibt es auf Madagaskar, den Seychellen, in Südostasien, im Südpazifik und in Australien. Generell ernähren sich die mit Kiefern ausgestatteten Landegel von Blut. Sie haften sich mit Saugnäpfen an ihre Wirte an und befallen auch Menschen. Es gibt dem Forschungsduo zufolge noch weitere ähnliche wirbellose Tiere, die ebenfalls springen können: so etwa die Larven bestimmter Gallmücken, die Larven der Mittelmeerfruchtfliege (Ceratitis capitata) und manche Raupen wie etwa die der Nonne (Lymantria monacha).
Quelle: ntv.de, lno/dpa