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Affiges Droh- und Imponiergehabe Brusttrommel-Ton von Gorillas verrät Größe

Das Trommeln auf die Brust ist typisch für Gorilla-Männchen, auch mit einer Hand.

Das Trommeln auf die Brust ist typisch für Gorilla-Männchen, auch mit einer Hand.

(Foto: imago stock&people)

Bisher war unklar, welche Informationen Gorillas, die sich auf die Brust trommeln, weitergeben. Nun bringen Forschende dieses Verhalten mit Hinweisen auf die Körpergröße des Trommelnden in Zusammenhang. Das kann sowohl für männliche Rivalen als auch für Weibchen wichtig sein.

Das Brusttrommeln männlicher Gorillas gehört zu den eindrucksvollsten Verhaltensweisen im Tierreich. Gemeinhin als Droh- oder Imponiersignal verstanden, war bislang unklar, welche Informationen die Tiere damit genau vermitteln. Ein internationales Forscherteam unter Leitung des Leipziger Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie berichtet nun, dass das Trommeln vermutlich Auskunft über die Körpergröße der Primaten gibt. Diese Information könnte nicht nur für rivalisierende Männchen wichtig sein, sondern auch für die Weibchen bei der Partnerwahl.

Das Brusttrommeln zählt zu den bekanntesten Kommunikationsformen von Gorillas: In der Regel stehen die Tiere dabei aufrecht auf zwei Beinen und schlagen sich in schneller Folge mit hohlen Händen auf die Brust, manchmal einhergehend mit charakteristischen Rufen oder einem Grollen. In den dichten afrikanischen Wäldern kann das Trommeln über einen Radius von bis zu einem Kilometer ertönen. "Das Brustklopfen der Gorillas hat sowohl eine akustische als auch eine visuelle Komponente und ist somit ein multimodales Signal", schreiben die Forscher um Edward Wright im Fachblatt "Scientific Reports".

Für die Untersuchung beobachtete das Team 25 erwachsene männliche Berggorillas (Gorilla beringei beringei) aus zehn Gruppen im Volcanoes National Park in Ruanda. Mithilfe von Fotos bestimmten die Forscher die Körpergröße der Männchen, indem sie den Abstand zwischen den Schulterblättern der Tiere maßen. Zudem nahmen die Forscher die Dauer, Anzahl und Tonfrequenzen der Trommelgeräusche auf, die die Silberrücken - also die ausgewachsenen Männchen - produzierten.

Verschiedene Frequenzen messbar

Keine einfache Aufgabe, wie Ko-Autor Eric Ndayishimiye anmerkt: "Die Studie war eine Herausforderung, da die Dauer des Brusttrommelns relativ kurz ist und wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein mussten, um die Tonaufnahmen zu erhalten, und uns außerdem von diesen großen, kräftigen Tieren fernhalten mussten."

Bei der Auswertung entdeckten die Biologen, dass die Trommelschläge von größeren Männchen tiefere Frequenzmaxima aufwiesen als die von kleineren Männchen. Das liege vielleicht daran, dass größere Männchen größere Luftsäcke in der Nähe ihres Kehlkopfes haben könnten, was die Tonfrequenzen senke. Auf diese Weise gäben die Brustschläge zuverlässig Auskunft über die Körpergröße des jeweiligen Trommlers.

"Beim Gorilla-Brusttrommeln handelt es sich um ein wirklich ikonisches Geräusch aus dem Tierreich. Daher ist es großartig, dass wir nun belegen können, dass Gorillas auf diese spektakuläre Art und Weise Informationen über ihre eigene Körpergröße übermitteln", kommentiert Erstautor Wright.

Individuelles Trommeln denkbar

Einen Zusammenhang zwischen Körpergröße und Dauer, Anzahl oder Schlagfrequenz des Trommelns stellten die Wissenschaftler nicht fest. Diesbezügliche Unterschiede zwischen einzelnen Tieren hätten aber vielleicht eine andere Bedeutung: "Das könnte darauf hindeuten, dass das Brusttrommeln jeweils individuelle Signaturen haben kann", so Wright.

Bei vielen Tieren gilt die Körpergröße als Schlüsselattribut, da sie oft die Fähigkeit zu Kampf oder Konkurrenz widerspiegelt. Schon zuvor hatte dasselbe Team gezeigt, dass größere Gorilla-Männchen sozial dominanter und in Bezug auf die Fortpflanzung erfolgreicher waren als kleinere Männchen.

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In der aktuellen Studie vermuten die Forscher, dass rivalisierende Männchen wahrscheinlich auf die beim Trommeln übertragenen Informationen zur Körpergröße achten, um die Konkurrenzfähigkeit des Trommlers besser einschätzen zu können. Das könnte zur Entscheidung beitragen, ob eine kämpferische Auseinandersetzung erfolgversprechend ist oder nicht.

Für Weibchen könnten die über das Trommeln vermittelten Informationen auf andere Weise nützlich sein. "Wir gehen davon aus, dass Brustschläge auch eine entscheidende Rolle bei der Partnerwahl spielen, indem sie den Weibchen Informationen über die Größe der Männchen in ihrer eigenen und in benachbarten Gruppen liefern", schreiben die Autoren. "Das kann ihre Entscheidung zum Wechsel in eine andere Gruppe beeinflussen."

Quelle: ntv.de, Alice Lanzke, dpa

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