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Kein vollständiges Verglühen Chinesisches Raumlabor stürzt ab

War 2011 ins All geschossen worden: die "Tiangong 1".

War 2011 ins All geschossen worden: die "Tiangong 1".

(Foto: picture alliance / CMSE/Europa P)

Seit mehr als einem Jahr kreist das chinesische Raumlabor "Tiangong 1" unkontrolliert um die Erde und verliert an Höhe. Sein Wiedereintritt in die Atmosphäre wird ab Mitte März erwartet. Etwa 1,5 bis 3,5 Tonnen werden dabei nicht verglühen. Sie erreichen die Erde.

Teile des 2016 außer Kontrolle geratenen chinesischen Raumlabors "Tiangong 1" werden nach Einschätzung von Raumfahrtexperten voraussichtlich in einigen Wochen auf der Erde einschlagen. "Wir rechnen irgendwann zwischen Mitte März und Mitte April mit dem Eintritt in die Erdatmosphäre", sagte Holger Krag von der Europäischen Raumfahrtagentur ESA in Darmstadt. "Die Wahrscheinlichkeit, dass auf der Erde etwas passiert, ist aber sehr, sehr gering." Dass Teile des rund 8,5 Tonnen schweren "Himmelspalasts" in Deutschland oder Österreich runterkommen, sei sogar ausgeschlossen.

Das Gebiet, über dem die Trümmer eintreten können, ist riesig. Krag spricht von "einem Gürtel von 43 Grad südlich bis 43 Grad nördlich des Äquators mit allen Längen". Florenz beispielsweise liegt bei etwa 43 Grad nördlicher Breite, Tasmanien zwischen 40 und 44 Grad südlicher Breite. Damit können die Raumlabor-Trümmer bis auf die Antarktis alle Kontinente und alle Ozeane treffen.

"Nichts, was einmal in zigtausend Jahren geschieht"

"Die Wahrscheinlichkeit ist innerhalb dieses Gebietes nahezu gleich verteilt", so Krag. Lediglich der nördliche und der südliche Rand des Gebietes seien etwas mehr gefährdet. Dazu gehörten beispielsweise Italien und Spanien. Weil die mögliche Absturzregion auch so viel Wasser und Wüsten umfasse, sei es fraglich, ob sich nach dem Absturz überhaupt ein Teil des "Himmelspalasts" finden lasse. "Es fällt auch nicht alles auf einen Fleck, sondern verteilt sich über eine Schleppe von 1000 bis 1200 Kilometer", so Krag.

Wie ESA-Chef Jan Wörner einmal in einem Interview mit n-tv.de sagte, "treten andauernd Meteoriten und künstliche Objekte in die Erdatmosphäre ein", ohne dass etwas passiert. "Dass Satellitentrümmer auf die Erde fallen, ist nichts, was einmal in zigtausend Jahren geschieht", sagte Wörner damals. Und nur einmal, in den 60er-Jahren, soll dabei "eine Kuh von einem Satellitenstück getroffen worden sein".

Zeitpunkt noch lange unklar

"70 bis 80 Tonnen Raumfahrtschrott kommen durchschnittlich in einem ganzen Jahr unkontrolliert runter", sagt Krag. Darunter sei alle drei bis vier Jahre auch etwas Größeres wie die "Tiangong 1". Wann genau deren Trümmer auf die Erde fallen, lässt sich noch nicht exakt sagen. Das Raumlabor kreise innerhalb eines Tages 16 Mal um die Erde - mit einer Geschwindigkeit von 28.000 Kilometern pro Stunde. Zehn Tage vor dem Eintritt in die Atmosphäre gebe es immer noch eine Ungenauigkeit von plus/minus zwei Tagen. Etwa 1,5 bis 3,5 Tonnen des 8,5 Tonnen schweren "Himmelspalasts" würden voraussichtlich den Wiedereintritt überstehen, "nicht in einem Stück, sondern in mehreren Fragmenten", sagt Krag.

China hatte "Tiangong 1" im September 2011 ins All geschossen, wo das Raumlabor über die Jahre sechs Kopplungsmanöver mit chinesischen Raumschiffen der "Shenzhou"-Reihe absolvierte. Seit 2016 umkreist auch der Nachfolger der "Tiangong 1" die Erde. In dem neuen chinesischen Raumlabor können zwei Astronauten länger als im Vorgängermodell leben. Auch hat "Tiangong 2" eine höhere Ladekapazität und lässt sich erstmals auftanken.

Die Labore dienen der Vorbereitung für den Bau und Betrieb einer eigenen chinesischen Raumstation, die um 2022 fertig werden soll. Sollte die Internationale Raumstation (ISS) wie vorgesehen 2024 ihren Dienst einstellen, wäre China die einzige Nation mit einem permanenten Außenposten im All. Chinas Raumstation dürfte mit rund 60 Tonnen aber deutlich kleiner sein als die ISS mit ihren 240 Tonnen.

Quelle: ntv.de, asc/dpa

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