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Lungen- und Herzerkrankung? Coronavirus könnte auch das Herz schädigen

Covid-19-Patienten mit Herzerkrankungen sterben häufiger an der Erkrankung.

Covid-19-Patienten mit Herzerkrankungen sterben häufiger an der Erkrankung.

(Foto: © Guru3D)

Bisher wird Covid-19 als Atemwegserkrankung bezeichnet. Doch das könnte sich in Zukunft ändern. Die Hinweise, dass auch das Herz betroffen sein könnte, verdichten sich. Aber noch gibt es keine eindeutigen Beweise.

Sars-CoV-2 hat die Welt fest im Griff. Gleichzeitig weiß man bisher noch nicht viel über den Erreger und seine Eigenheiten. Das Virus dringt zumeist über die Atemwege in den Körper ein. Dort kann es sich tief in der Lunge festsetzen und vermehren. In diesen Fällen entsteht eine Lungenentzündung, die in den schlimmsten Fällen sogar zum Tod führt. Doch neben diesem Szenario gibt es eine Vielzahl von Krankheitsgeschichten, die anders verlaufen. Oftmals ist dann auch das Herz involviert.

"Wir können bisher nicht wissen, ob das Virus das Herz direkt angreift", sagt Professor Stefanie Dimmeler von der Goethe-Universität in Frankfurt/Main. Es sei so, dass Viren, wenn sie im Blutstrom angekommen sind, sich vermehren und überall im Körper Organe befallen können, ergänzt die Direktorin des Institutes für kardiovaskuläre Regeration in einem Webinar zum Thema. Ob das auch für das neue Coronavirus gilt, müsse man aber erst noch herausfinden.

Erhöhte Troponin L-Werte im Blut

Doch die Hinweise, dass im Zusammenhang mit Covid-19-Erkrankungen auch akute Schädigungen des Herzmuskels auftreten, häufen sich. Bereits in mehreren Untersuchungen wurde von Patienten mit schweren Covid-19-Verlauf berichtet, bei denen Werte eines bestimmten Biomarkers im Blut erhöht waren. Das sogenannte Troponin L ist ein Bestandteil der Herzmuskelzelle. Dieser wird ins Blut freigesetzt, wenn Herzmuskelzellen zerstört werden.

Einer Untersuchung aus China zufolge, war bei 82 von insgesamt 416 Covid-19-Patienten der Troponin L-Wert bei Aufnahme in eine Klinik deutlich erhöht. Zudem litten diese Patienten häufiger an Bluthochdruck, koronaren und chronischen Herzkrankheiten, Krebs und der chronischen Lungenkrankheit COPD, schreibt das Forscherteam um Shaobo Shi von der Renmin-Klinik an der Universität Wuhan in dem Papier, das bei "Jama Cardiology" veröffentlicht wurde. Die Sterberate dieser Patienten war deutlich erhöht. 42 der insgesamt 82 starben dem Bericht zufolge in einer Klinik.

Ob und wie der Untergang von Herzmuskelzellen und eine Covid-19-Erkrankung zusammenhängen, können die Forscher bisher nicht sagen. Theoretisch könnte Sars-CoV-2 so wie andere Viren auch, zu diesen Schäden führen. Dagegen spricht allerdings der Hinweis der Forscher, dass sie bisher keine neuen Coronaviren im Herzmuskel von Covid-19-Verstorbenen nachweisen konnten. Denkbar und wahrscheinlicher wäre hingegen, dass die von der Infektion ausgelösten Entzündungsprozesse und andere Immunreaktionen für die Schädigung der Herzmuskelzellen verantwortlich sind. Insgesamt gebe es vier bis fünf verschiedene Mechanismen, mit denen sich die Viren Zugang zu den Herzmuskelzellen verschaffen könnten, schreiben Forscher aus den USA, die sich mit dem gleichen Thema beschäftigen.

Es sein von zentraler Bedeutung herauszufinden, ob man künftig das Virus auch im Herzen von Patienten bekämpfen müsse, betont im Bericht, der bei "Scientific American" erschienen ist, der Herzspezialist des Montefiore Medical Center in New York City, Ulrich Jorde. "Das kann am Ende viele Leben retten."

Quelle: ntv.de, jaz

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