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Ähnlichkeit mit Hepatitis Covid-19 kann Leber massiv schädigen

Die Leber ist wichtig für die Bereitstellung von Nährstoffen und die Entgiftung des Körpers.

Die Leber ist wichtig für die Bereitstellung von Nährstoffen und die Entgiftung des Körpers.

(Foto: imago images/CSP_Decade3D)

Bei vielen Covid-19-Patientinnen und -Patienten fallen schlechte Leberwerte auf. Ein internationales Forscherteam kann nun an Verstorbenen zeigen, dass die Corona-Infektion die Leber massiv angreifen kann. Die Experten befürchten auch bei leichter Erkrankten erhebliche Spätschäden.

Immer besser verstehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie es zu den schweren Schäden durch Sars-CoV-2 beim Menschen kommt. Inzwischen ist nachgewiesen, dass die Viren in innere Organe wie das Herz oder die Niere vordringen können. Zu den häufigen Merkmalen einer Covid-19-Erkrankung gehören aber auch Schädigungen der Leber. Bei schweren Verläufen der Krankheit kommt es häufig zu einem Anstieg der Leberwerte. Unklar war bisher, ob dies eine allgemeine Reaktion auf die Erkrankung ist oder ob die Viren die Leber direkt schädigen können.

Hamburger Forschenden ist es nun gelungen, Sars-CoV-2 direkt in der Leber von Patienten nachzuweisen, die an Covid-19 gestorben sind. Bisher war das Virus nur vereinzelt in Leberzellen gefunden worden. Ein Team um Tobias Huber vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf hat die Fähigkeit des Virus, Leberzellen zu infizieren und sich dort zu vermehren, jetzt systematisch erforscht. Demnach kann eine Infektion mit Sars-CoV-2 zu einer Funktionsstörung des zentralen Stoffwechselorgans führen. Die Studie, an der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus sieben Kliniken und Instituten des UKE sowie viele Partnereinrichtungen aus Freiburg, Heidelberg und den USA beteiligt waren, wurde im Magazin "Nature Metabolism" veröffentlicht.

Die Forschenden stellten drei Patientengruppen einander gegenüber. 99 Patienten mussten aufgrund von Covid-19 stationär aufgenommen werden, 72 wurden aufgrund von mittelschwerem/schwerem Covid-19 aufgenommen und 27 erkrankten während ihres Krankenhausaufenthalts. Obwohl nur sehr wenige der Erkrankten eine Lebervorerkrankung hatten, zeigten mehr als die Hälfte von ihnen erhöhte Werte bei den Leberenzymen AST und ALT. In der Gruppe der Patienten, die sich erst im Krankenhaus mit Sars-CoV-2 angesteckt hatten, stiegen die Leberenzyme erst nach der Infektion an.

Große Ähnlichkeit mit Hepatitis

Bei 31 von 49 Patienten, die an Covid-19 gestorben waren, wurde die Virus-RNA in Hepatozyten, Kupffer-Zellen und Immunzellen der Leber nachgewiesen. Kupffer-Zellen sind Teil der zellulären Immunabwehr. Bei zwei von drei Patienten konnten die Forscher sogar infektiöse Viren isolieren.

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Die Viren könnten über die ACE2-Rezeptoren in die Zellen gelangt sein, die auch auf den Leberzellen vorhanden sind, vermuten die Forschenden. Huber hält es aber auch für möglich, dass der Rezeptor SRB1, über den Cholesterin von den Zellen aufgenommen wird, den Eintritt in die Zellen erleichtert. Dies wurde bereits für Hepatitis-C-Viren nachgewiesen. Ein weiteres Zeichen für eine aktive Infektion war, dass die Leberzellen eine für Virusinfektionen typische Interferon-Antwort zeigten. Auch hier gibt es eine Ähnlichkeit zu Hepatitis-Infektionen.

Das Hamburger Forschungsteam hält es für möglich, dass es bei einigen Covid-19-Patienten zu Spätschäden an der Leber kommen könnte. "Diese Ergebnisse unterstreichen erneut, wie vielfältig die potenziellen Schädigungsmechanismen bei Covid-19 sind", wird Studienleiter Huber in einer Pressemitteilung des UKE zitiert. Es sei zu befürchten, "dass wir in den kommenden Jahren und Jahrzehnten vermehrt Covid-19-Folgeerkrankungen in Organen wie Leber und Nieren sehen werden". Sars-CoV-2 sei offenbar in molekularen Signaturen mit Viren ähnlich, die bereits mit erheblichen Leberschäden in Verbindung gebracht werden, heißt es in der Studie.

(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 30. März 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, sba

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