"An" statt "mit" Corona Covid-Patienten sterben an "innerem Ersticken"
17.02.2021, 10:52 Uhr
Das RKI meldete zuletzt mehr als 66.000 Tote - jedoch unterscheidet es nicht, ob sie an oder mit Corona gestorben sind.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die meisten Menschen sterben an, nicht mit Corona - das bestätigt erneut ein Pathologe aus Augsburg. Er sagt: Menschen, die an der Gefährlichkeit des Virus zweifeln, würden bei einer Obduktion schnell verstummen. Kollegen aus ganz Deutschland kommen zum gleichen Ergebnis.
In den allermeisten Fällen, in denen mit Corona infizierte Menschen sterben, ist das Virus dem Chef-Pathologen der Uniklinik Augsburg zufolge auch Grund für ihren Tod. "Die meisten könnten noch leben, wenn sie sich nicht mit dem Coronavirus infiziert hätten", sagte der Direktor des Instituts für Pathologie und Molekulare Diagnostik, Bruno Märkl der "Augsburger Allgemeinen".
Das Klinikum hat bereits mehr als 100 verstorbene Covid-19-Patienten obduziert, wie dort bestätigt wurde. Die Annahme, tödliche Verläufe träfen nur ältere Menschen mit schweren Vorerkrankungen, die ohnehin bald gestorben wären, "das sehen wir überhaupt nicht", sagte Märkl der Zeitung. "Ich wünschte, ich könnte diejenigen, die an der Gefährlichkeit lauthals zweifeln, einladen, mir bei einer solchen Obduktion über die Schultern zu schauen - sie würden schnell verstummen." Letzten Endes sei es ein "inneres Ersticken", an dem die Patienten sterben.
Märkls Kollegen im Norden Deutschlands kommen zum gleichen Ergebnis. Der Großteil der von Kieler Pathologen obduzierten Menschen, die sich vor ihrem Tod mit Corona infiziert hatten, starb tatsächlich an Covid-19. "Bei 85 Prozent der Fälle konnten wir wirklich bestätigen, dass sie an Covid-19 verstorben sind", sagte der Direktor des Instituts für Pathologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Christoph Röcken, Anfang Februar.
Bis dahin wurden in Kiel mehr als 50 Menschen im Alter von 53 bis über 90 Jahre obduziert, die sich vor ihrem Tod mit Sars-CoV-2 angesteckt hatten. Nur ein kleiner Teil sei mit statt an Covid-19 gestorben, sagte Röcken. Er höre von anderen Pathologen bundesweit, dass diese zu ähnlichen Ergebnissen kämen. Deutschlandweite Daten aus dem Obduktionsregister liegen jedoch noch nicht vor.
Studie bestätigt Todesursache
Bereits im August hatte eine Studie bestätigt, dass bei der großen Mehrheit der untersuchten Todesfälle die Lungenkrankheit der fatale Faktor war. Für die Umfrage des Bundesverbands Deutscher Pathologen, der Deutschen Gesellschaft für Pathologie und der Deutschen Gesellschaft für Neuropathologie und Neuroanatomie wurden 68 Institute befragt, die verstorbene Covid-19-Patienten obduzieren. Zugrunde lagen 154 Obduktionen.
Die Umfrage ergab, dass die Patienten ernsthafte Vorerkrankungen des Herzkreislaufs, der Lunge oder des Stoffwechsels sowie Diabetes hatten. Dennoch kann mit 86 Prozent in der großen Mehrheit der Fälle Covid-19 als alleinige oder wesentliche Todesursache ausgemacht werden. Bei den übrigen Fällen waren keine Organschäden festzustellen.
Das Robert-Koch-Institut verzeichnete bis zum Mittwochmorgen 66.164 Corona-Todesfälle. In die Statistik gehen dabei sowohl Menschen ein, die unmittelbar an der Erkrankung verstorben sind, also auch solche mit Vorerkrankungen, bei denen sich nicht abschließend nachweisen lässt, was die Todesursache war.
Quelle: ntv.de, chf/dpa