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Vorhersagen machbar Faktoren für Straffälligkeit identifiziert

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2020 wurden 162.964 Jugendliche von der Polizei in Deutschland als Tatverdächtige ermittelt.

(Foto: imago images/YAY Images)

Angesichts von Straftaten wie den tödlichen Schüssen auf zwei Polizeibeamte in der Pfalz stellt sich immer wieder die Frage, wie es dazu kommen kann. Wissenschaftler testen junge Männer und machen wichtige Faktoren aus, die Vorhersagen möglich machen.

Was lässt junge Männer straffällig werden? Diese Frage haben sich Forscher aus Dänemark und der Schweiz gestellt. Die Wissenschaftler identifizierten bei ihren Untersuchungen bestimmte Präferenzen bei jungen Männern, die eine Voraussage, wer straffällig wird und wer nicht, mit hoher Wahrscheinlichkeit möglich macht. Zudem soll anhand von bestimmten Eigenschaften auch die Art des Verbrechens auszumachen sein. Sie können zudem bestätigen, dass der Bildungsgrad ein Hauptfaktor bei Straffälligkeit ist.

Die Forscher, die für die Studie ihre Erkenntnisse zusammentrugen, wollten zunächst die weitverbreitete These: Weniger gebildete, risikofreudige, ungeduldige und egoistische Personen werden eher kriminell als gebildete, risikoscheue, geduldige und selbstlose Personen, überprüfen. Dabei stellte sich als besondere Herausforderung die Erhebung der Faktoren Risikofreude, Geduld und Altruismus dar.

Für die Untersuchung wurden die Daten von fast 5400 jungen Dänen im Alter zwischen 15 und 20 Jahren gewonnen. Die zufällig ausgesuchten jungen Männer nahmen an einem Verhaltensexperiment teil, bei dem sie eine Reihe von Entscheidungen treffen mussten. Durch diese wurden Risiko-, Zeit- und soziale Präferenzen für jeden Probanden erhoben.

Risikopräferenzen geben an, ob man einen sicheren aber kleinen Gewinn einem unsicheren aber größeren Gewinn vorzieht, erklären die Forscher in einer Mitteilung der Universität Zürich. Zeitpräferenzen seien das Maß für Geduld: Sie beschreiben die Bereitschaft, heute auf eine kleinere Auszahlung zu verzichten, um dafür zu einem späteren Zeitpunkt eine größere Auszahlung zu erhalten. Soziale Präferenzen drücken aus, wie neidisch oder altruistisch eine Person ist. Zusätzlich seien die Studienteilnehmer gebeten worden, sich bezüglich ihrer Selbstkontrolle selbst einzuschätzen.

Geringe Bildung, hohe Risikobereitschaft und Ungeduld

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Die Forscher stellten fest, dass neben einem geringen Bildungsgrad als Hauptfaktor für eine Straffälligkeit junger Männer auch Risikofreude und Ungeduld zwei einflussreiche Faktoren sind. Das bleibt auch so, wenn weitere Faktoren wie Einkommen, Wohnort, Geburtsreihenfolge, Familienstatus oder Migrationshintergrund mit einbezogen werden. Die Daten zeigen, dass die Kriminalitätsrate bei risikofreudigen jungen Männern um acht bis zehn Prozent höher ist als bei risikoscheuen.

Die Wissenschaftler betonten außerdem, dass sich anhand der Präferenzen junger Männer auch die Art der Delikte vorhersagen ließen. Risikobereite und ungeduldige junge Männer würden demnach eher zu Diebstahl neigen, während junge Männer mit einer geringen Selbstkontrolle eher wegen Gewalt-, Drogen- und Sexualdelikten straffällig würden. Die Erkenntnisse der Forscher, die im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America" veröffentlicht wurden, könnten in Zukunft bei Projekten zur Kriminalitätsprävention berücksichtigt werden.

Quelle: ntv.de, jaz

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