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Unbedenklich für den Menschen Fern-UVC-Licht tötet Keime in der Luft

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Mit UV-Licht in einer anderen Wellenlänge können Keime sogar sichtbar gemacht werden.

(Foto: JOKER/Jörg Loeffke/imago)

Ob in Bus, Bahn oder Büro: In der Grippezeit möchte man in öffentlichen Räumen kaum noch atmen. Wie ein bestimmter Teil der Sonnenstrahlen erfolgreich gegen verschiedene Krankmacher in der Luft eingesetzt werden kann, finden Forscher nun heraus.

Grippe-Viren kosten jährlich Hunderttausende Menschen das Leben. Gegen die Verbreitung der Viren über Tröpfchen in der Luft, die dann über Schleimhäute von Atemwegen, Mund oder Augen in den menschlichen Körper gelangen, kann man in öffentlichen Räumen relativ wenig machen. Büros, Busse oder Warteräume werden so schnell zu echten Gefahrenzonen für die Gesundheit. Forscher der Columbia University in New York haben herausgefunden, wie es einen Ausweg aus dieser Misere geben könnte.

Sie testeten im Labor, wie sich UVC-Licht, das ein Teil des natürlichen Sonnenlichts und für Menschen nicht sichtbar ist, auf Grippeviren in der Luft auswirkt. Die Forscher bestrahlten die Luft einer Testkammer mit UV-Licht einer niedrigschwelligen Wellenlänge von 222 Nanometer, dem sogenannten Fern-UVC-Licht. Die Luft hatten sie vorher mit H1N1-Grippeviren-angereichert. Das Forscherteam um David Brenner sah, dass nach der Bestrahlung mehr als 95 Prozent der Viren zerstört und damit als Krankheitserreger unwirksam waren.

Für Menschen unbedenklich

Auch wenn die Desinfektion mittels UV-Licht bereits seit Jahren beispielsweise an OP-Besteck, auf Arbeitsflächen und Geräten in Laboren oder in der Lebensmittelproduktion angewendet wird, gibt es zu den neuen Untersuchungsergebnissen einen wesentlichen Unterschied. Die bisher zur Desinfektion verwendeten UV-Strahlen stellen eine Gefahr für die Gesundheit des Menschen dar. Sie könnten bei langer Anwendung zur Bildung von Hautkrebs führen und die Augenlinse schädigen. Das Fern-UVC, das die Forscher benutzten, sei dagegen für Menschen unbedenklich, schreiben die Forscher. Es könne weder durch die äußere Hautschicht noch durch die äußere Schicht des Auges dringen. Bei Viren und Bakterien dagegen zerstört es die DNA, weil diese viel kleiner als menschliche Zellen seien. Das bedeutet, dass mit Fern-UVC-Licht nicht nur Grippeviren, sondern auch Tuberkulose-Erreger und den multiresistenten Krankenhauskeim Staphylococcus aureus getötet werden können.

Die Forscher, die ihre Ergebnisse im Fachblatt "Nature" veröffentlichten, sind überzeugt, dass sich in Zukunft mit UVC-Lampen kostengünstig die Zahl von Krankheitserregern, die in der Luft schweben, in öffentlichen Räumen drastisch senken läst.  ''Ob diese Technologie wirklich überzeugen kann und sich in der Grippeprävention durchsetzt, bleibt allerdings abzuwarten", schätzt Stefanie Castell, die als Stellvertretende Leiterin der Abteilung für Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig arbeitet, die Ergebnisse in einem n-tv.de-Gespräch ein. "Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind Präventions­maßnahmen wie regelmäßiges Hände­waschen, Husten oder Niesen in die Armbeuge statt in die Hand oder die Grippeimpfung - so man zu der Personengruppe gehört, für welche dies von der Ständigen Impfkommission empfohlen wird - geeignet, um die Wahrscheinlichkeit, dass man Viren weitergibt beziehungsweise selbst zu erkranken, zu reduzieren."

Quelle: ntv.de, jaz

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