Aufregung um Stern Ross 128 Forscher erklären seltsame Signale
31.07.2017, 18:09 Uhr
Rot umrahmt: die seltsamen Signale, die Astronomen im Mai 2017 von Ross 128 empfingen.
(Foto: PHL @ UPR Arecibo)
Als Astronomen merkwürdige Radiopulse vom Roten Zwerg Ross 128 empfangen, stehen sie vor einem Rätsel. Woher kommen die Signale? Dass Aliens dahinterstecken könnten, halten sie für unwahrscheinlich. Nun legen sie sich auf eine Erklärung fest.
Im Mai hatte er die Astronomen vom Arecibo-Radioteleskop auf Puerto Rico überrascht: Der Stern Ross 128 schien Signale zu senden, für die keine der naheliegenden Erklärungen vollständig passte. Waren es Strahlungsausbrüche? Oder kamen die Signale von einem anderen Objekt auf dem Weg zu Ross 128? Könnten nicht auch Satelliten in einer hohen Erd-Umlaufbahn die Quelle sein? So wie die Signale beschaffen waren, blieb jede dieser drei Erklärungen unbefriedigend. Eines jedoch hielt Astrobiologe Abel Méndez vom Arecibo-Observatorium von vornherein für unwahrscheinlich: dass Außerirdische hinter den Signalen stecken könnten.
"Statistisch gesehen, ist das immer die letzte Überlegung", sagt Méndez. "Nicht, weil solche Zivilisationen unmöglich wären", konkretisiert er, "sondern weil es schon oft andere Erklärungen gab und bislang keine extraterrestrischen Zivilisationen entdeckt wurden." Doch natürlich müssten Wissenschaftler für alle Möglichkeiten offen sein und sie untersuchen. Ausschließen wollte er Aliens als Absender der Signale daher vorerst nicht.
Tücken der Technik falsch eingeschätzt
Während das Forscherteam den ungewöhnlichen Radiopulsen von Ross 128 im Juli noch einmal nachging, konnte die Öffentlichkeit in einer informellen Umfrage über die wahrscheinlichste Ursache für die Signale abstimmen. Zehn mögliche Erklärungen hatten die Astronomen zur Auswahl gestellt: Strahlungsausbrüche, ein anderes astronomisches Objekt, irdische Satelliten, lokale Interferenzen, fehlerhafte Messinstrumente, Fehler in der Datenerfassung, Fehler in der Datenverarbeitung, Muster im Rauschen, Aliens sowie eine andere, hier nicht genannte Quelle.
Fast 800 Menschen nahmen an der Umfrage teil, darunter mehr als 60 Astronomen. Méndez fasst das Ergebnis zusammen: "Konsens war, dass die wahrscheinlichste Erklärung ein astronomisches Phänomen ist. Ursachen im Zusammenhang mit Interferenzen oder Instrumentenfehlern wurden als unwahrscheinlich angesehen." Letzteres findet Méndez besonders interessant, denn ohne solide Informationen über das Signal würden die meisten Astronomen genau diese Erklärungen für am wahrscheinlichsten halten.
Viele warten auf Alien-Kontakt
Ebenfalls bemerkenswert: Ungefähr 200 Umfrage-Teilnehmer – und damit eine, wie Méndez sagt, "nicht vernachlässigbare Anzahl" – gibt Aliens als wahrscheinlichste Quelle für das Signal an. Aber etwa genauso viele erwogen diese Möglichkeit "nur in ihren verrücktesten Träumen". Dennoch, so Méndez, "spiegeln diese Ergebnisse die hohe Erwartungshaltung der Öffentlichkeit wider, was einen Kontakt zu außerirdischer Intelligenz angeht."
Und woher stammen die Signale von Ross 128 nun wirklich? Nach weiteren Beobachtungen vom Arecibo-Observatorium sowie dem Green Bank Teleskop in West Virginia und dem kalifornischen Allen Telescope Array sagt Méndez: "Die beste Erklärung ist, dass die Signale Übertragungen von einem oder mehreren geostationären Satelliten sind." Die Signale seien innerhalb der Satelliten-Frequenzen gewesen, und Ross 128 liege in der Nähe des Himmelsäquators - wo sich viele geostationäre Satelliten befinden. Allerdings, räumt Méndez ein, wäre damit noch nicht unbedingt die Hinweise auf eine starke Streuung der Signale geklärt. Es könnte jedoch sein, dass mehrfache Reflexionen diese Verzerrungen hervorgerufen haben. Das müsse noch weiter untersucht werden.
Abgeschlossen ist der Fall Ross 128 mit den Radiopulsen also noch nicht. Die Forscher sprechen weiterhin vom "weird signal" - dem seltsamen Signal.
Quelle: ntv.de, asc