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Rauchen ohne Abhängigkeit? Forscher kreieren nikotinfreien Tabak

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Selbst gedrehte Zigarette: Nikotinsucht ist weit verbreitet.

(Foto: picture alliance/dpa)

Nikotin ist ein gesundheitsschädlicher Stoff, der natürlicherweise in Tabakblättern vorkommt. Beim Rauchen wird es zur abhängig machenden Droge. Forschern gelingt erstmals dessen Verbannung aus den Blättern. Die Tabakindustrie ist interessiert.

Rauchen ist eine höchst ungesunde Sucht, von der sich viele Menschen lösen wollen. Nikotin-Pflaster oder -Kaugummis helfen nicht jedem beim Aufhören, denn Nikotin im Tabak hat ein hohes Abhängigkeits- und Rückfallpotenzial. Forscher der TU Dortmund haben sich deshalb zur Aufgabe gemacht, nikotinfreie Tabakpflanzen zu entwickeln.

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Sieben Millionen Menschen sterben weltweit jährlich an den Folgen des Rauchens.

(Foto: picture alliance/dpa)

Dem Team um Julia Schachtsiek und Felix Stehle ist es nach dreijähriger Arbeit gelungen, den Nikotingehalt in Tabakblättern bis unter die Nachweisgrenze zu drücken. Für ihre Arbeit wählten die Forscher zunächst Blätter der Sorte Virginia Smoking Tobacco aus und legten Teile davon in Petrischalen. Dort befand sich bereits eine Bakterienlösung mit der Genschere Crispr. Diese durchtrennte gezielt die sechs Gene, die in der Tabakpflanze für die Nikotinproduktion zuständig sind.

Daraufhin versuchte die Pflanze, die Gene wieder zusammenzusetzen, machte dabei jedoch einen Fehler, so dass die Gene ausgeschaltet wurden. Die Pflanze konnte nun kein Nikotin mehr erzeugen. Die Forscher entfernten die Genschere wieder und erhielten so eine neue Tabakpflanze, die pro Gramm nur noch 0,04 Milligramm Nikotin enthält, was eine Verringerung um das 400 Fache bedeutet. "Statt 16 Milligramm hat jedes Gramm Tabak jetzt nur noch 0,04 Milligramm", erklärt Stehle. "Weltweit ist es noch niemandem gelungen, den Nikotinwert so weit herabzusenken."

Neuer, nikotinfreier Markt

Auch wenn die Pflanzen für die Forscher gentechnikfrei sind, dürfen sie nach einer Rechtsprechung vom Juli 2018 in Europa nicht angebaut werden. Die Setzlinge für die Versuchsreihen wurden im Keller des Gebäudes Campus Nord kontrolliert unter künstlichem Licht angebaut. 

Die Tabakindustrie hat bereits Interesse an den Erkenntnissen der Forscher bekundet. Stehle soll am 22. September die Ergebnisse auf der Messe InterTabac in Dortmund vorstellen. Mit nikotinfreien Tabakblättern könnte sich die Tabakindustrie einen neuen zusätzlichen Markt erschließen, "… nämlich den Markt der Raucher, die aufhören wollen, und der Menschen, die ihre Raucherrituale beibehalten, aber gleichzeitig schädliches Nikotin vermeiden wollen", erklärt Stehle.

Allerdings sollten sich Raucher nicht zu früh freuen, denn Nikotin ist vor allem der Suchtstoff in Zigaretten. Daneben finden sich im Rauch des Glimmstengels 4800 chemische Substanzen, von denen 70 Krebs erregend sind oder im Verdacht stehen, dies zu sein. Und die würden sich eben auch in einer nikotinfreien Zigarette finden.  

Die Ergebnisse der Forscher wurden im "Plant Biotechnology Journal" veröffentlicht.

Quelle: ntv.de, jaz

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