Grippeartige Symptome HMPV - Virus in China sorgt für Aufregung
06.01.2025, 13:48 Uhr Artikel anhören
Ungewöhnlicher Ausbruch oder übliche Erkältungswelle? Die Situation des HMPV-Virus in China ist bisher schwierig einzuordnen.
(Foto: IMAGO/Kyodo News)
In China grassieren derzeit Erkältungskrankheiten - nicht ungewöhnlich in der kalten Jahreszeit. Ein Erreger namens HMPV wird häufiger nachgewiesen als das Coronavirus. Videos in sozialen Netzwerken sollen volle Krankenhäuser zeigen. Doch wie schlimm ist die Lage wirklich?
Es mehren sich Medienberichte über einen angeblichen Ausbruch eines wenig bekannten Erregers namens HMPV in China, auch wenn die Faktenlage bisher dünn ist. In sozialen Medien kursieren Videos von angeblich überfüllten Wartezimmern in Krankenhäusern. Eine offizielle Bestätigung aus China zu einer erhöhten Belastung des Gesundheitswesens liegt bisher nicht vor. Jedoch gaben die Behörden Ende Dezember einen Anstieg von Erkältungskrankheiten bekannt.
Das Chinesische Zentrum für Seuchenkontrolle und -prävention (CCDC) hatte berichtet, dass die Zahl der grippeähnlichen Erkrankungen in China in der vorletzten Woche des Jahres 2024 angestiegen war. Fast ein Drittel der Betroffenen wurde positiv auf Grippe getestet - ein Anstieg von rund 6 Prozentpunkten. Von jenen, die mit einer Atemwegserkrankung ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten, waren 18 Prozent an Grippe erkrankt.
Auf Platz zwei der erfassten Fälle kam laut den Daten der chinesischen Behörde der Erreger HMPV mit einem Anteil von 6,2 Prozent aller Erkrankungen - was höher war als der Anteil von Covid-19, Rhinoviren und Adenoviren. Zudem wurden laut CCDC 5,4 Prozent der im Krankenhaus behandelten Erkrankten mit Grippe- und Erkältungssymptomen positiv auf HMPV getestet.
Grund für einen möglichen Anstieg der HMPV-Fälle in China könnte eine erhöhte Anfälligkeit für gleichzeitige Infektionen - etwa mit RSV und Influenza - sein, vermutet die Immunologin Vasso Apostolopoulos von der Victoria University in Melbourne. Auch würden saisonale und umweltbedingte Faktoren wie Kälte die Virusübertragung derzeit begünstigen. Andere Experten geben zu bedenken, dass eine Zunahme der Fälle zum Teil auf neue Technologien zurückzuführen sein könnte, mit denen HMPV leichter erkannt wird.
Was ist HMPV?
HMPV ist die Abkürzung für Humanes Metapneumovirus. Der Erreger löst Erkrankungen mit erkältungs- und grippeartigen Symptomen wie Schnupfen, Husten, Fieber und in manchen Fällen auch Kurzatmigkeit aus. Das Virus ist aber alles andere als neu und wurde bereits 2001 in den Niederlanden erstmals isoliert. Es ist nicht nur in China verbreitet, sondern kommt auch in den USA, Europa und anderen Ländern vor.
Betroffen sind vorwiegend Kleinkinder, Senioren und Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Auch in Deutschland waren zuletzt 7 Prozent der Getesteten mit Erkältungssymptomen positiv auf HMPV, wie aus dem jüngsten RKI-Bericht hervorgeht. Laut einer Studie aus dem Jahr 2021 wurden weltweit 3 bis 10 Prozent der Krankenhauseinweisungen und 1 Prozent der Todesfälle im Zusammenhang mit akuten Infektionen der unteren Atemwege bei Kindern unter fünf Jahren im Jahr 2018 auf HMPV zurückgeführt.
Droht eine neue Pandemie aus China?
Mehr als fünf Jahre ist es her, dass die ersten Meldungen über eine mysteriöse Lungenkrankheit in China den Rest der Welt erreichten. Es stellte sich im Nachhinein als Beginn einer globalen Pandemie mit dem neuartigen Virus SARS-CoV-2 heraus, gegen das noch keinerlei Immunität in der Bevölkerung existierte. Bis heute hat Covid-19 mehr als sieben Millionen Todesopfer gefordert.
Bisher gibt es nicht genügend Informationen über die Situation in China, um das Ausmaß und die Schwere des dortigen HMPV-Ausbruchs einschätzen zu können. Da HMPV seit mindestens 20 Jahren zirkuliert, kann von einer gewissen Herdenimmunität ausgegangen werden, was eine globale Pandemie unwahrscheinlich macht. Gegen das Virus existiert allerdings kein Impfstoff oder Medikament.
Quelle: ntv.de, kst