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"Absoluter Wendepunkt" Luftproben erfassen überraschend Artenvielfalt

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Die Studienautoren sprechen von einem "absoluten Wendepunkt für die Verfolgung und Überwachung der biologischen Vielfalt".

Die Studienautoren sprechen von einem "absoluten Wendepunkt für die Verfolgung und Überwachung der biologischen Vielfalt".

(Foto: picture alliance/dpa)

Eigentlich gibt es derzeit keine Möglichkeit, die globale Artenvielfalt zuverlässig zu ermitteln. Forscher machen nun jedoch eine überraschende Entdeckung. Offenbar zeichnen Stationen, die die Luftverschmutzung messen, auch Daten zur Biodiversität auf.

Tausende Stationen zur Messung der Luftqualität haben offenbar jahrelang nicht nur Daten zu Schadstoffen aufgezeichnet, sondern auch zur Artenvielfalt. Das legt eine Studie nahe, die im Fachmagazin "Current Biology" veröffentlicht wurde. Bislang gingen Forscher davon aus, dass es keine Infrastruktur für eine flächendeckende Erfassung der Arten gibt.

Der Verlust von biologischer Vielfalt und das zunehmende Artensterben sind eine große Bedrohung für die Ökosysteme. Das tatsächliche Ausmaß ist aufgrund fehlender Daten aber unbekannt. Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass es möglich ist, Arten durch die sogenannte Umwelt-DNA anhand von Luftproben zu identifizieren. Ein Forscherteam hat daraufhin untersucht, ob die Filter, die weltweit zur Erfassung von Luftqualitätsdaten verwendet werden, auch Umwelt-DNA enthalten.

Bei der Untersuchung an zwei Standorten in Großbritannien fanden sie die Umwelt-DNA von zahlreichen Arten, darunter Säugetiere, Vögel, Pflanzen und andere Gruppen. "Dieses Netzwerk gibt es schon seit Jahrzehnten, aber wir haben den ökologischen Wert der von ihnen gesammelten Proben nicht wirklich berücksichtigt", sagt Elizabeth Clare von der York Universität Toronto.

Daten jahrzehntelang gespeichert

Die Forscher schlussfolgern daraus, dass Luftqualitätsmesser weltweit als Begleiteffekt auch die Biodiversität erfassen. Manche Stationen speichern ihre Daten jahrzehntelang. Die Forscher hoffen, so Rückschlüsse auf die Entwicklung der lokalen Tier- und Pflanzenpopulation ziehen zu können. "Es könnte sich als absoluter Wendepunkt für die Verfolgung und Überwachung der biologischen Vielfalt erweisen", sagt Joanne Littlefair von der Queen Mary Universität London.

Regierungen, Wissenschaftler und Umweltbehörden auf der ganzen Welt fordern seit Langem standardisierte Methoden, um die biologische Vielfalt zu erfassen. Mit nur geringfügigen Änderungen an den derzeitigen Protokollen zur Überwachung der Luftqualität könnte dieses Problem gelöst werden.

Fast jedes Land verfügt über ein System oder ein Netz zur Überwachung der Luftverschmutzung, entweder in staatlicher oder privater Hand. Das Forschungsteam arbeitet nun daran, so viele Umwelt-DNA-Proben wie möglich zu sammeln. Es brauche aber eine globale Anstrengung, um die Daten auszuwerten.

Quelle: ntv.de, mdi

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