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Problem für Muskulatur Moderne Schuhe sind Gefahr für Füße

Die Zeichnung zeigt, wie sich die nach oben gebogenen Schuhe auf die knöcherne Struktur der Füße auswirken.

Die Zeichnung zeigt, wie sich die nach oben gebogenen Schuhe auf die knöcherne Struktur der Füße auswirken.

(Foto: Freddy Sichting)

Ob bei Sneakern oder Straßenschuhen: Wenn bei Schuhen der Bereich der Zehen angehoben wird, dann soll sich das bequemer für die Träger anfühlen. Nach neuesten Erkenntnissen könnte das jedoch langfristig zu Problemen der Fußmuskulatur führen.

Schuhe mit einer Sohle, die im Bereich der Zehen angehoben ist, sorgen für eine geringere Belastung der Fußmuskulatur. Das berichtet eine Forschergruppe um Freddy Sichting von der Technischen Universität Chemnitz nach einer experimentellen Untersuchung in der Fachzeitschrift "Scientific Reports". Was sich für den Träger des Schuhs komfortabel anfühlt, könnte langfristig die Fußmuskulatur schwächen und zu Problemen wie Senkfüßen oder Sehnenentzündungen beitragen.

"Bisher hat keine Studie mit Experimenten untersucht, wie sich das Anheben der Zehen auf die Funktionsweise des menschlichen Fußes beim Gehen auswirkt und wie sie die Verletzungsanfälligkeit des Fußes beeinflussen kann", schreiben die Forscher. Dabei ist die Anhebung des Sohlenprofils in der Höhe des Zehengrundgelenks bei vielen Sportschuhen zu finden, zum Teil auch bei Straßenschuhen.

Genaue Analyse auf Laufbändern

Barfuß im Sand zu laufen, ist ein optimales Training für die Füße.

Barfuß im Sand zu laufen, ist ein optimales Training für die Füße.

(Foto: imago images/Plusphoto)

Sichting und Kollegen machten ein Experiment mit neun Männern und vier Frauen, die gesund und normalgewichtig waren und keine Fußprobleme hatten. Diese ließen sie auf geteilten Laufbändern gehen, um den Bewegungsablauf für jeden Fuß einzeln zu analysieren. Die Teilnehmer gingen dabei entweder barfuß oder mit speziell angefertigten Sandalen: Bei einer war der Zehenbereich gegenüber der Grundfläche mit einem Winkel von 10 Grad erhöht, bei den anderen um 20, 30 und 40 Grad. Die Bewegungen wurden mit acht Kameras aufgenommen und in ein 3-D-Modell übertragen.

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Deutliche Unterschiede zeigten sich vor allem beim Abrollen - also kurz vor dem Abstoßen: Beim Barfußlaufen drehte sich das Zehengrundgelenk bei den Teilnehmern durchschnittlich um etwa 28 Grad nach oben. Bei den Sandalen mit einem 10-Grad-Winkel waren es im Schnitt nur 20 Grad. Bei den anderen Sandalen waren die Werte noch geringer, bis knapp 17 Grad beim 40-Grad-Winkel. Dies legt nach Angaben der Wissenschaftler nahe, dass mit solchen Sandalen die Fußmuskeln beim Abrollen und Abstoßen vom Boden weniger Arbeit leisten müssen als ohne Schuhe - und somit weniger trainiert werden.

"Diese kleinen Unterschiede in der Muskelarbeit summieren sich wahrscheinlich zu erheblichen Unterschieden im Laufe der Zeit, wenn man bedenkt, dass die durchschnittliche Person in Industrieländern 4000 bis 6000 Schritte pro Tag unternimmt", schreibt das Team. Dies könne auf Dauer die Fußmuskulatur schwächen.

Senk- und Plattfuß drohen

Dadurch steige wahrscheinlich die Anfälligkeit für die Entwicklung eines Senk- oder Plattfußes samt der damit verbundenen Probleme. Dazu gehört etwa die sogenannte Plantarfasziitis, eine schmerzhafte Reizung der vom Fersenbein fächerförmig verlaufenden Sehnenplatte an der Fußsohle.

Aus der Perspektive der Evolution sei das Tragen von Schuhen, die den Fuß mit Polstern und auf andere Weise unterstützten, relativ neu, sagte Sichting laut einer Pressemitteilung der Harvard University. Es gebe mehrere Hinweise darauf, dass schwache Fußmuskeln zum Teil eine Folge solcher Unterstützung sein könnten. Oliver Hansen von der Harvard University ergänzte: "Die Studie hat nur ein isoliertes Element unserer Schuhe betrachtet." Es sei nötig, das Zusammenspiel der Anhebung der Zehen mit anderen Elementen der Schuhe zu erforschen.

Weil in der Studie nur Menschen getestet wurden, die gewöhnlich Schuhe tragen, sei es interessant, auch Probanden zu untersuchen, die üblicherweise barfuß laufen, merken die Studienautoren zudem an. Auch könnten bei weiteren Studien verschiedene Schrittgeschwindigkeiten und die Aktivität der Fußmuskeln gemessen werden.

Quelle: ntv.de, Stefan Parsch, dpa

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