Bei kleinen Eingriffen Musik lindert Schmerzen bei Neugeborenen
29.08.2023, 17:54 Uhr Artikel anhören
Eine Krankenschwester entnimmt einem Säugling an der Ferse Blut für eine Untersuchung.
(Foto: picture alliance / dpa | Arno Burgi)
Um frühzeitig schwere Erkrankungen zu erkennen, wird bei Neugeborenen innerhalb von 48 Stunden nach der Geburt Blut aus der Ferse entnommen. Der Piks ist auch für die Kleinen schmerzhaft. Ein Forschungsteam prüft deshalb, welche Wirkung Musik diesbezüglich haben kann und bekommt eindeutige Ergebnisse.
Kaum auf der Welt, schon müssen Neugeborene verschiedene, manchmal auch etwas schmerzhafte Untersuchungen über sich ergehen lassen. Dass bestimmte Musik solche Erfahrungen für die Babys deutlich weniger unangenehm machen kann, berichten US-amerikanische Forschende im Fachmagazin "Pediatric Research".
Das Team um Saminathan Anbalagan vom Lincoln Medical & Mental Health Center in New York untersuchte das Schmerzempfinden von gesunden, termingerecht zur Welt gekommenen Neugeborenen in einem Krankenhaus vor, während und nach der Blutentnahme im Rahmen eines Routine-Screenings. Dabei wird innerhalb der ersten zwei Lebenstage aus der Ferse der Babys Blut entnommen und analysiert, um schwere Erkrankungen möglichst früh zu erkennen.
Ärzte mit schalldichten Kopfhörern
Die Forschenden teilten dazu 100 Neugeborene nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen: Eine Hälfte hörte 20 Minuten vor dem Einstich und 5 Minuten danach ein instrumentales, beruhigendes Schlaflied, der Kontrollgruppe dagegen wurde keine Musik vorgespielt. Kurz vor dem Eingriff erhielten alle Babys eine kleine Menge Zuckerlösung, die das Schmerzempfinden herabsetzen soll. Die Säuglinge hatten keine Schnuller oder andere Beruhigungsmittel. Die Ärzte trugen schalldichte Kopfhörer, so dass sie selbst nicht wussten, ob die Babys Musik hörten oder nicht.
Mit dem Schlaflied empfanden die Kinder den Fersenstich als deutlich weniger schmerzhaft als die Babys aus der Kontrollgruppe, die keine Musik hörten. Dies beurteilten die Mediziner anhand eines standardisierten Systems, das den Schmerzpegel der Kinder anhand von Mimik, Weinen, Atmung, Bewegungen der Gliedmaßen und allgemeiner Erregung ermittelt. Während die Kinder aus der Kontrollgruppe beim Einstich den maximalen Skalenwert 7 erreichten, lag er mit der Musik bei durchschnittlich etwa 4.
Schmerzerfahrung bei Säuglingen lange unterschätzt
Schmerzempfinden bei Säuglingen sei lange unterschätzt worden, schreibt die Gruppe. Mittlerweile sei aber bekannt, dass frühe Schmerzerfahrungen die Schmerzreaktionen im späteren Leben beeinflussen könnten. Daher sei die Etablierung einer einfachen und zuverlässigen Methode zur Schmerzlinderung bei Neugeborenen von entscheidender Bedeutung.
"Musikintervention ist ein einfaches, reproduzierbares und kostengünstiges Instrument zur Schmerzlinderung bei kleineren Eingriffen bei gesunden Neugeborenen", schreibt die Gruppe. Die Ergebnisse könnten etwa auf Geburtsstationen für Neugeborene mit begrenzten Ressourcen angewendet werden. Zudem könnte man gezielt untersuchen, ob etwa vorher aufgenommene Sequenzen mit den elterlichen Stimmen ebenfalls Schmerzen lindern könnten.
Quelle: ntv.de, Franca Krull, dpa